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Luzerner Raclettekreationen im Blindtest

Wir haben die verrücktesten Raclettesorten probiert

In Sachen Raclettearomen gibt es inzwischen einige sehr kuriose Sorten. (Bild: pls)

Was beim Fondue schon lange zum Alltag gehört, hält nun auch beim Raclette Einzug: der Mut, mit völlig neuen Aromakombinationen zu experimentieren. Dazu gehören etwa Fenchelsamen- oder Absinth-Raclette. Wir haben fünf der scheinbar verrücktesten Raclettekreationen gekauft und unsere Redaktion zum Blindtest antreten lassen.

Es gibt Helden, die tragen keine Capes. Einige davon sitzen hier bei uns in der Redaktion. Genau genommen sind es fünf Personen. Sie alle haben sich der Aufgabe gestellt, fünf der wohl fragwürdigsten Raclettekäsesorten zu testen. Und davon gibt es in der Zentralschweiz so einige. Raclette mit Fenchelsamen? Check! Raclette mit Absinth? Ebenfalls check. Selbst vor Lavendelraclette machen die hiesigen Käserei-Düsentriebs nicht halt.

Tatsächlich ist die Auswahl an fragwürdigen Raclettesorten so gross, dass wir unsere liebe Mühe hatten, uns für fünf Testsorten zu entscheiden. Zumindest die Fenchelsamen haben wir weggelassen, denn Fenchel ist in unserer Redaktion auch ohne Käse schon ziemlich unbeliebt.

So haben wir getestet

Natürlich haben wir die verschiedenen Raclettesorten unserer Testcrew anonymisiert vorgesetzt. Zum einen natürlich, weil sie erraten sollten, um was für Geschmacksrichtungen es sich handelt und ob diese auch etwas taugen. Zum anderen, weil der eine oder andere Redaktor sich wohl geweigert hätte, den Käse freiwillig zu probieren, wenn er gewusst hätte, was drinsteckt.

Raclette-Test bei zentralplus
Beim Test durften natürlich auch Karftoffeln und Co. nicht fehlen. (Bild: pls)

Schriftlich kommentiert haben die Tester den Geruch und die Optik vor und nach dem Schmelzen, gefolgt vom Geschmackstest. Und natürlich haben sie dabei auch wild spekuliert, um welches Aroma es sich handeln könnte. Die klassische Benotung haben wir dieses Mal weggelassen. Dafür mussten sich die Tester am Schluss für eines von vier Faziten entscheiden:

  • Das ist ziemlich episch, ich will mehr!
  • Speziell, aber würde ich erneut probieren
  • Essbar, aber nicht so meins
  • Einfach nur wäh!

Raclettekäse Nummer 1

Königsbasilikum-Raclette
Was diese dunklen Sprenkel sein mögen? Schimmelkäse oder doch Trüffel? (Bild: pls)

Zugegeben, so verrückt ist diese erste Sorte gar nicht. Schliesslich soll unsere Testcrew nicht gleich nach der ersten Scheibe Raclette die Flucht ergreifen. Zumindest bei der Optik sind sich alle einig, dass es sich wohl um eine Art Kräuter-Raclette handeln muss. Alpenkräuter oder sogar Pfeffer. Oder vielleicht doch Schimmelkäse? Nein, nein, es handelt sich bestimmt um Trüffelstücke.

Raclette-Käse mit Königsbasilikum
Ist da womöglich Schimmelkäse drin? (Bild: Pascal Scherrer)

Hilft vielleicht der Geruch weiter? Nicht sonderlich. Man ist sich einig, dass der Käse normal bis muffig riecht. Spätestens nach dem Schmelzen kommt das Team dem Ursprung des Aromas auf die Spur: Viele finden, dass er nach Pesto rieche. Jemand fühlt sich auch an Pizza erinnert. Damit sind sie ziemlich nahe an der Wahrheit dran.

Lösen wir auf:

Überzeugt das Königsbasilikum-Raclette?

Es geht so. Viele notieren sich, dass er an eine Fertig-Pesto-Sauce aus dem Glas erinnere. Das kann man mögen oder auch nicht. Auch die etwas starke Knoblauchnote stösst bei zwei Personen auf wenig Gegenliebe. Hingegen findet der Knoblauchjunkie im Team, dass es eben gerade zu wenig nach dem Lauchgemüse schmecke.

Hingegen wird die Konsistenz des geschmolzenen Käses gelobt. Er werde schön flüssig, sodass er ohne Probleme von selbst vom Pfännchen gleite, schreibt jemand. Das kommt gut an. Das dürfte auch daran liegen, dass der Käse eher etwas fettiger ist, was zumindest von einer Person bemängelt wird.

Am Ende überzeugt der Käse aber dennoch nicht wirklich. Der Tenor ist ganz klar: «Essbar, aber nicht so meins», wird beim Fazit viermal angekreuzt. Immerhin eine Person würde dem Königsbasilikum-Raclette eine zweite Chance geben.

  • Gekauft bei: Markthalle Luzern Bahnhof
  • Packungsgrösse: 4 Doppelscheiben
  • Preis: 7.50 Franken

Raclettekäse Nummer 2

Dubai Raclette
Was diese grünen Punkte wohl bedeuten mögen? (Bild: pls)

Gleich als Zweites gibt es den wohl verrücktesten Raclettekäse im Test – zumindest optisch. Darin sind sich auch unsere Tester einig. «Optisch sehr spannend», «So was habe ich noch nie gesehen» oder «Optisch holt mich dieses Raclette so gar nicht ab» steht in den Testnotizen. Um was es sich handeln könnte, weiss niemand.

Dubai-Raclette im Test. Ist es gut?
Auch ausgepackt macht dieses Raclette einen speziellen Eindruck. (Bild: pls)

Auch der Geruch hilft kaum weiter. Die meisten finden, dass es sehr neutral rieche. «Halt Raclettekäse», schreibt jemand. Eine Testerin vermutet trotz der grünen Farbe, dass sich dahinter eine Art Schokoladengeschmack verberge. Ein Tester will aber eine Pistaziennote herausriechen und zieht die richtigen Schlüsse. Korrekt tippt er auf:

Dubai-Raclette Auflösung.
(Bild: pls)

Überzeugt das Dubai-Raclette?

Die kurze Antwort: nein. Zum einen ist die Masse nach dem Schmelzen extrem fettig. Zum anderen überzeugt die Kombination überhaupt nicht. Zwar wird der Geschmack des Käses gelobt, aber die grüne Pistazienmasse kann niemanden für sich gewinnen. Jemand fühlt sich an Marzipan erinnert, eine andere Person findet, dass das nichts mehr mit Raclette zu tun habe.

Das Dubai-Raclette ist eine sehr fettige Angelegenheit.
Das Dubai-Raclette ist eine sehr fettige Angelegenheit. (Bild: pls)

Am Ende wird der Mut der Giswiler Käser nicht belohnt. Alle fünf Tester sind sich einig: Diese Raclettevariation werden sie nie wieder probieren. Jemand fasst es in den Testnotizen stellvertretend für alle zusammen: «Nicht jeder Trend sollte mitgemacht werden.»

  • Gekauft bei: Onlineshop von Seiler Käserei AG
  • Packungsgrösse: 3 Doppelscheiben
  • Preis: bereits ausverkauft

Raclettekäse Nummer 3

Auch der dritte Testkandidat stellt unsere Testcrew vor ein Rätsel. Zumindest optisch gefällt der Käse aber. Vor allem die «dekorierte» Rinde wird mehrmals positiv hervorgehoben. Kurz am Käse geschnuppert, und man ist sich einig: erinnert irgendwie an Weihnachten. Vielleicht Zimt? Spekulatius? Womöglich sogar Glühwein? Einig ist man sich nur, dass es irgendwie süsslich riecht, was so gar nicht zu Raclettekäse passen will.

Lösen wir auf:

Raclette Apfel-Zimt, Auflösung.
(Bild: pls)

Überzeugt das Apfel-Zimt-Raclette?

Fünf geschmolzene Apfel-Zimt-Raclette-Scheiben später sind sich die Tester einig: Zumindest bezüglich Konsistenz und Farbe überzeugt dieses Testmuster auf ganzer Linie. Schön cremig, guter Schmelz, nicht zu flüssig, nicht zu fettig. «10/10», lobt jemand in den Notizen.

Und der Geschmack? Hier sind sich alle einig, dass die süsse Note ungewohnt ist. Aber nicht unbedingt im negativen Sinne. «Exotisch, aber toll für eine Abwechslung», schreibt einer unserer Tester. Gelobt wird auch, dass die Zimtnote zwar vorhanden, aber nicht zu dominant ist. Nachfolgend überbieten sich die Testesser mit augenzwinkernden Formulierungen: «Weihnachten im Mund» oder «Als würde ich an einer Weihnachtsdeko lutschen» steht unter anderem in den Notizen.

Am Ende hat die ungewöhnliche Kombination vier Testesser überzeugt. Alle würden den Käse trotz des speziellen Geschmacks erneut essen. Jemand ist sogar regelrecht begeistert und attestiert dem Apfel-Zimt-Mix ein «Das ist ziemlich episch, ich will mehr!».

  • Gekauft bei: Chäs Barmettler, Luzerner Altstadt
  • Packungsgrösse: 6 kleine Scheiben (entspricht 3 Doppelscheiben)
  • Preis: 8.70 Franken

Raclettekäse Nummer 4

Raclette «scharfer Kaffee». Raclette mit Chili-Kaffee-Aroma.
Verbirgt sich hinter diesen dunklen Punkten Pfeffer? Nein. (Bild: pls)

«Der erste Eindruck hat keine zweite Chance», lautet ein ungeschriebenes Gesetz aus dem Detailhandel. Und genau bei diesem ersten Eindruck kann das vierte Testmuster überhaupt nicht punkten. Vier der fünf Testerinnen gehen nach dem Geruchstest sehr hart ins Gericht mit dem Käse: «Riecht nach Erbrochenem.» Alternativ wird auch noch ein Rülpsaroma als Vergleich herbeigezogen. Etwas neutraler formuliert es Testesser Nummer 5: «Olfaktorisch nicht mein Fall.»

Raclette mit Chili und Kaffee, vom Hersteller als «scharfer Kaffee» bezeichnet.
Riecht seltsam und macht optisch nicht viel her. Doch was steckt dahinter? (Bild: pls)

Was es sein könnte? Niemand hat eine Ahnung. Die wenigen, die es wagen, eine Vermutung anzustellen, tippen auf irgendwas mit Fleisch. Jemand meint, ein Schinkengipfeli herauszuriechen. Bei einem Test zu verrückten Raclettesorten könnte das natürlich durchaus sein. Leider liegen sie allesamt falsch.

Lösen wir doch am besten auf:

Scharfer Kaffee Auflösung.
«Scharfer Kaffee» ist laut Hersteller Chili, kombiniert mit Kaffee. (Bild: pls)

Überzeugt das «Scharfer Kaffee»-Raclette?

Ein Raclettekäse, der eher an einen halbverdauten Mageninhalt erinnert, kann kaum gut schmecken, oder? Und genau hier überrascht das «Scharfer Kaffee»-Raclette. Nicht wenige unserer Tester sind überrascht, wie gut der Käse schmeckt. Und plötzlich ist die vorherige Kritik wie weggewischt und wird von Aussagen wie «Ganz lecker», «Überraschend gut» und «Schmeckt zum Glück besser, als er riecht» abgelöst.

Ebenfalls angemerkt wird, dass der Käse nicht nur dem Namen nach scharf sei. «Sehr pikant, nichts für Sanftesser», vermerkt jemand in den Notizen. Die Schärfe wird laut Hersteller mithilfe von Chili erreicht, welches das herbe Aroma des Kaffees abrunden soll. Das überzeugt tatsächlich vier unserer fünf Testerinnen. Sogar so sehr, dass am Ende zwei unserer Testesser ein «Episch» vergeben und sich gleich noch ein Stück gönnen.

  • Gekauft bei: Onlineshop von Seiler Käserei AG
  • Packungsgrösse: 4 Doppelscheiben
  • Preis: 7.55 Franken

Raclettekäse Nummer 5

Raclette mit Mango-Aroma.
Gelbe Rinde – ein Hinweis, worum es sich bei diesem Raclettearoma handeln könnte. (Bild: pls)

Zuletzt kredenzen wir unseren Testessern noch einen sehr unscheinbaren Raclettekäse. Einzig der Gelbstich der Rinde verrät, dass es hier nicht mit rechten Dingen zu und her geht. Beim Geruchstest ist man sich sofort einig, dass die Duftnote in eine exotische Richtung geht. Schnell werden dem Käse karibische Einflüsse zugeordnet. Ananas und Rum sind dabei ganz weit vorn. Oder hat hier vielleicht doch jemand ein Raclette-Hawaii verbrochen? Am Ende ist man sich mehrheitlich einig, dass es sich um eine fruchtige Note handelt.

Lösen wir auf:

Mango-Raclette Auflösung.
(Bild: pls)

Überzeugt der Mango-Raclettekäse?

Eine cremige Konsistenz, nicht zu fettig, eine schöne, gleichmässige Farbe; so muss ein Raclettekäse daherkommen. Geschmacklich gefällt unseren Testern die leicht fruchtige Note, die kurz darauf von einem kräftig salzigem Aroma abgelöst wird, durchaus.

Obwohl es sich laut Hersteller um ein Mangoaroma handelt, fühlen sich viele an Ananas erinnert. Am Ende gehen die Meinungen beim fruchtigen Raclette auseinander. Während drei Tester zukünftig lieber auf das Mangogeschmackserlebnis verzichten, würden zwei dem süsslichen Raclette zumindest noch eine zweite Chance geben.

  • Gekauft bei: Chäs Barmettler, Luzerner Altstadt
  • Packungsgrösse: 4 Doppelscheiben
  • Preis: 9.25 Franken
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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