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Willkommen bei Frau Sisyphus

Alltag mit Kindern heisst vor allem … putzen

Kinder spielen mit Leidenschaft. Dabei denken sie nicht an Sauberkeit und Ordnung. (Bild: Pixabay)

Jeder Tag ist wie ein Überraschungs-Ei: Man weiss nie, welchen Schaden die Kinder grad wieder angerichtet haben. Was eine Mutter beim Putzen und Reparieren so erwartet und wann es ohne Putzfrau gar nicht mehr geht, weiss Elternbloggerin Sabrina Forrer.

Es gibt Tage, da könnte man meinen, ich komme direkt aus der griechischen Mythologie. Nicht dass ich jetzt an eine Göttin denke, nein. Ich bin dann ganz Sisyphus.

Am Morgen schon trete ich in der Dusche auf vollkommen verdorrte Knetkrümel. Ein Relikt der gestrigen Knetherstellung, gewiss drei Viertel davon kann ich direkt entsorgen. Diese Geschichte hätten wir uns echt schenken können, denke ich und werde doch nicht schlauer daraus.

An solchen Tagen kann ich für die drei ruhigen Duschminuten hinterher eine halbe Stunde aufwischen und aufräumen. Die Ruhe ist dann niemals gut, sie ist geradezu trügerisch.

Wenn Kinder die Wohnung verschönern

Trete ich aus dem Bad, fällt mein Blick direkt auf die Wand. Es ist die eine Wand, die der Maler letzte Woche in einem «Schöner-Wohnen-Grau» gestrichen hat. Nun ist sie ist rot getupft.

Schier gestürzt, aber grad noch aufgefangen, und sofort fällt mein Blick aufs Parkett. Die Bastelmaterialien, die ich neuerdings in diesen kleinen Gewürzgestellen auf Kinderhöhe verwahre, ihr wisst schon. Aus dem pädagogischen Gedanken heraus geboren, sie könnten sich dann jeweils selbst bedienen, wenn sie gerade an einem Kinderkunstwerk arbeiten. Sämtliche Utensilien liegen auf dem Boden, Filzstifte ohne Deckel, Glitzer ohne Gefäss drumrum und so viele Filzbällchen, dass es mich beinahe an ein Bällebad für Mäuse erinnert. Tja, selber schuld, Mama Sisyphus, dein pädagogisches Konzept scheint zu funktionieren: Die Mädels HABEN sich nun einfach selbst bedient und ihr Kunstwerk heisst «rote Tupfen auf grauem Grund».

Immer noch füdliblutt überlege ich kurz und beinahe fieberhaft, wie ich am schleunigsten Schadenminimierung betreiben kann. Die Zwerge scheinen sich in den Garten geschlichen zu haben, von dort höre ich sie spielen und draussen können sie ja auch echt nicht viel anstellen.

Ich ordne also in Windeseile alle Bastelutensilien wieder ein und wische kurz über den Fussboden.

Fünf Minuten später bin ich angezogen und trete in den Garten hinaus.

Jeder Tag wie ein Überraschungs-Ei

Die frisch gewaschene Wäsche, die ich heute früh noch vor dem ersten Kaffee in den klirrenden Wind gehängt habe, liegt kreuz und quer verstreut im Garten. Die Hälfte muss ich grad nochmals waschen.

Als ich mich wieder eingekriegt habe, backen wir Kuchen für den Spielbesuch am Nachmittag. Die Kinder hantieren, wägen ab, rühren um. Danach schaut es hier aus, als wäre ein mittelgrosser Zug einmal quer durch die Küche gerast. Nachdem ich alles aufgeräumt und wieder einigermassen saubergewischt habe, ist der Kuchen im Ofen und ich bereits ziemlich ausgepumpt.

Die Kuchenkrümel, die gerade mal zwei Stunden später den gesamten Boden bedecken, lachen mich aus und fragen mich, weshalb ich sie gebacken habe.

An diesen Tagen erledige ich etwas, während die Zwerge anderswo in der Wohnung ein neues Durcheinander fabrizieren.

Manchmal sind sie aber ausser Haus und ich ganz alleine hier, passiert selten, aber immerhin. Dann lasse ich die Putzfrau kommen und zusammen versuchen wir, das liegen gebliebene Chaos zu beseitigen.

Putzen – die unendliche Geschichte

Wir putzen also die samichlausschokoladenverschmierten Fenster, befreien die Rahmen von jedem Mückenschiss, wischen das Parkett blitzblank, waschen die gesamte Küche einmal ab, wobei wir zur Erkenntnis gelangen, dass die ja eigentlich weiss wäre und nicht, wie seit Wochen angenommen, taupe-farben. Wir saugen alle Spinnweben von der Decke und die grossen Staubflauschen hinter den Schränken und Regalen hervor. Wir putzen die Bäder, entkalken, entsorgen, entwirren. Am Abend bin ich nudelfertig und 200 Stutz ärmer.

Dafür ist es wieder schön. Für genau 10 Minuten.

Weil dann marschieren hier die Kinder auf. Während ich das Nachtessen koche, füllen sie Sand in die Fensterrahmen. Und sie putzen die Balkontüre mit ihrem Seifenblasenwasser. Draussen buddeln sie das Apfelbäumchen aus und üben danach auf ihren erdverschmierten Kinderfingern den Handstand auf dem Wohnzimmerteppich.

Alles halb so wild

Das Nachtessen ist ein Fall für sich und mit Sicherheit einen eigenen Beitrag wert. Danach aber ja keine Zeit mit Aufräumen und Aufwischen verlieren und dabei Gefahr laufen, dass sich die Kinder die Ölkreiden schnappen und ihren heute abgeschliffenen Arbeitstisch erneut damit verzieren. Also alles stehen und liegen lassen und ab in die Wanne mit den beiden.

Abends, wenn sie schlafen, sieht es wieder einigermassen verheerend aus hier. Wenigstens ist es neuer Schmutz. Der ist halb so wild. Willkommen in der griechischen Mythologie. Bei Frau Sisyphus.


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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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