eat’n drink
Blog
Restaurant-Test

«Rebstock» Luzern: Zurück in die Vergangenheit

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Schweizerisch
  • Ambiente Rustikal
Der «Rebstock» unterhalb der Hofkirche dürfte den meisten Luzernern ein Begriff sein, den Fasnächtlern im Besonderen. (Bild: hch) (Bild: hch)

Es gibt in Luzern einige Lokale, die ich in meiner Jugend schon besucht habe, etwa das Restaurant Rebstock. Das Mittagessen neulich stand ganz unter dem Motto «zurück in die Vergangenheit». Es war derselbe Tisch wie vor bald 20 Jahren – und auch der Hackbraten hat auf der Karte überlebt.

Zugegeben: Es war schon einige Jährchen her seit meinem letzten Besuch im «Rebstock». Ein Silvestermenu um die Jahrtausendwende dürfte der vorletzte Besuch gewesen sein. Andererseits: Was sind schon 20 Jahre angesichts der Geschichte dieses ehrwürdigen Riegelhauses? Schon 1443 soll der «Rebstock» als Zunftlokal der Rebleute gedient haben, unter dessen Dach haben Sonderbündler oder auch Franz Kafka genächtigt.

Für Liebhaber traditioneller Schweizer Küche

Wir nähern uns dem Lokal von der Rückseite. Der lauschige Garten hinter der hohen Mauer sieht noch genau so aus wie früher, ist an diesem sonnigen Mittag aber noch unbedient. Anders die belegten Tische draussen vor der imposanten Treppe der Hofkirche, die nicht nur bei Touristen beliebt sind.

Ein Vergleich mit früher drängt sich auf. Bei der Reservation hat man uns einen Tisch im Innenbereich zugewiesen – es ist exakt derselbe wie bei meinem Silvesterabend. Das Angebot scheint sich in dieser Zeit nicht massgeblich verändert zu haben. Liebhaber der traditionellen Schweizer Küche kommen hier voll auf ihre Kosten. Das zeigt sich an diesem Mittag auch im Gästemix, der im Innenbereich aus einer eher etwas älteren Klientel besteht.

Heilige Dreifaltigkeit: Vegi, Fisch, Fleisch

Auf der Tageskarte sind drei Mittagsgerichte zu finden; je einmal Vegetarisch, Fisch und Fleisch. Zwei Gerichte verfügen über dieselben Beilagen – warum nicht, wenn's passt, die Küche kann so einiges an Aufwand sparen. Ich reihe mich unter den «Fleischtigern» ein, wie das «zarte Siedfleisch» in der Karte genannt wird.

Restaurantbesuche sind immer eine gute Gelegenheit, weniger exklusive Teile des Tieres zu bestellen. In der Regel verursacht deren Zubereitung grösseren Aufwand bei der Zubereitung, was sich für den Kleinhaushalt nicht immer lohnt. Glücklicherweise bietet die Schweizer Küche ausreichend spannende Gerichte für die gesamte Verwertung des Tieres.

Siedfleisch: Mal was anderes

Das Fleisch ist wie versprochen zart – um nicht zu sagen superzart – und sehr saftig. Nicht ganz mithalten konnten die Beilagen. Kartoffeln sollten aus meiner Sicht durchgegart sein. Und beim Blattspinat sorgt die Küche mit dem Bouilloneinsatz für ein gut gefülltes Salzdepot. Vor allem vermisse ich eine Sauce, das bisschen Gemüsevinaigrette auf dem Fleisch ist kein Ersatz. Vor dem Hauptgericht wird an diesem Tag wahlweise eine Rüeblicremesuppe oder ein Blattsalat serviert.

Quiche aus der Karte

Meine Begleitung bestellt ein Vegi-Gericht von der normalen Karte: Zucchetti-Tomaten-Quiche, serviert mit grünem Salatbouquet. Ihr Salat ist derselbe wie bei meinem Menu; ein knackiger, vielseitiger und vor allem sehr frischer Mix verschiedener Blattsalate.

Anders als ich wird meine Begleitung nicht gefragt, welchen Saucentyp sie bevorzugt. Sie erhält aber dieselbe sämige Balsamicosauce. Stark auf Eigengeschmack setzt die Küche auch bei der selbstgemachten Quiche, bei der die Zucchettiaromen schön zur Geltung kommen. So bleibt uns nur, zum Gewürzständer auf dem Tisch zu greifen.

Preis/Leistung
Das Mittagsangebot umfasst je ein vegetarisches, ein Fisch- und ein Fleischgericht zwischen 20.80 und 24.80 Franken, jeweils mit Suppe oder Salat. Die Küche setzt stark auf Eigenaromen und würzt zurückhaltend, die Portionen sind recht knapp bemessen. Die Produkte sind hausgemacht und frisch. Abends setzt man auf Schweizer Klassiker wie Hackbraten, Chügelipastetli, Bratwurst, Cordon Bleu oder Egli-Chnusperli. Ebenfalls auf der Karte finden sich drei saisonale vegetarische Gerichte. Auf der Weinkarte findet sich neben zahlreichen Luzerner und europäischen Gewächsen mit Château Montlau eine besondere Trouvaille. Seit 1970 ist das Bordeaux-Gut im Besitz des Luzerners Armand Schuster de Ballwil Senior.
*** von *****

Service
Im «Rebstock» hat die Jugend übernommen, zumindest im Service. Sympathisch. Das Personal ist effizient. So geht auch mal eine Frage vergessen. Etwa jene nach der Salatsauce, oder ob wir einen Tisch im Innen- oder Aussenbereich bevorzugen.
*** von *****

Ambiente
Den einen Raum gibt es im Rebstock nicht. Vorne historisch mit einer tollen Holzdecke, im hinteren Bereich eher im Bistrostil der 80er-Jahre. Hinter dem Lokal erwartet die Gäste ein wunderschöner Garten; vor der Treppe zur Hofkirche steht ein grosszügiger Aussenbereich bereit. Teilweise ist es im Innenraum etwas laut (Steinboden).
**** von *****

Online-Auftritt
Farbiger Webauftritt im Kacheldesign mit vielen Impressionen und einer guten Übersicht. Alle Karten und die Möglichkeit der Onlinereservation sind vorhanden. Einzig das Team haben wir nicht gefunden.
**** von *****

Die Rechnung gabs wie immer zum Schluss.
Die Rechnung gabs wie immer zum Schluss. (Bild: hch)

Rebstock

Adresse:
St. Leodegarstrasse 3
6006 Luzern

Telefon:
041 417 18 19

E-Mailadresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Von Montag bis Sonntag, 7 bis 24 Uhr.
Karte
eat’n drink
Blog
So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


3 Kommentare
  • Profilfoto von Ehem. Stammkunde
    Ehem. Stammkunde, 16.07.2022, 19:43 Uhr

    Zu Frau Mosers Zeiten gab es auf der Speisekarte noch das Vogelheu. Habe ich bei meinem neulichen Besuch im Rebstock nicht mehr gefunden.

    👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 14.06.2022, 07:45 Uhr

    Bei den Preisen koche ich gerne daheim. Ein Hackbraten ist schnell Gemacht .Kürzlich hatte ich Besuch,, «damit ich nicht viel zu Tun hatte,,, gab es ein Gutgelagerter Schweins Braten in Speckmantel. Eine Sauce mit Rahm und Cognac Verfeinert… Ein Morchel Risotto in Weisswein Abgelöscht. Dazu als Beilage ein Gemischter Salat, aber die Preise heute niemals.

    👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔1Nachdenklich👎2Daumen runter
  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 13.06.2022, 07:32 Uhr

    Der Karli könnt sich heut noch watschen, dass er den Ferdi hat ziehen lassen. Wohl bekommts!

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon