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Rio churrasco – all you can Meat

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Südamerikanisch
  • Ambiente Modern

Ihm kommt klar die Hauptrolle zu: Der Holzkohlegrill in der Mitte des Raumes mit einem imposanten Abzug.

(Bild: hch)

Wenn wir die Kantonsgrenzen verlassen, um ein Restaurant zu testen, muss es etwas ganz Besonderes sein. Als Liebhaber des brasilianischen Churrascos – also grilliertes Fleisch nach Herzenslust, das in vielfältigen Formen an den Tisch gebracht wird – stand ein Besuch in der Rio Churrasco in Stansstad schon lange ganz oben auf unserem Wunschzettel. Dennoch kam einiges anders als erwartet.

Zwei Jahre nach der Eröffnung und beim vierten Versuch hat es in der Rio Churrasco endlich mit der Reservierung geklappt – gerade rechtzeitig, um uns für die Olympiade in Brasil-Stimmung zu versetzen. Unvergessen sind bis heute die Abende in Rio de Janeiros besten Rodizio-Restaurants, sei es nun das Marius, Porcão oder Carretão. Kann da die im ehemaligen Schützen Stansstad untergebrachte Churrascaria mithalten?

Vielfältige Fleischauswahl in hoher Kadenz

Eines vorweg: Der Vergleich ist schwierig. Dies nicht zuletzt aufgrund des Fleisches. Es ist lobenswert, dass alle Stücke aus der Schweiz stammen und von regionalen Metzgern geliefert werden. Die besonderen Stücke des brasilianischen Zebu-Rindes aber dürfen laut Aussagen der Churrasco-Betreiber nicht importiert werden. Dass so einige besondere Stücke fehlen, ist zwar nicht ganz so folgenschwer wie das frühere Verbot der Cervelat-Häute, die Vergleichbarkeit macht es aber nicht einfacher.

Das Angebot kann sich aber auch so sehen lassen. Wir beginnen mit perfekt gebratenem Lammgigot, danach folgen Spareribs, Pouletoberschenkel, Entrecôte, Pferdespiess und Crevetten. Die Stücke kommen rasch, man darf also durchaus auch wählerisch sein und weniger genehme Fleischsorten ablehnen, ohne gleich länger auf dem Trockenen zu sitzen.  Das meiste verlässt den in der Mitte des Lokals thronenden Holzkohlegrill bereits geschnitten und wird direkt am Tisch serviert. Auch dies eine Premiere, für einmal übernehmen Brasilianerinnen diese üblicherweise Männern vorbehaltene Aufgabe. Und sie machen es durchaus kompetent und motiviert.

Zum Fleisch bedient man sich mit Beilagen am Buffet. Der Bereich mit den Salaten fällt hier eher etwas bescheiden aus, dafür sind die Kohlenhydratbomben umso umfangreicher: Kartoffeln als Gratin oder gebraten, Penne und Spätzli sowie weisser Reis sind einerseits den hiesigen Geschmäckern, aber wohl auch den hohen Fleischpreisen hierzulande geschuldet.

Feijoada enttäuscht

Wir halten uns stattdessen an eine Gemüsemischung und die brasilianischen Klassiker: gebackenen Maniok, fritierte Bananen und Bohneneintopf. Und erleben bei Letzterem, das in dieser Zubereitungsart auch als brasilianisches Nationalgericht Feijoada durchgehen könnte, den Fauxpass dieses Abends. Die Bohnen sind hart, das Gericht insgesamt versalzen. Vermutlich war der Koch bereits auf dem Weg zur Olympiade, sodass es fürs Abschmecken nicht mehr reichte.

Doch wir sind ja auch hier, um der Fleischeslust zu frönen. Zum zweiten Beilagenteller findet dann auch noch das Paradefleisch den Weg an unseren Tisch: Picanha, auch als Huftdeckel oder Tafelspitz bekannt. Auch dieses Stück so perfekt gebraten, dass wir es später, als wir nach unseren Wünschen gefragt werden, erneut ordern. Und auch ein anderer Sonderwunsch geht in Erfüllung: Hühnerherzen. Was in Brasilien am Spiess gegrillt wird, kommt hier im Topf, zusammen mit Sauce. Wir haben uns dennoch gefreut.

Das Lokal selbst ist modern und angenehm eingerichtet, und trotz mittig angebrachtem Grill riecht man beim Verlassen des Lokals nicht nach Fleisch. Da ging der Architekt mit Liebe und Verstand ans Werk.

Fazit: Weniger Innerschweiz täte gut

Unser Fazit? Für 62 Franken erhält der Gast nicht nur viel, sondern vor allem qualitativ hochwertiges, auf den Punkt gebratenes Fleisch. Für Abwechslung bei den verschiedenen Stücken ist gesorgt, auch wenn wir uns etwas mehr Würze und mehr Abwechslung bei den Saucen gewünscht hätten. Mit den Beilagen wird ein lokaler Bezug aufgebaut, den es für unseren Geschmack nicht gebraucht hätte. Stattdessen hätten wir uns gerne an einem etwas ausführlicheren Salatbuffet bedient.

Und wer nicht nach Nidwalden ausweichen will: Auch in Luzern haben wir eine Churrascaria getestet.

Preis und Leistung
Das À-discrétion-Angebot wird jeweils von Donnerstag bis Samstag abends angeboten. Für hungrige Gäste ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Hochwertiges all you can (m)eat für 62 Franken mit Exotenfaktor (Kinder bis 14 Jahre zahlen 38 Franken). An den anderen Wochentagen kann à la Carte gegessen werden. Die Weinpreise sind durchaus fair.
****von *****

Service
Die Reservierung klappte gut. Eine kürzere Wartezeit, bis wir zum reservierten Tisch geführt wurden. Service sonst sehr aufmerksam, Getränke wurden regelmässig nachgeschenkt, das Fleisch rasch und regelmässig serviert, das Personal freundlich, beflissen und die Auskünfte kompetent.
****von *****

Ambiente
Stylishe Einrichtung mit einem dominanten Grill in der Raummitte. Viel Glas, stimmungsvolle Lounge und schöner Aussenbereich.
**** von *****

Online-Faktor
Moderne und umfangreiche Webseite, Online-Reservationen sind bis maximal einen Tag vor dem Besuch möglich. Gute Idee: Wer mag, kann am Ende des Besuchs seinen Angehörigen kostenlos eine visuell sehr ansprechende Postkarte zustellen lassen – die auch tatsächlich ankommt.
****von *****

Rio Churrasco

Adresse:
Stanserstrasse 23
6362 Stansstad

Telefon:
041 611 11 22

E-Mailadresse:
Webseite:
http://www.rio-churrasco.ch/

Öffnungszeiten:

Montag bis Samstag 8.00 bis 24.00 Uhr (Sonntag bis 22.00 Uhr).


Grill à discrétion Donnerstag bis Samstag 18.00 bis 22.30 Uhr.

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