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zentralplus testet Apfelschaumweine

Zuger Cidre im Test: die Auferstehung des Apfelweins

Das Oster-Apéro bietet eine gute Gelegenheit, Zuger Cidre zu testen. (Bild: fge)

Er ist eines der Trendgetränke schlechthin: Cidre. Die Nachfrage führt auch im Kanton Zug zu einem immer breiteren Angebot an Apfelweinen – ideale Ausgangslage für einen Test der lokalen Produkte. Dabei gab es eine böse Überraschung und ein dichtes Ergebnis.

Stellten die meisten Apfelbauern lange Zeit nur noch Süssmost her, so hält in der Schweiz seit Kurzem ein neuer alter Trend Einzug: Cider, Cidre oder ganz banal Apfelwein genannt. Die vergorene Variante erfreut sich dank süssen Varianten wie Strongbow Somersby oder Strongbow zunehmender Bekanntheit.

Etwas für die Natur – und moderne Bauern

Dass mit der Produktion auch eine deutlich höhere Wertschöpfung verbunden ist, freut moderne und experimentierfreudige Bauern natürlich doppelt. Aber auch die Natur. Weil bei der Produktion von Cider ein eher hoher Gerbstoff‐ und Säuregehalt der Früchte gewünscht ist, kann so der Erhalt von seltenen Apfelsorten gefördert werden. Einer der für Cidre gut geeigneten Äpfel ist beispielsweise der im Kanton Zug vorkommende Södliapfel.

Wir wollten für unseren Test eigentlich Luzerner und Zuger Cidre gegeneinander antreten lassen. Die Auswahl an lokalen Produkten wurde in der Zwischenzeit dafür aber zu gross, sodass wir uns zuerst einmal auf den Kanton Zug beschränken. 

Grosse Vielfalt

Mit dem Angebot wächst naturgemäss auch die Vielfalt. Aus Baar kommt beispielsweise der ChampBaar, ein Apfelschaumwein mit 7,5 Volumenprozent Alkohol. Mehrere Produkte stellen Georg und Silvia Keiser in Neuheim her. Während dem Lindenhügler Lindenblüten zugesetzt werden, ist der Moränenhügler ein klassischer Apfelschaumwein mit traditioneller Flaschengärung und 7-8 Volumenprozent Alkohol.

Cider oder Cidre?

Doch was ist denn nun der Unterschied zwischen Cider und Cidre? Vor allem die Länge des Gärungsprozesses. Beim Cidre nach bretonischem Vorbild wird der Reifungsprozess sehr früh gestoppt, er wird dazu häufig mit Kohlensäure angereichert. Der vor allem auf den britischen Inseln bekannte Cider reift länger, dabei wird mehr Fruchtzucker in Alkohol umgewandelt. Als «Weisser Cider» wiederum wird industrieller, alkoholreicher Apfelschaumwein mit Zugabe von viel Wasser und Zucker bezeichnet.

Apfel-Liebhaber haben wir auch in Cham ausgemacht: Auf dem Eniker Hof produziert Daniel Rüttimann neben einem Apfelschaumwein auch je einen klassischen Cidre mit (5 Volumenprozent) und ohne Alkohol. Und die Abi&Abi-Brauerei produziert seit dem Jahr 2018 einen eigenen Cidre (zentralplus berichtete).

Gerne hätten wir auch den Cider vom Biohof Zug getestet, den wir bei einem früheren Versuch mit einer besonders herben Geschmacksnote erlebten. Diese scheint beim Publikum gut angekommen zu sein, denn der letztjährige sei ausverkauft, hiess es bei unserem Besuch.

Das sind die Testprodukte im Überblick.
Das sind die Testprodukte im Überblick. (Bild: fge)

Wie bewertet man Cidre?

Normalerweise wird zumindest auf der zentralplus-Redaktion eher selten Alkohol getrunken, doch der Test erfüllte ja einen höheren Zweck. Die Vorbereitung fiel uns hier aber ungewohnt schwer: Welche Kriterien sollten beim Cidre-Test überhaupt bewertet werden? Klar war auf jeden Fall, dass der Geschmack wie immer am wichtigsten sein würde (siehe Box «So haben wir getestet»).

Wie schwer die Bewertung fiel, wurde dann auch bei der Auswertung ersichtlich. Drei der Apfelweine lagen ganz nah beieinander, ein weiterer ziemlich dicht dahinter. Nur der Letztplatzierte fiel etwas ab, dies hat jedoch eine einfache Ursache. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass unsere Redaktion die etwas süsseren und weniger stark kohlensäurehaltigen Getränke leicht bevorzugte. Und das ist halt wie immer auch etwas Geschmackssache.

Rang 4 – der Zapfige

Da hatten wir wohl Pech beim Einkauf – der Apfelschaumwein des Eniker Hofs «hat Zapfen», wie die Jury einstimmig festhält. Daher ist das Produkt natürlich schwer zu bewerten. Für die meisten ist bereits der Geruch unangenehm «landwirtschaftlich» und «zapfig», der Apfelwein schmeckt «schnapsig». Ausserdem ist er bitter. Hingegen passt der Jury der Kohlensäuregehalt. Trotz allem nimmt eine Redaktorin die Flasche gerne nach Hause – der ganz besondere Geschmack hat es ihr als Einziger angetan.

Apfelschaumwein vom Eniker Hof, Gesamtnote: 3,8
Preis: 22.50 Franken (0,75 Liter, 7,5 Volumenprozent)

Der Apfelschaumwein des Eniker Hofs konnte leider nicht überzeugen.
Verkauft die Migros schon jetzt Alkohol? Die Etikette des Eniker Hofs erinnert an ein regionales Label des Grossverteilers. (Bild: fge)

Rang 3 – der Sprudlige

Was beim Cider der Abi&Abi-Brauerei auffällt: Alle Jury-Mitglieder finden den Kohlensäuregehalt zu hoch. Der Cider hat im Geruch eine starke Apfelnote, was gut ankommt. Im Geschmack ist er aber eher «mostig» und ein wenig fad, wie die Jury findet.

Cider von Abi&Abi-Brauerei, Gesamtnote: 4,5
Preis: 14.50 Franken (0,75 Liter, 5 Volumenprozent)

Der Cider der Chamer Brauerei Abi und Abi.
Der Cider der Chamer Abi&Abi-Brauerei auf dem dritten Rang. (Bild: fge)

Rang 2 – der Moscato-Verwandte

Der Moränenhügler erinnere eher an einen Moscato, da man den Apfelgeschmack wenig wahrnehme, finden einige Jury-Mitglieder. Für manche hat er ausserdem etwas viel Kohlensäure, andere finden diese Menge angemessen. Auch stimmt für die Jury das Verhältnis von Säure und Süsse.

Moränenhügler vom Hofladen Heu, Gesamtnote: 5,1
Preis: 21.00 Franken (0,75 Liter, 7,5 Volumenprozent)

Auf dem zweiten Rang landet der «Moränenhügler»
Auf dem zweiten Rang landet der «Moränenhügler». (Bild: fge)

Rang 1 – der Prickelnde

«Spritzig», «prickelnd» und «schön blubberig», kommentiert die Jury diesen Cidre. Er sei eher süss und fruchtig, aber «sehr gsüffig». Ausserdem sei er «ausgewogen und herb im Abgang».

ChampBaar von Weinbau Hotz, Gesamtnote: 5,2
Preis: 22.00 Franken (0,75 Liter, 7,5 Volumenprozent)

ChampBaar schmeckt unserer Jury schampar gut.
ChampBaar schmeckt unserer Jury schampar gut. (Bild: fge)

Rang 1 – die «Kinderversion» (mit Alkohol)

Ebenfalls vom Eniker Hof stammt der Apfel Cider in der kleinen Flasche – und mit weniger Alkoholgehalt. Da diesem Cider keine Kohlensäure zugesetzt wurde, ist er im Vergleich mit den anderen leicht schal. Ein Jury-Mitglied findet, er rieche nach Äpfeln und Sommer. Ausserdem ist er eher süss und erinnert leicht an Rimuss. Der Jury scheint der Cider auf jeden Fall zu schmecken.

Apfel Cider vom Eniker Hof, Gesamtnote: 5,2
Preis: 3.50 Franken (0,33 Liter, 5 Volumenprozent)

Apfel Cider des Enikerhofs.
Der Apfel Cider des Eniker Hofs teilt sich den ersten Rang mit dem ChampBaar. (Bild: fge)

So haben wir getestet:
Bewertet wurden Geruch, Verhältnis von Säure/Süsse, Kohlensäuregehalt, Geschmack und Gesamteindruck, wobei der Geschmack zu 50 Prozent zur Gesamtnote beigetragen hat. Diese Kriterien wurden von den Testtrinkern auf einer Skala von 1 bis 6 (Schulnotenskala) bewertet.
Die Jury wusste nicht, von welchem Anbieter welches Produkt stammte, degustierte die Apfelschaumweine also blind. Die Produkte wurden am Vortag eingekauft und bis zur Degustation gekühlt gelagert.

Verwendete Quellen
eat’n drink
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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