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Restaurant-Test

«Pikante» Luzern: Und wie war das nun mit den Meerschweinchen?

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Südamerikanisch
  • Ambiente Modern
Seit gut fünf Jahren wird im Restaurant Pikante in Luzern eine moderne peruanische Küche zelebriert. (Bild: hch)

Über 3000 verschiedene Rezepte soll es in der peruanischen Küche geben. Eine interessante Auswahl serviert das Restaurant Pikante im Rothaus Luzern. Wir haben Ceviche & Co. getestet und uns an den prächtig zubereiteten Gerichten erfreut. Doch wie geht das nun mit dem Meerschweinchen in der peruanischen Küche?

Seit nunmehr fünf Jahren werden im Rothaus Luzern nicht mehr Schnitzel und Bratwurst serviert, sondern Ceviche oder Lomo Saltado. Die Gerichte von Koch Emilio Espinosa Schwarz sind jedoch nicht einfach ein Best-of der peruanischen Klassiker, sondern enthalten neben viel Liebe zum Detail auch Schweizer oder asiatische Einflüsse.

Unsere Reise nach Peru beginnt mit Flughafen-Feeling. Ein dickes rotes Band schirmt den Zugang zu den Tischen ab, beinahe wie beim Check-in der 1. Klasse. Und fast ebenso privilegiert werden wir zum reservierten Platz geleitet.

Tagesgericht mit Dessert

Ich lasse mich mittags gerne auf das Tagesmenü ein, an diesem Tag ist es Pasta mit Lachs. Was eher nach Menü 1 beim Italiener nebenan klingt, begeistert und macht die für einen Mittag etwas lange Wartezeit mehr als wett. Für die Schweiz nicht alltäglich sind die Optionen: Zum Tagesgericht gehört im «Pikante» jeweils das Dessert (Glacé), während für Suppe und Salat ein Aufpreis von je 3.90 Franken berechnet wird. Angesicht der servierten Qualität ist dies mehr als angemessen: Der knackige Blattsalat wird mit Quinoa, Süsskartoffelmus, weissen Maiskörnern, Cherrytomaten und vor allem sehr schmackhaftem gerösteten Brot serviert.

Zwei Vorspeisen ergeben auch einen vollen Magen: Um schon mittags ein wenig von der peruanischen Abendkarte zu probieren, wählte meine Begleitung zuerst Ceviche Clásico und dann Causa de Pollo. Die Ceviche – roher Fisch, der mit einer Flüssigkeit mariniert wird, die sich «leche de tigre», also Tigermilch, nennt.

Ceviche und Causa de Pollo

Doch auch im Restaurant Pikante werden keine geschützten Grosswildkatzen gemolken: Tigermilch besteht aus Limettensaft, Zwiebeln und Chili. Die darin eingelegten rohen Fischstücke werden so dank der Zitronensäure wie beim Kochen weich und schmackhaft. Und wenn man es denn tatsächlich mag: Koriander soll hervorragend dazu passen und fehlt hier nicht. Überhaupt vermag das klassische Ceviche im «Pikante» zu begeistern: zart, aromatisch, nicht zu sauer und nicht zu scharf – liebevoll angerichtet mit frisch gebackenen Calamares-Ringen. 

Vermutlich weniger bekannt als der rohe Wolfsbarsch ist die peruanische Spezialität Causa de Pollo, die als zweite Vorspeise gereicht wird – ebenso schön angerichtet wie die anderen Speisen. Beim Anrichten gibt sich der Küchenchef keine Blösse. Salopp gesagt handelt es sich bei Causa de Pollo um einen peruanischen Hamburger: Als Brötchen dienen zwei dicke Scheiben lauwarmer Kartoffelstock, als Patty gezupftes Poulet an einer leichten Chili-Mayonnaise. Anders als beim Hamburger empfiehlt sich allerdings die Verwendung von Messer und Gabel, um die Delikatesse zu verspeisen.

Zusammen mit der zweiten Vorspeise hat sich auch das Tagesmenü eingefunden. Zu meiner Freude war die Bezeichnung Lachspasta krass unterverkauft. Der Lachs ist eine perfekt grillierte Tranche, aussen kross, innen annähernd roh. Und auch die servierten Tagliatelle an einer Safran-Rahm-Sauce sind raffiniert abgeschmeckt mit einer leicht wärmenden Chilinote. Beim ebenfalls schön angerichteten Dessert bräuchte es die Erdbeeren um diese Jahreszeit nicht, doch vermutlich kommen auch die aus Peru.

Rindsherz statt Meerschwein

Bleibt eine offene Frage: jene zum Meerschweinchen, das in Peru gerne gegrillt serviert wird. «Pikante»-Chef Emilio Espinosa Schwarz, dessen Grossvater Albert einst in jungen Jahren nach Peru ausgewandert ist, erklärt: «Manchmal hat mir ein lokaler Bauer angeboten, diesen schönen kleinen Freund zu verkaufen.» Dies sei in der Schweiz jedoch nicht erlaubt, und auch in Peru gelte das Meerschwein als beliebtes Haustier.

«Cuy», wie das Gericht heisst, sei aufgrund des hohen Eiweissgehaltes primär im Hochland beliebt. Es werde aber auch in seiner zweiten Heimat nur selten in den Küstenregionen angeboten. Rindsherz, eine andere beliebte Spezialität im «Pikante», fehlt derzeit auf der Karte. Espinosa Schwarz will es jedoch bald wieder anbieten. Sobald dieses in der gewünschten Qualität verfügbar sei, möchte er damit verschiedene Rezepturen ausprobieren.

Bewertung

Preis-/Leistung
**** von *****
Die moderne, kreative Interpretation der peruanischen Küche schmeckt uns ausgezeichnet. Das Auge isst bekanntlich mit. Und das kommt im «Pikante» voll auf seine Kosten, die Küche pinselt farbenfrohe Kompositionen in den helvetischen Winter. Mittags stehen ein eingeschränktes A-la-Carte-Angebot und ein Tagesmenü (18.90 Franken inkl. Dessert) zur Auswahl, abends werden an der Bar verschiedene Ceviche-Varianten angeboten. Interessante Vegi-Gerichte wie ein Alpen-Anden-Quinotto, aber auch viel Spannendes mit Fisch und Meeresfrüchten. Das Preisniveau ist nicht tief, der gebotenen Qualität jedoch angemessen.

Ambiente
*** von *****
Nach der Eröffnung des Lokals dauerte es etwas, bis lateinamerikanisches Flair das biedere Hotel Rothaus in Besitz nahm und den etwas angestaubten Schweizer Chic ablöste. Das einstmals nüchterne Weiss hat gedeckten Farben und peruanischer Dekoration Platz gemacht, die klassischen Restaurantstühle sind mit bequemen Kissen im Andenstil belegt und ein dezenter Fischgeruch in der Nase zeugt von den Spezialitäten.

Service
*** von *****
Die Bedienung ist bemüht und sehr freundlich, das Tagesmenü dürfte aktiver verkauft werden. Die Wartezeit ist für ein Mittagessen recht lange, was sicher auch auf die vielfältige Auswahl zurückzuführen ist. Schöne Geste mit dem liebevoll zubereiteten Dessert zum Tagesgericht und einer Lollipopauswahl zum Abschied.

Online-Faktor
**** von *****
Stilvolle Webseite mit inspirierenden Aufnahmen, die Appetit wecken. Informationen zur peruanischen Küche und ein Blog auf Deutsch, Spanisch und Englisch. Menükarten sind vorhanden, das Tagesgericht erfährt man vor Ort. Reservationen sind in Echtzeit über einen eingebundenen Dienstleister möglich.

Die Rechnung gibts wie immer zum Schluss, auch im Pikante.
Die Rechnung gibts wie immer zum Schluss, auch im «Pikante».


Ristorante Pikante

Adresse:
Klosterstrasse 4
6003 Luzern

Telefon:
041 248 48 00

E-Mailadresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag 11:30 bis 14 Uhr und 18 bis 23 Uhr, Samstag 18 bis 23 Uhr, Sonntag 11:30 bis 16:00 Uhr.
Karte
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marianne Wettstein
    Marianne Wettstein, 17.03.2023, 06:30 Uhr

    Das ist ein ausgezeichnetes Restaurant! War schon 4 Mal dort und niemals enttäuscht. Muss bald wieder gehen.

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