Welch herrliche Sommerabende hatten wir auf dem Raten schon. Feines vom Grill, frische, klare Bergluft und eine atemberaubende Aussicht. Bei so viel positiver Vorbelastung kann eigentlich auch bei einem herbstlichen Besuch nichts schiefgehen – meint man zumindest. Zumal die Wälder für ein deftiges Wildmenü sozusagen direkt vor der Haustüre liegen.
Restaurant Raten
Bewertung: Preiskategorie:- Schweizerisch
- Traditionell
Die Ankunft auf dem 1077 Meter hohen Raten gestaltet sich garstig; der Föhn bläst uns an diesem Freitagabend beinahe vom Parkplatz. Das gleichnamige Gasthaus jedenfalls ist fast schon adventlich hell beleuchtet, der Parkplatz voll wie sonst an Sonntagen – finden bereits die ersten Weihnachtsessen statt? Keineswegs, wie sich nach dem Betreten des Restaurants zeigt: Die 200 Sitzplätze sind fast alle belegt, und auch wir teilen uns den Tisch trotz vorgängiger Reservation mit einer Familie.
Lieblich, aber nicht rassig
Entsprechend gut ausgelastet präsentiert sich an diesem Abend das freundliche, aber offenbar etwas überforderte Personal. Die Karte wird auf dem Kopf gereicht, die Weinkarte muss erst nachgefragt werden und die Bestellung von Dieter Meier’s Puro wird mit dem Ausspruch «aha, vom Bio-Wein» quittiert. Dies zu einem Zeitpunkt notabene, zu dem die bestellte Suppe bereits auf dem Tisch stand.
Doch zum Wesentlichen, dem Essen. Die «rassige Marronisuppe mit Curry und Datteln» aus der Wildkarte konnte uns nur schlecht auf den Abend einstimmen. Selbst das nahe Cheminée vermochte der allerhöchstens lauwarm servierten Suppe nicht genügend einzuheizen. Frisch angerichtet und warm schmeckte sie beim zweiten Versuch durchaus lieblich und cremig, von rassig jedoch keine Spur. Anstelle der überdimensionalen Rahmhaube hätten wir etwas mehr Würze den Vorzug gegeben.
Wild aus der Ferne
Zum Hauptgang freuten wir uns auf einen Spiess. Während ich mich aus der Wildkarte bediente, blieb meine Begleitung beim Rind. Enttäuschend waren aber beide. Das Fleisch wird am Tisch flambiert, was spannend anzusehen ist. Da aber die Hitze nur langsam aufsteigt, fehlte den Entrecôte-Stücken jede Kruste, das Fleisch wurde eher langsam durchgegart als gebraten. Dafür tränkte der Alkohol das mitgewärmte Gemüse. Und das Wildfleisch? Dieses stammte in unserem Fall nicht aus den nahen Wäldern, laut Karte kommt das Reh aus Österreich, während der Hirsch sein Leben in neuseeländischer Zucht verbrachte. Das alleine muss zwar nicht viel heissen. Die servierten Stücke waren aber grösstenteils zäh, trocken und eher für einen Pfeffer denn zum Kurzbraten geeignet.
Die Beilagen – Gemüse, Spätzli und Eierschwämmlisauce – waren frisch und schmackhaft, konnten das Essen aber genauso wenig retten wie das mit gefrorenem Kräuterschaum servierte Brot.
Im Sommer die Aussicht
Wie heisst es doch so schön im Beschrieb des Ratens: «…täglich bemüht, Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Zugegeben, es gelingt uns nicht immer, aber immer öfter.» Wir gehen von einem einmaligen Ausrutscher aus und kommen im Sommer gerne wieder.
Preis-Leistung:
Die Preise der konsumierten Speisen und Getränke waren durchschnittlich, die Portionengrösse auch, die Qualität nicht. Auf der Karte findet sich der wohl teuerste Sauser der Schweiz (32 Franken je Liter). Das Hahnenwasser zum Wein wird verrechnet (2 Franken).
** von *****
Service:
Nett und freundlich. Reklamationen werden souverän entgegengenommen, die kalte Suppe ist blitzschnell abgeräumt. Mit Wein scheint man hier aber kein Geschäft machen zu wollen. Die Karte muss bestellt werden, darin aufgeführter Wein scheint nicht bekannt zu sein und auch nachgeschenkt wird nicht.
** von *****
Ambiente
Für ein solch grosses Lokal sehr stimmig eingerichtet. Das heisse Cheminée im Rücken heizt zwar gewaltig, schafft aber eine wohlig-schöne Atmosphäre. Zahlreiche Raumteiler, Kerzen und üppige, geschmackvolle Herbstdekorationen lassen nie Grosslokalstimmung aufkommen. Auch dass das Brot am Stück auf dem Brettchen serviert wird, gefällt.
**** von *****
Online-Faktor
Online-Reservation klappt, eine Rückfrage, ob ein gemeinsamer Tisch in Ordnung geht, wäre dennoch nett gewesen. Umfangreiche, informationslastige Webseite, alle Speise- und Spezialkarten sind vorhanden.
**** von *****

Wie man ihn kennt: Aussenansicht des «Ratens».

Eingang zum Lokal.

Die reiche Dekoration macht was her.

Mehr Schaum als Sein: Marronisuppe mit üppiger Rahmhaube.

Die Spiesse, eine der Spezialitäten des Lokals, werden von der Bedienung direkt am Tisch flambiert.

Der Wildspiess mit herbstlichen Beilagen.
Restaurant Raten
Adresse:
Ratenstrasse
6315 Oberägeri
http://www.restaurant-raten.ch/
Telefon:041 750 22 50
Öffnungszeiten:Montag bis Samstag 08.30–00.00 Uhr (Sonntag bis 22.00 Uhr)