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Gastbeitrag eines Aushilfsmamis

9 Tipps, wie sich das anspruchsvolle Gottenkind unterhalten lässt

(Bild: Leo Rivas-Micoud)

Als Dinosaurierfängerin oder Alien-Prinzessin verkleidet zwischen Küche und Wohnzimmer umherrobben? Geht, aber nicht länger als zwanzig Minuten. Was also macht die engagierte Gotte oder der Götti nun für die restlichen zwei Stunden, bevor Klein Mia von den Eltern abgeholt wird? Unsere Gastbloggerin präsentiert neun Ersatz-Aktivitäten.

zentralplus-Mitarbeiterin Nadja ist kein Mami, aber Gotti, und eigentlich kein schlechtes. Jedoch kommt auch ein Aushilfsmami mal an den Rand seiner Kräfte. In ihrem Gastbeitrag schildert sie, wie man sich behelfen kann, wenn das Kind unterhalten werden will, aber keine Energie für ein Pinterest-würdiges Bastelprojekt mehr vorhanden ist.

Gotti, die Zauberfee mit der immer guten Laune, die Guetzli-Back-Maschine, die Gute-Nacht-Geschichte-Vorleserin, und die, die immer wissen will, wie’s im Kindsgi war, und dann so gespannt zuhört, als sässe gegenüber der Dalai Lama, der gerade spontan das Geheimnis des ewigen Glücks verkündet, und nicht die Fünfjährige, die zum dritten Mal alle Farben aufzählt, mit denen sie heute gemalt hat.

Aber: Spätestens nach einem verlängerten Wochenende Tiger spielen, Chicken Nuggets in mikroskopisch kleine Stückchen schneiden, Pingu (mit allen verschiedenen Stimmen) vorlesen und Gesichtchen in Apfelschalen ritzen (und dabei knapp dem Tod entgehen) ist irgendwann auch das immerlächelnde Fabelwesen Gotti … müde.

Neun getestete und für gut befundene Gotti-Kind-Aktivitäten, die sich mit minimalem körperlichem und mentalem Aufwand ausführen lassen:

1. Schritte zählen

Erstaunlich viele Dinge lassen sich zählen: Zehen, Staubfusel, die Schritte zum (Wein-)Kühlschrank. Je nach Wettbewerbssinn und Konkurrenzgeist des Kindes klappt dieses Spiel vorzüglich. So geht’s: Schrittzähl-App runterladen (und kurz ein flehendes Gebet an die Handydisplaygötter aussprechen), dann geht’s los. Mit dem Handy in der Hosentasche rennt das Kind nun durch die Wohnung, bis die zehntausend Schritte, die Gotti sich am 1. Januar immer vornimmt, erledigt sind.

2. Seifenblasen

Der Klassiker. Wer sieht nicht gerne dem irisierenden Seifenschaum zu, wie er durch die Luft schwebt und dann letztlich zerplatzt? Das Beste daran: Sie räumen sich gleich selbst auf.

3. Modenschau

Die pinkgoldenen Schals vom Markt in Delhi, die den Geruch des Subkontinents auch nach mehrmaligem Waschen noch nicht loswurden und sich bei genauerem Hinsehen dann doch nicht für den westeuropäischen Büroalltag eignen? Perfekt für das Catwalk-Spiel. Kind verkleidet sich (übermässig müde Gottis öffnen vielleicht noch die Schuhkommode und ergaunern sich so zehn weitere Minuten frei von «Was machen wir jetzt?»). Gotti spielt Anna Wintour und knipst – gemütlich vom Sofa aus – exklusive Bilder der begnadetsten Show des Jahres. Das pädagogisch wertvolle Gespräch über Konsumwahn und Überflussgesellschaft sparen wir uns fürs nächste Mal.

4. Fötteli luege

Müsst› ich’s schlimm finden, dass sich von vier Aktivitäten bislang drei eines elektronischen Geräts bedienen? Naja. Überanstrengte Mamis haben keine Kraft, sich um die Meinung anderer zu scheren, und so auch nicht das Gotti mit den halboffenen Augen. Die Kleinen schauen halt einfach so gerne die Bilder auf dem Handy durch, und fragen auch beim zehnten Mal noch mit dem immer selben Elan: «Und wer ist das?» Bonus-Punkte gibt’s für Tierli-Videos.

5. Milchmädchenzöpfe

Für einen wichtigen Anlass – Kompost entsorgen, Briefkasten leeren oder sogar ein Gang ums Haus? – braucht Gotti eine schicke Frisur. Die pastellfarbenen Haarbänder und -klammern vom Claire’s, die sich bei jeder Frau, die in den 90ern grossgeworden ist, angesammelt haben, kommen endlich wieder einmal zum Einsatz. Und je nach Professionalität der Stylistin kommt Gotti vielleicht sogar noch dazu, ein Klatschheft zu lesen.

6. Tisch anmalen

Den Tisch anmalen, wirklich? Der Traum einer jeden Fünfjährigen. So geht’s: Tisch mit Tischpapier einfassen und draufloszeichnen. Besonders liebe Gottis machen daraus nachher eine Postkarte oder recycletes Geschenkpapier.

7. Schiedsrichter

Die allermeisten Kinder sind ehrgeizig, das haben die minimalen Recherchen dieses Gottis ergeben. Und die allermeisten Kinder springen gerne vom Sofa hoch in die Luft und rollen auf dem Teppich elegant ab. «Was meinst du, geht das noch ein bisschen höher?», fragt der russische Schiedsrichter «Gotti» und vergibt für jeden neuen Sprung eine kritische Note.

8. Synonym-Spiel

An das Synonym-Spiel erinnert sich Gotti gut. Die sieben Wörter für schön und die fünf Wörter für schlendern hat sie bis heute nicht vergessen. Auch wenn Mia noch nicht zur Schule geht, wenn’s so weit ist, wird sie mindestens beim Aufsatzschreiben brillieren.

9. Einfach mal Nichtstun

Um dem Patenkind ein fantastisches Wochenende zu bescheren, von dem es auch in zwei Wochen (die entsprechen in Erwachsenenzeit umgerechnet ungefähr zwei Jahren) noch schwärmt, greift so manches Gotti auf ihre besten Administrations- und Mikromanagement-Fähigkeiten zurück. Aber: Kinder brauchen nicht immer ein volles Programm. Auf die durchgeplanten Zoo-Waldspielplatz-Schwimmbad-Tage dürfen ruhig auch mal Momente der totalen Ruhe folgen. «Erziehen mit Zen», nennt sich das laut Eltern-Artikeln, die das eifrige Gotti seit Tag 1 ihres Gotti-Daseins aufmerksam konsultiert. Es fördert die Kreativität und hilft dem Kind, Eigeninitiative zu entwickeln.

Nun ist Mia mit ihren Eltern auf dem Heimweg und dem Gotti bleibt nur eines: müde, aber glücklich ins Bett fallen. Davor aber noch ein letztes Mal das Handy zücken und kurz Mias Mami whatsappen: «Kommt bald wieder vorbei!»

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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