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Meine Herausforderung mit dem Baby-Brei

Arbeit und sein Baby mit Muttermilch ernähren: Geht nicht!

Wann fängt man am besten mit der Beikost an? (Bild: Symbolbild: Pexels)

Kaum hat man Nachwuchs produziert, stellt sich nach wenigen Monaten bereits die Frage nach Baby-Brei oder dem richtigen Abstillen. Für mich waren in diesen Monaten ein schlechtes Gewissen und viele Fragezeichen ständige Begleiter. Eine besondere Rolle spielte dabei auch die WHO mit ihren «Empfehlungen».

Natürlich habe ich mich bereits vor der Geburt intensiv mit dem Thema Stillen befasst. Und innerlich gebetet, dass es mit dem Stillen passt. Weil ich um die Bedeutung von Muttermilch wusste. Kaum funktionierte es dann mit dem Stillen, musste ich mich auch schon wieder mit dem Abstillen beschäftigen. So zumindest kamen mir die ersten vier Monate vor, die regelrecht vorbeigeflogen sind. Und damit eröffneten sich mir eine Handvoll Fragen, die ich im Beitrag beantworten werde.

Empfehlungen und die Realität im Arbeitsalltag

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt beispielsweise, Babys mindestens sechs Monate zu stillen. Das krude daran? Das ist absolut unrealistisch, vor allem wenn Mama Teil- oder Vollzeit arbeitet. Denn a benötigt Abpumpen meist mehr Zeit als das Stillen mit Baby und b fehlen dafür ruhige «Abpumpplätzchen». Schliesslich blockiert man eine Toilette für mindestens 20 Minuten.

Dieses «Problem» zeigte sich auch bei arbeitenden Mamas aus meinem Umfeld. Zuhauf habe ich sie gehört, Sätze wie: «Ich soll im Büro arbeiten und gleichzeitig mein Baby mit Muttermilch versorgen. Wie soll das gehen?» Und da war sie dann auch klar erkennbar – diese innere Wut. Und die Lösung? Möglichst schnell abstillen natürlich. Problem gelöst? Jaja, von wegen!

Der richtige Zeitpunkt

Mit dem Abstillen stellt sich auch gleich die Frage, wann der richtige Startzeitpunkt dafür ist. Denn Abstillen benötigt Zeit. Und Geduld. Und ist abhängig vom Gesundheitszustand des Babys und der stillenden Mama. Bei gewissen Frauen läuft das Stillen gleich zu Beginn wie am Schnürchen. Andere hingegen müssen sich einige Tage gedulden, bis der Milcheinschuss erfolgt (zentralplus berichtete).

Und wieder andere Mamas haben derart viel Milch, dass ihre Milchdrüsen verstopfen und sie beim Arzt landen. Oder bei einer Stillberaterin. Und dann gibt es eben auch noch diejenigen, die kaum Milch produzieren. Dieses Problem ist übrigens schon so alt wie die Menschheit selbst. Im Mittelalter gab es Ammen, die beim Adel die Ernährung des Säuglings in den ersten Monaten übernahmen. Nach einigen Monaten folgt dann die Lösung.  

Beikost nennt sich das. Fachpersonen empfehlen jeweils, auf das Baby zu hören, wenn es um den Start von Beikost geht. Das habe ich bei unserer Tochter ähnlich erlebt. Nach knapp drei Monaten begann sie damit, die kleinen Fingerchen in den Mund zu schieben. Die Brei-Inaugurierung startete ich mit gekochten Kartoffeln, Zucchetti und Karotten. Davon landete zuerst mehr auf dem Gesicht meiner Tochter oder auf dem Boden als in ihrem Mund. Was für ein Gemüse-Massaker! Umso überraschter war ich dann aber, als ich wenig später die Windel geöffnet habe und doch einige Spuren dieses Massakers vorfand. Ein Fortschritt auf Zeit!

So wird «Breili-Geben» ein Erfolg

Im Internet findet sich so mancher Tipp, was man einem Säugling als Erstes kochen soll. Und auch in Fachmärkten wimmelt es von Baby-Brei. Und dort, in einem Regal voller Babynahrung, lag auch die eigentliche Herausforderung begraben. Oft hatte ich bei dieser riesigen Auswahl das Gefühl, nicht schlauer als vorher zu sein. Eine Lösung musste her. Und wer eignete sich besser dafür als meine eigene Mutter?

Bei ihr konnte ich viele Fragezeichen klären. Zum Beispiel welche Temperatur ein Brei haben sollte, zu welcher Tageszeit ich meiner Tochter Brei geben sollte und was die beste Reihenfolge wäre. Zuerst Brei und dann Schoppen oder zuerst Schoppen und dann Brei? Heute weiss ich, ein hungriges Baby ist kein guter Sparringpartner. Starte also zuerst mit Schoppen.

Und dann gab es natürlich auch Tage, da sass ich total genervt in der Küche. In der einen Hand hielt ich einen Löffel, den ich meiner Tochter mit Mühe und Not mehrfach versuchte in den Mund zu schieben. In der anderen drückte ich kurz auf die Anruftaste und wählte erneut die Nummer meiner Mutter. Weitere Tipps waren gefragt.

Beikost ist (k)eine Hauptmahlzeit

Dass Beikost aber nur Bei-Kost und keine Hauptmahlzeit ist, musste ich in den ersten Tagen nach der Einführung von Karotten, Zucchetti und Kartoffeln lernen. Regelmässiges Stillen und/oder Abpumpen, gekoppelt mit Brei-Zubereitungen, führten am Anfang zu einem enormen zeitlichen Mehraufwand.

Oft stand ich da, in unserer Küche. Oder las zwischen Regalen im Supermarkt Babybrei-Fläschchen durch. Zuhause versuchte ich dann das eine oder andere Rezept nachzukochen und abzufüllen. Wie gross war dann auch die Enttäuschung, als unsere Tochter gewisse «Breili» verweigerte. Ob es daran lag, dass sie keinen Hunger mehr hatte oder diese schlichtweg nicht mochte? Ich weiss es nicht.

Fraglich ist für mich bis heute, wie ich meine Tochter ohne Brust zum Schlafen bringen soll. Oder was ich mit der überschüssigen Milch mache. Aber es bleibt ja noch Zeit, das herauszufinden. Meine Tochter wird es mir – hoffentlich – nicht übel nehmen.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Mütter wehrt euch!
    Mütter wehrt euch!, 01.05.2023, 18:43 Uhr

    Wichtig: der Arbeitgeber muss im ersten Lebensjahr Zeit zum Abpumpen/Stillen zur Verfügung stellen. Bis zu 90 Minuten pro Tag! Siehe Art. 60 ArGV1.
    Zudem muss ein Raum zur Verfügung gestellt werden und zwar nicht das WC. Auch ein Kühlschrank für die Lagerung der Muttermilch muss vorhanden sein.

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  • Profilfoto von Markus Rotzbeutel
    Markus Rotzbeutel, 30.04.2023, 18:13 Uhr

    Bitte nur geduldig bleiben, die Schweiz schafft es auch irgendwann schon. Vielleicht brauchts nur noch ein paar Jahrzehnte.

    Es ist schon bedenklich wenn sogar in den USA, wo Arbeitnehmerrrechte sonst unbekannt sind, Zimmer zum Stillen gang und gäbe sind. Aber vielleicht funktioniert die Biologie in der Schweiz anders?

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