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Wenn sich fast alles in den eigenen vier Wänden abspielt

Corona bringt Familien zusammen

Spielen steht im Moment hoch im Kurs – in diesen Tagen vermehrt mit den Eltern. (Bild: Pixabay)

Die Coronakrise ist da und wie gehen wir damit um? Eine Situationsanalyse mit der Familie – vieles ist anders. Die Arbeit ist weniger effizient und ein eigener Garten fehlt schmerzhaft, dafür ist der Papi viel häufiger zu Hause. Gut, gibt es zum Leidwesen unserer Nachbarn noch ein ganz besonders lustiges Spiel.

Ich muss gestehen, auch ich habe die ganze Auswirkung der Coronavirus-Pandemie zu Beginn komplett unterschätzt. Hätte mich jemand an der Fasnacht in Luzern gefragt, ob ich je einmal Homeoffice zusammen mit Kindern machen würde, dann hätte ich ihm mit einem sehr grossen Kopfschütteln geantwortet: «Homeoffice mit Kids? Keine Chance!»

Nun, ein paar Wochen später sitze ich tatsächlich zu Hause vor dem Esstisch und arbeite von meinem Computer aus, während meine Kinder ihre Hausaufgaben erledigen und sich immer wieder mal so richtig «am Grind nehmen». Ja, das gehört auch dazu, und seit heute weiss ich auch, es darf auch dazugehören.

Ein komplett neuer Alltag

Bis vor kurzem habe ich immer allen erklärt, wie toll und schön es ist, dass wir bei der Kinderbetreuung eine Luxuslösung haben. Beide Grosselternteile kümmerten sich sehr gerne und aufopfernd um unsere Kinder, jeweils einmal in der Woche. Die beiden Tage gilt es nun, anders zu organisieren.

Und auch hier gehören wir wieder zum glücklichen Teil der Familien, die es selbst gut organisieren können. Denn seit kurzem arbeitet mein Mann von zu Hause aus, und auch ich kann eben von meinem Esstisch aus meine Arbeit erledigen. Klar, auch wir sind gefordert:

Kann ich wirklich die gewünschte Arbeitsleistung erbringen? Werde ich meinen Kindern auch gerecht, und wie gehen jetzt diese Rechenaufgaben schon wieder? All diese Fragen beschäftigen im Moment wahrscheinlich nicht nur mich.

Das Leben ohne Fussball – für den Grossen fast unmöglich

Beinahe jede Nacht grüble ich zudem, wie ich den Tagesablauf noch effizienter und für die Kids noch abwechslungsreicher gestalten kann. Denn vor allem die Kids merken: Hier ist etwas anders. Der Grosse darf nicht mehr zu seinem geliebten Fussball gehen, auch die nachmittäglichen «Tschuttimätschli» mit seinen Schulfreunden gibt es nicht mehr.

Und dann sind auch die vielen Stunden, die das Mami am Computer sitzt, aber dennoch nicht gleich effektiv sein kann, weil immer wieder ein Kind eine Frage oder ein Anliegen hat. So kann es gut sein, dass ich mehrere Stunden an der Arbeit bin, aber effektiv nur gerade die Hälfte gearbeitet habe. Das ist manchmal frustrierend.

Homeoffice und Hausarbeit gleichzeitig geht nicht

Gleichzeitig hat sich bei uns als Familie doch einiges positiv verändert. Ich verbringe wieder viel mehr Zeit mit den Kindern mit Spielen, Seich machen und kreativ sein. So werden kurze Filme mit Plüschtieren gedreht, ein Töggeliturnier ausgetragen, «rumgerutzt» und gemeinsam feine Menus gekocht.

Man wird erfinderisch und zum Glück gibt es online ganz viele Angebote und Ideen, um die Kids bei Laune zu halten. Dazu kommt noch die liebe Hausarbeit. Auch hier bin ich mittlerweile entspannter unterwegs. Schliesslich kann ich ja nicht, wenn mein Mann ein Telefonmeeting hat, mit dem Staubsauger im Zimmer umherwirbeln.

Gleichzeitig haben die Kids viel mehr von ihrem Papi, der ist ja schliesslich jetzt auch rund um die Uhr zu Hause. Er hilft auch mal, wenn Mami bei der Rechenaufgabe komplett überfordert ist und manchmal wirklich überhaupt nicht mehr weiterweiss.

Wieso haben wir keinen Garten?

Was uns jedoch am meisten fehlt, ist der Auslauf. Wenn man keinen Garten hat, in dem die Kids rumtoben können, ist dies manchmal sehr anstrengend. Die Kinder dürfen nur noch unter meiner Beobachtung draussen spielen und ja niemandem zu nahe kommen. Für meine Kinder, die sehr aufgeschlossen sind, keine einfache Aufgabe.

Da kommt manchmal der Kleine und fragt: «Mami, wieso haben wir keinen Garten?» Ja, in solchen Momenten wünschte ich mir auch solch einen, riesigen, fussballfeldgrossen Rasenplatz. Dann wäre alles gut.

Die Zahnärztin im Homeoffice

Der Moment, der mir die Augen aber vollends geöffnet hat, dass auch andere Eltern vor den gleichen Herausforderungen stehen, war ein Gespräch mit der Zahnärztin meines Sohnes. Der Grosse kriegt eine Zahnspange. Wegen Corona musste die Besprechung per Telefon geschehen.

Bei all den komplizierten Begriffen keine einfache Aufgabe. Die ganze Zeit löcherten mich die Kids mit Fragen im Hintergrund und ich gab ihnen wild gestikulierend zu verstehen, dass ich in einem wichtigen Gespräch bin.

Als all das nicht mehr half und die beiden wieder begannen zu streiten, griff ich zur letzten Geheimwaffe. Ich nickte genervt bei der Frage: «Mami, dürfen wir gamen?» Endlich war es ruhig.

Es ist eine Ausnahmesituation – machen wir das Beste daraus

Jedoch begannen genau in diesem Moment ihre Kinder im Hintergrund zu schreien. So laut, dass ich sie kaum mehr verstehen konnte. Ich musste schmunzeln und sie entschuldigte sich mit den Worten: «Tut mir leid, ich bin im Homeoffice und meine Kids finden es nicht so toll, wenn ich am Arbeiten bin.»

Das tat gut, auch sie kämpft mit den gleichen Problemen wie ich. Wir konnten darüber lachen und ich fühlte mich befreit. Es ist eine Ausnahmesituation – nicht nur für mich und meine Familie, auch für alle anderen. Also machen wir das Beste daraus. Darum stelle ich nun meinen Computer auf die Seite – die Arbeit kann ich auch am Abend noch erledigen.

Jetzt spiele ich zuerst einmal mit meinen Jungs in der Wohnung Ballontennis. Hey, das ist im Fall wirklich noch lustig. Entschuldigt liebe Nachbarn, nach der Ausnahmesituation werden wir es nicht mehr machen. Bis dahin wird es leider ein wenig lauter …

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Malia
    Malia, 05.04.2020, 13:09 Uhr

    Am Ostersonntag treffe ich meine beiden Töchter zum Lunch 😀 – die Eine wohnt seit Jahren in London, die Andere in München – also treffen wir uns zur Lunchtime im Skype 😍 ich freue mich sehr darauf.
    Allen frohe Ostern 🐰

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