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«Sonne» Eich: Vorbildliche Regionalität am Sempachersee

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Schweizerisch
  • Ambiente Gehoben
Für die idyllische Terrasse war es an diesem April-Abend leider noch etwas gar kalt. (Bild: hch)

Dank des Autobahntunnels kennen viele Eich nur von Verkehrsdurchsagen. Was bedauerlich ist, wie unser Besuch in der «Sonne» zeigte. Neben einem traumhaften Blick auf den Sempachersee hat uns die regionale Ausrichtung der kreativen Küche voll überzeugt.

Vorne hui, hinten pfui: Diesen Ausspruch könnte man noch kurze Zeit auf die «Sonne» Eich anwenden. Das Hotel wird umfassend renoviert, was uns bei der Anfahrt auf den Parkplatz den Blick auf eine Baustelle bescherte. Umso schöner zeigte sich das Lokal dafür im modernen Restaurant und auf der Seeseite. Nur schade, war es an diesem Abend im April noch etwas gar frisch, um den Blick von der Terrasse zu geniessen.

Stetiger Nachschub vor der Haustüre

Der nahe Sempachersee stellt aber nicht nur die tolle Kulisse, sondern dominiert in der «Sonne» auch die Speisekarte. Gleich fünf Gerichte mit Felchen – oder «Ballen», wie die Grossfelche hier heisst – sind aufgeführt. Ob gebacken oder gebraten, die von Fischer Hans-Ueli Zwimpfer täglich frisch gefangenen Balchen dürften der Sonne nicht so schnell ausgehen. Im Sempachersee würden sie gestapelt liegen, wie es in einem Fischerforum heisst – der Kanton Luzern spricht neutraler vom «höchsten Felchenertrag aller Schweizer Seen». Anders als im Vierwaldstättersee kennen diese auch keine Schonzeit.

So wie man im Ausland vorteilhafterweise in Lokalen mit einheimischen Gästen tafelt, lohnt sich in unbekannten Lokalen immer auch ein scheuer Blick auf die Teller der Tischnachbarn. Man darf ja hoffen, dass die Stammgäste wissen, was vor Ort gut ist. Und der Fisch ist es hier definitiv. Nicht nur, weil gefühlt jeder zweite Gast auf den Ballen kommt, sondern weil er tatsächlich auch unwiderstehlich schmeckt.

Fast schon ein Hauptgang

Ich beschränkte mich auf die nicht gar so kleine Vorspeisenportion. Den Stellenwert, den die Fish ’n‘ Chips in England einnehmen, scheinen in der «Sonne» die Balchenfilets im Bierteig zu besitzen. Perfekt und saftig gebacken, in einer feinen, nicht aufdringlichen Panade und schön fettarm serviert. Noch dazu mit einer Tartarsauce, bei der auf einen Hauch Zwiebeln anstatt auf viel Mayonnaise gesetzt wurde – fast zu schade, um nur die Vorspeise zu sein.

Serviert wurde der Fisch mit Blattsalaten und Gemüsestreifen an einer erfrischenden Rhabarber-Vinaigrette. Allenfalls war ich ob soviel Begeisterung für den Fisch zu wenig schnell beim Salat angekommen. Denn dieser hätte etwas knackiger sein dürfen. Zum servierten Brot gab es einen leichten Frischkäse mit Brunnenkresse.

Alles aus der Region, auch das Personal

Kurze Transportwege hatte aber nicht nur der Fisch, sondern auch der Hauptgang. Das Konzept der Sonne, fast ausschliesslich auf lokale Produkte zu setzen, wurde von unserer Bedienung humorvoll mit «bei uns ist eben alles aus der Region, auch das Personal» kommentiert. Die ausführliche Herkunftsliste der Produkte bestätigt dies vollauf.

Das Schweizer Lammfilet im Kräutermantel war etwas salzarm, harmonierte aber perfekt mit dem Portweinjus – ein Gedicht. Kreativ und nicht alltäglich waren auch die servierten Maisblinis; zubereitet aus Gries mit Milch und Ei. Vier Hauptgerichte auf der Karte waren bei unserem Besuch vegetarisch, wir probierten die hausgemachten Falafel mit Gemüse, Couscous und einem Soja-Minzjoghurt. Auch hier zeigte die mit 13 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnete Küche, dass sie lieber auf Gewürze als auf viel Salz oder Fett setzt. Wer Kreuzkümmel mag, und dies traf auf uns zu, wird das Gericht lieben.

Eine Herausforderung war es hingegen, ohne süssen Abschluss nach Hause zu gehen. Denn wer in der Sonne «kein Dessert» bestellt, geht nie leer aus. An diesem Tag wurde ein erfrischendes Orangen-Honig-Mousse serviert. Will man auch darauf verzichten, lautet die Erfolgsformel «gar kein Dessert». Dann spart man die fünf Franken für die süsse Überraschung für den kleinen Gluscht und bleibt bei Amaretti zum Kaffee.

Region und Exotik aus der Flasche

Gut gefallen hat uns auch das Weinangebot. Wenn ein Restaurant schon den Mut hat, im Offenverkauf einen Orange-Wein anzubieten, greift man gerne zu. Und wird in diesem Fall mit einem vielschichtigen französischen Biowein belohnt (Cazot Orange von Mövenpick). Wie Chefin Erica Fuchs, die das Hotel seit 2009 führt, erklärt, werde er leider nicht allzu oft geordert. Zum Lamm gab es bei uns einen recht gehaltvollen Cuvée dunkelrot vom Weingut Heidegg in Gelfingen/Hitzkirch – toll, darf man auch beim Wein in der Region bleiben. Sonst gäbe es auf der schön diversifizierten Karte beispielsweise noch eine eigene Abfüllung des Bordeaux-Gutes Château Charmail.

Preis/Leistung
Hier stimmte alles. Eine kreative Küche auf hohem Niveau, die mit regionalen Produkten ehrliche und fein abgeschmeckte Gerichte zaubert. Ausreichend umfassende Karte mit Klassikern und saisonalen Gerichten, alle jeweils mit spannenden Beilagen. Die Spezialität sind Balchenfilets aus dem Sempachersee, der ebenfalls angebotene Wolfsbarsch erscheint da etwas fremd. Auf dem Land sind die Portionen selten zu klein, die Vorspeise war grosszügig.
***** von *****

Service
Sehr freundlich, kommunikativ und bemüht, bei etwas gar detaillierten Fragen gibt die Chefin ausführlich Auskunft. Die Wartezeit ist angenehm.
***** von *****

Ambiente
Neu und modern eingerichtet in gedeckten Farben. Abwechslungsreiches Tischservice, vom Gericht abhängig. Ferienstimmung auf der traumhaften Terrasse und Lounge mit Blick auf den Sempachersee.
***** von *****

Onlineauftritt
Schöne Bilder und viele spannende Inhalte, Blogbeiträge zu Lieferanten oder eigene Rezepte. Die Webseite des Restaurants wird mit der Hotelgruppe und dem Hotel selbst geteilt, was der Übersicht nicht nur guttut. Karten sind alle vorhanden, einschliesslich Kinder- oder Muttertagsmenu, müssen aber gesucht werden. Anfahrtsbeschrieb und Lageplan zum Download. Onlinereservationen sind möglich, es zeigt sich allerdings erst nach der Auswahl, ob der gewählte Termin verfügbar ist.
*** von *****

Restaurant Sonne

Adresse:
Seestrasse 23
6205 Eich

Telefon:
041 202 01 01

E-Mailadresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Montag - Donnerstag 7 bis 23.30 Uhr, Freitag und Samstag 7 bis 00.30 Uhr, Sonntag 8 bis 22 Uhr
Karte
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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