Auswandern mit Kind – darum verzichten wir
Als wir vor ein paar Jahren von Mexiko zurück in die Schweiz kamen, waren hier eigentlich nur Ferien geplant. Doch wie das Leben so spielt, kam es anders. Heute bin ich froh, dass mein Kind hier in der Zentralschweiz aufwachsen darf.
Schon früh wollte ich reisen und die Welt entdecken. Mit Mitte zwanzig brach ich meine Zelte in der Schweiz komplett ab und wanderte aus nach Mexiko. Zurückkommen wollte ich nur noch, um Urlaub zu machen.
Zwei Jahre später waren genau solche Heimatferien geplant. Mit Ehemann im Gepäck wollte ich einen oder zwei Monate in der Schweiz verbringen und ihm die sommerlichen Schönheiten des Landes zeigen.
Wenn Pläne sich ändern
So lautete unser Plan. Was nicht ganz geplant war, war schwanger zu werden. Als wir die Nachricht bekommen haben, entschieden wir uns dafür, erst einmal zu bleiben, bis das Kind auf der Welt war.
Seitdem sind vier Jahre vergangen. Die Pandemie hat natürlich einiges zum Bleiben beigetragen. Die Schuld nur darauf zu schieben, wäre aber falsch. Als Mutter sehe ich die Schweiz heute mit anderen Augen, sehe viele Vorteile für meine kleine Familie, die dem anderen Land fehlen.
Eine Auszeit zu Hause
Die letzten fünf Wochen durften wir zurückgehen, die Feiertage mit der Familie meines Mannes verbringen und die Zeit geniessen. Es war wunderschön, aufregend, spannend, aber auch augenöffnend. Ich möchte nicht mehr zurück. Zumindest nicht, solange unser Kind noch klein beziehungsweise schulpflichtig ist.
Das hat vor allem mit zwei Punkten zu tun.
Sicherheit
Das erste Mal, als mein Mann die Kindergartenkinder mit ihren Leuchtstreifen sah, dachte er, da wäre ein GPS eingebaut. Wie sonst kann man seine Kinder alleine auf die Strasse lassen? In der Schweiz dürfen sich die Kinder alleine im Quartier aufhalten, in die Schule gehen, Freunde besuchen. Das Überqueren der Strasse wird mit dem Polizisten geübt und ohne Veloprüfung muss man zu Fuss zur Schule.
Diese Sicherheit, die für mich gleichzeitig Freiheit bedeutet, ist ein sehr wichtiger Punkt für meine Entscheidung. Ich fände es falsch, meinem Kind diese Möglichkeiten zu nehmen.
Natürlich würde er sich den Gegebenheiten des Landes anpassen und sie als normal betrachten. Ich selbst weiss aber, wie es anders sein kann. Ich weiss, wie es ist, wenn man stundenlang draussen mit seinen Freunden spielt, streitet und lacht, Velotouren unternimmt und Picknicke veranstaltet. Und genau das wünsche ich mir für meinen Sohn.
Bildungssystem
Ich gebe es zu, ich habe ein paar Kritikpunkte am Schweizer Bildungssystem. Doch im Grossen und Ganzen bin ich sehr zufrieden damit. Nachdem man die Schulbildung in der Schweiz durchlaufen hat, wage ich zu behaupten, kann man auf eine solide Basis setzen. Mit dem dualen Bildungssystem bringen wir viele Fachkräfte hervor und es erleichtert den Einstieg ins Berufsleben.
Das ist aber nicht überall so und für mich ein sehr gewichtiger Grund auf eine erneute Aus- beziehungsweise Rückwanderung zu verzichten.
Ich möchte meinem Kind eine gute Schulbildung ermöglichen und das kann ich in der Schweiz, indem ich ihn in die öffentliche Schule schicke. Im anderen Land undenkbar. Eine öffentliche Schule würde nie infrage kommen und selbst bei den privaten Schulen bin ich wahnsinnig skeptisch, wie gut diese wirklich sind.
Hat Kind irgendwann eine Lehre in der Tasche oder ein Studium beendet und möchte die Welt entdecken, werde ich ihn natürlich unterstützen.
Ein anderer Blick aufs Leben
Mit dem Muttersein verändert sich so manches. So viele neue Perspektiven tun sich auf, so viele neue Entscheidungen müssen getroffen werden. Zum Wohle unseres Kindes haben wir uns (vorläufig) für ein Leben in der Schweiz entschieden.
Und wir sind froh darüber. Es fühlt sich richtig an. Trotzdem möchten wir nicht für immer bleiben und planen bereits unsere Altersresidenz weit weg von Schnee und Winter.
Hast du schon einmal übers Auswandern nachgedacht?