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Restaurant Brünig Luzern: Hier gibt’s eins auf die Ohren

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Italienisch, Schweizerisch
  • Ambiente Modern
Seit 2018 besteht das Restaurant Brünig an der Luzerner Industriestrasse. (Bild: hch)

Soziale Gastronomie hat in Luzern Hochkonjunktur. Einer von gegen zehn Betrieben ist das Luzerner Restaurant Brünig an der Industriestrasse. Nach bald drei Jahren ist der Betrieb eingespielt, wie sich bei unserem Testbesuch zeigte. Konzept und Service überzeugten, beim Essen besteht aber noch viel Luft nach oben. Dafür gab es unerwartete musikalische Unterhaltung.

Gegen zehn Lokale in Luzern werden von Organisationen mit sozialem Zweck geführt. Etwa das «Quai4», das Café Sowieso, das Restaurant Libelle, mehrere Betriebe der IG Arbeit oder drei Lokale der Caritas, darunter das Restaurant Brünig. Seit Herbst 2018 unterstützt man hier Jugendliche und Stellensuchende beim Einstieg ins Berufsleben.

Bei unserem Besuch haben wir uns gefragt: Darf man als Gast (und Testesser) dieselben Kriterien wie bei kommerziell geführten Lokalen anwenden? Wir glauben, ja. Gerade wenn die sozialen Betriebe ihr Angebot zu Marktpreisen anbieten und der Integrationszweck vielen Gästen gar nicht bewusst ist.

Doch erst einmal mussten wir das Lokal überhaupt finden. Die Aussentafel an der Kellerstrasse weist den Weg, dieser lässt uns aber im Innenhof der «Brünig»-Überbauung erst einmal etwas ratlos zurück. Ganz hinten entdecken wir dann doch noch ein paar schattige Aussentische. Beim Abschied nehmen wir dann auch den im wahrsten Sinn des Wortes nahe liegenderen Weg über die Industriestrasse und entdecken gleich nebenan das «Grottino 1313».

Abendkarte: Zweimal vegi, einmal Fleisch, einmal Fisch

Die Abendkarte ist überschaubar, es gibt einen Hauptgang mit Fleisch, einen mit Fisch und zwei Vegi-Menüs. Ausserdem stehen da drei Vorspeisen und einen Mix als Dreigang-Menü für zwei Personen. Eine ideale Ausgangslage für Personen, bei denen es nicht täglich Fleisch sein muss. Und tatsächlich hören wir vom einzigen anderen besetzten Tisch auch munteres Fachsimpeln über vegetarischen Kaffee.

Wir entscheiden uns für eine Salatschüssel, gut gefüllt mit Sellerie, Randen, Chabis, Gurken und natürlich Blattsalat. Die Salate sind frisch und aromatisch, die Idee mit dem Teilen kommt gut an, so kann jeder das nehmen, das ihm am besten passt. Dazu bleibt noch ein Schluck unseres Apéro-Weines, einem spritzigen Sauvignon blanc aus dem Bordeaux. Sehr schön, wie die fachkundige Bedienung zu seinen Empfehlungen – neben dem französischen Bio-Wein legte der Kellner uns noch einen Luzerner Weissen von Ottiger ans Herz – etwas zu erzählen hatte.

Spärlich besucht

Leider blieben wir an diesem lauen Sommerabend fast unter uns. Dass sich nicht mehr Gäste eingefunden haben, mag auch an der musikalischen Unterhaltung liegen, die aus einem der oberen Stockwerke den Innenhof beschallt und die tapfer pfeifenden Singvögel locker übertönten. Tuba, Saxophon und Frauenstimmen schienen für die kommende Fasnacht zu üben – gut, bleibt ihnen für eine etwas stimmigere Kakophonie noch ein halbes Jahr. Während den meisten Abenden bleibe es sonst ruhig, entschuldigt sich unser Kellner wiederholt.

Hauptgang mit Luft nach oben

Die Hammergeräusche, die zwischenzeitlich zu uns dringen, kommen für einmal nicht von oben, sondern aus der Küche. Ein gutes Zeichen, das bestellte Cordon bleu ist hausgemacht. Die Eigenkreation – das panierte Kalbschnitzel ist gefüllt mit Frischkäsefüllung und Rohschinken – fällt dann allerdings recht enttäuschend aus. Der dominante Schinken drängt die anderen Aromen in den Hintergrund, der Frischkäse läuft aus und verteilt sich unmotiviert im Teller. Und auch das Grillgemüse bleibt daneben eher blass. So überzeugen eigentlich nur die Country Cuts.

Etwas farblos zeigt sich auch der vegetarische Hauptgang meiner Begleitung, sowohl optisch wie auch geschmacklich. Den Tagliatelle an Mandelsauce, Brunnenkresse und karamellisierten Mandeln hätte eine kürzere Zeit im Salzwasser gut getan, von den Mandeln ist leider nicht allzu viel zu schmecken. Gut gefällt uns dafür die Weinbegleitung, ein Malbec von Dieter Meier.

Autor: Christian Hug, Juli 2021

Preis/Leistung
Das Angebot ist überschaubar, die Preise am Mittag sind guter Durchschnitt. Hier kann die Abendkarte nicht mithalten. Die 42 Franken für den Fleischteller sind nicht günstig, Gnocchi kosten 27 und die Tagliatelle 18 Franken. Die Portionen sind nicht allzu gross, die Produkte alle hausgemacht. Die Weinkarte enthält einige bekanntere Gewächse, nicht wenige werden auch im Offenausschank angeboten. Die Karaffe Hahnenwasser kostet 5 Franken.
** von *****

Service
Kompetent und kommunikativ, sorgt sich für das Wohl der wenigen Gäste. Die Wartezeiten sind kurz, es wird nachgefragt, wann der Hauptgang serviert werden soll.
**** von *****

Ambiente
Modern und nüchtern, ganz ohne Schnickschnack. Im Aussenbereich stehen Tische an der Strasse und im Innenhof.
*** von *****

Online-Auftritt
Ausreichende Informationen und anregende Vorstellung des Konzeptes, alle Menü- und die Weinkarte sind vorhanden. Praktische Online-Reservation, technisch ist nicht ganz alles optimal gelungen (etwa die Abendkarte und Karteneinbindung).
*** von *****

Besonderes
Für Armutsbetroffene bestehen diverse Vergünstigungen (Kultur-Legi, Bon Lieu, Café Surprise). Es werden Jobs für Jugendliche mit schlechter Lehrstellenperspektive und Arbeitslose angeboten.
Bonus-*

Restaurant Brünig

Adresse:
Industriestrasse 3
6005 Luzern

Telefon:
041 368 55 25

E-Mailadresse:
Webseite:
https://www.restaurantbruenig.ch/

Öffnungszeiten:
Montag–Mittwoch: 10 bis 19 Uhr
Donnerstag–Freitag: 10 bis 22 Uhr Samstag: 16 bis 22 Uhr
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