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Nebenwirkungen eines kranken Kindes

All die Krankheiten, die meine Tochter nicht ausliess

Kranke Kinder lösen bei Eltern teilweise massive Nebenwirkungen aus. (Bild: Adobe Stock)

Herzrasen, Fieber, Schweissausbrüche … Meine Tochter hat in den ersten Monaten ihres Lebens schon manche Krankheit durchgemacht. Noch fast gravierender sind aber die dadurch verursachten Nebenwirkungen bei mir als Mutter.

Ich glaube ja, es gibt drei Arten von Menschen. Also in Bezug auf Krankheiten. Die, die nie krank werden, dazu gehöre ich nicht. Die, die krank werden und sich dann geduldig mit Kräuterwickel, Ingwertee und dem Inhalieren von irgendwelchen natürlichen Substanzen geduldig wieder selbst heilen. Erstrebenswert, aber nein, das bin ich auch nicht.

Ich gehöre zu der dritten Sorte: Unendlich dankbar für Medizin, Nasenspray-süchtig, und beim ersten Anzeichen von Kopfweh schmeiss ich mir erst mal eine Tablette rein. Ja, ohne die Packungsbeilage auch nur im Geringsten zu beachten. Mit Nebenwirkungen deale ich dann, wenn ich welche habe. Nicht sehr schlau, ich weiss. Aber effizient und meistens recht einfach in der Handhabung.

Behandlungsziel als mögliche Nebenwirkung

Neulich hatte ich einen furchtbaren Ausschlag im Gesicht und musste diesen mit einer Salbe behandeln, welche mir von der Dermatologin verschrieben wurde. Überraschenderweise hatte ich nach ein paar Tagen den lustigen Einfall, die Nebenwirkungen dieser Salbe mal zu googeln. Rötungen und Ausschlag. Im Gesicht. Wie absurd ist das denn? Ich behandle meinen Ausschlag mit Medizin, welche einen ebensolchen Ausschlag lostreten kann? Hä?

Veranlasst durch diese kleine Begebenheit, fing ich an, weitere Nebenwirkungen von irgendwelchen geläufigen Medikamenten zu googeln. Sehr interessant. Von Schwindel bis Verstopfung findet man da wirklich alles. Ich fing an zu überlegen, welche Nebenwirkungen mir bekannt vorkamen. Zum Glück nicht sehr viele, zumindest nicht solche, welche beim Einnehmen von Medikamenten auftauchen.

Denn Nebenwirkungen machen sich bei mir eher bemerkbar, wenn meine Tochter krank ist oder eine Verletzung hat. Ich lade euch nun ein auf eine kleine Reise. Diese führt durch all die unerwarteten Nebenwirkungen, die bei mir auftraten, als die Gesundheit meiner Tochter aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Herzrasen

Es begann schon früh mit einer angstbedingten Nebenwirkung: Herzrasen. Beim allerersten ärztlichen Untersuch wurde festgestellt, dass das Herz meiner Tochter ein komisches Geräusch von sich gab. Das Herz. Gehts noch wichtiger?! Mein eigenes, zeitweise sehr vulnerables Herz reagierte sofort und raste. So, als ob es irgendeinen Fehler beim Herz meiner Tochter kompensieren wollte. Tat es natürlich nicht, sorgte bei mir aber die nächsten Stunden und Tage für Schlaflosigkeit. Das Geräusch verschwand zum Glück nach kurzer Zeit, und mein eigenes Organ beruhigte sich auch wieder. 

Übelkeit

Meine Tochter war noch keine drei Monate alt, da schaffte ich es, ihren Kopf an den Küchenschrank zu schlagen. Aus Versehen, selbstredend. Schock! Sie schrie, und ich machte etwa gleich laut mit. Ich hab mein Baby kaputtgemacht! Das dachte ich. Furchtbare Mutter, unfähig. Katastrophe.

Nach ein paar Sekunden hörte sie auf zu weinen und schien eigentlich ganz okay. Vor lauter Angst fuhr ich mit ihr in den Notfall. Ja, sorry wegen der Krankenkassenprämie, ich weiss. Aber ich war in Panik. Es folgte Entwarnung, alles gut, es blieb nicht mal eine Beule zurück. Dafür mein schlechtes Gewissen. Nebenwirkung ahoi. Von diesen unsäglichen Schuldgefühlen geplagt, litt ich tagelang unter Bauchweh und Heulattacken.

Ähnlich wars bei unserem ersten Zahnunfall. Es ist einfach dumm gelaufen. Per Zufall lag ein Nuggi unter dem Bett, zack, schon im Mund. Der Rucksack von unserem Besuch lag auf dem Boden. Gerannt, eingehängt, aufs Gesicht geknallt. Der halbe Schneidezahn ab. Das Kindchen lachte 20 Sekunden später wieder, und es war auch alles halb so schlimm. Für mich dafür doppelt. Dank des schlechten Gewissens wars mir Tage später noch übel.

Schweissausbrüche

Eine weitere Nebenwirkung, die ich kennenlernen durfte, waren Schweissausbrüche. Zum Beispiel beim Verabreichen von Algifor bei Corona. Ich war chancenlos. Meine Tochter wehrte sich mit Händen und Füssen und einer Kraft, von der ich bis heute nicht weiss, woher sie diese im zarten Alter von wenigen Monaten hernahm.

Fieber

Einmal brach mir auch der Schweiss aus, als die Kita zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn anrief, ich solle mein Kind bitte mit hohem Fieber so schnell wie möglich abholen. Innerhalb kürzester Zeit musste ich meine Klasse irgendwie beschäftigen, eine Stellvertretung organisieren und den gesamten Unterrichtsinhalt eines ganzen Nachmittags in 30 Sekunden zusammenfassen. Ich hechtete zum Bahnhof, verpasste trotzdem den Zug, nahm mir stattdessen ein Taxi (ja, ich weiss, vielleicht ein bisschen übertrieben, aber es war das allererste Mal, dass meine Kleine in der Kita krank wurde). Ich kam also schweissgebadet an, nur um ein eigentlich recht zufriedenes Kind zu empfangen, welches dann zu Hause gemütlich spielte und einfach nur Fieber hatte. Meine Nerven …

Und bei mir? Nerven, Magen, Herz, Seele …

Ja, meine Nerven. Also für meine Nerven ist das wirklich anstrengend, so ein krankes Kind oder all die kleinen Unfälle, denen ich als Mama so begegne. Für meine innere Ruhe eine echte Herausforderung. Für meinen Magen, mein Herz und meinen Schweisshaushalt. Und für meine Seele erst.

Es ist so ein Ding, wenn das eigene Kind krank ist oder einen Alltagsunfall erlebt. Es schmerzt. Wirklich, physisch. Mich als Mama. Wenn dieses kleine Wesen, welches ich so unendlich liebe, leidet, dann versetzt sich mein gesamter Körper irgendwie in Kampfstellung. Er versucht, alles zu retten, die Zeit zurückzudrehen und das Unmögliche aufzuhalten. Und während oder nach dieser Anstrengung kommt der Einbruch, begleitet von Müdigkeit, Übelkeit, Herzrasen und Schweissausbrüchen. Was für Nebenwirkungen!

Da lob ich mir doch meine Kopfwehtablette, bei der ich allerhöchstens ein bisschen schläfrig werde. Und ja, ich habe soeben mein Kind mit einer Tablette verglichen … Ich krieg schon wieder Bauchweh. Zum Glück spielt meine Tochter so gerne Ärztin und heilt ihre Patientinnen mit Pflastern, Liedern und Konfetti. Ich begebe mich nun wohl besser wieder einmal in ihre ärztliche Behandlung und deale später mit den Nebenwirkungen. Dann, wenn ich sie habe.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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