«Lux» Emmen: Ein Restaurant mit speziellen Vorlieben
Knoblauchfans kommen im «Lux» in Emmen ganz auf ihre Kosten. Die Knolle sorgte nicht nur dafür, dass die Pizza als eine der besten seit längerer Zeit bezeichnet werden darf. Auch ein anderes Gericht erntete bei unserem Restaurant-Test viel Anerkennung. Ungewöhnlich ist hingegen eine andere Vorliebe der Küche.
Puristen spotten ganz gerne über italienische Restaurants, die ihre Spaghetti Carbonara mit Rahm zubereiten. Denn solchen hatten die Köhlers, die in den italienischen Apenninen vor 100 Jahren das Pastagericht mit Penne, getrocknetem Bauchspeck (Pancetta) und Hartkäse aus Schafsmilch (Pecorino) erfunden haben sollen, nicht dabei. Wobei auch nicht so klar ist, wie sie bei ihrer Ur-Carbonara zu Eiern gekommen sind.
Aussen na ja, innen hui
So erhellend Legenden sein mögen, die Küche entwickelt sich weiter. Und sofern die Zutaten deklariert sind, darf man den Rahmzusatz entspannt sehen. Dies gilt auch für unseren heutigen Testkandidaten. Diesmal sind wir in der zweitgrössten Zentralschweizer Stadt unterwegs, im «Lux» in Emmen. Und deklariert waren die Zutaten hier, sogar besonders vorbildlich, in Deutsch und Englisch. Die zweisprachige Karte kommt nicht von ungefähr, denn das «Lux» ist neben dem Restaurant auch ein Hotel und gehört zu AO Gastro, die unter anderem auch den Luzerner Militärgarten, das Giardino Sursee, Türmli Sempach oder Kuonimatt Kriens betreiben.
Ist das Lokal von aussen eher unscheinbar in klassischer Emmer Hauptstrassenarchitektur gehalten, erwartet den Gast im Innern ein modernes, elegantes Interieur. Am Tisch angekommen, werfen wir einen Blick in die ebenfalls schicke Karte. Mit der Bestellung selbst tun wir uns jedoch schwer. So schwer, dass die Bedienung gar den Bestellprozess abbricht. Das liegt aber nicht an ihr, sondern an uns. Denn unter den über 50 Gerichten haben wir uns ausgerechnet zweimal dasselbe ausgesucht – was der Küche zwar weniger Aufwand bereiten würde, für unseren Essenstest aber wenig sinnvoll erscheint.
Dekadent in den Abend
Nach einer Neuorientierung in der Karte klappt es dann. Ein Tatar Tartufo aus der Spezialkarte macht bei mir den Anfang (24.80 Franken). Neben dem etwas sehr fein geschnittenen Fleisch ist gehobelter schwarzer Trüffel zu finden, ebenso sind auf dem Teller Späne von Parmesan und ehemals eingemachten Steinpilzen aufgereiht, garniert mit etwas Rucola. Wie bestellt kommt eine scharfe Sauce aus Tabasco und Chili dazu, ausserdem warme Brioche, Toast und Butter.
Alle Zutaten sind zum Selbstmischen, wie man es beispielsweise aus Frankreich kennt. Der Trüffelgeschmack geht dabei leider verloren, doch das liegt an meiner Mischtechnik – und Freude an der schönen Schärfe. Die Geschmacksknospen jedenfalls freuen sich und haben bei dieser fast schon explosiven Kombination ganze Arbeit zu bewältigen. Dennoch: Das nächste Mal geniessen wir den Trüffel lieber wieder wie gewohnt.
Eine Pizza unter 28 anderen
Neben Schweizer und italienischen Gerichten werden im «Lux» 29 Pizzavarianten zubereitet, der imposante Holzofen ist zugleich Blickfang im Eingangsbereich. Wie schon bei den Hauptgerichten findet sich auch hier eine ansprechende vegetarische Auswahl. Eine von acht Vegi-Varianten, eine Pizza Fiorentina (21.80 Franken) fand an diesem Abend den Weg zu uns.
Neben Tomatensauce, Mozzarella, Spinat, Ei und Oregano gab auf dieser nicht wenig Knoblauch zu finden; eine im «Lux» nicht selten und auf dieser Pizza alles andere als sparsam verwendete Zutat. Der schön knusprige und nicht zu dicke Teig gefiel uns sehr gut, auch die anderen Zutaten wurden in einem guten Verhältnis belegt. Das aufgeschlagene Ei wirkt auf den ersten Blick etwas zu dunkel gebraten, ist innen aber doch perfekt flüssig. Alles richtig gemacht – eine klassische Pizza, die zu den besten gehört, die uns in der letzten Zeit vorgesetzt wurde.
Liebhaber von Kräuterbutter
Aber nicht nur Knoblauch findet sich auf der Karte bei verschiedenen Gerichten. Eher erstaunt waren wir über den grosszügigen Einsatz von Kräuterbutter. Die Küche serviert diesen zu Fitnessteller, auf der vegetarischen Rösti sowie der Pizza Vegetale. Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und so lange auch eher unerwartete Zutaten deklariert sind, gilt wohl dasselbe wie bei der Rahm-Carbonara: Auch Klassiker dürfen anders interpretiert werden.
Doch zurück zum Knoblauch: Davon gab es nämlich noch einmal eine Dosis, und zwar beim Felchenfilet Luzerner Art (34.50 Franken). Der mit etwas Mehl und Butter gebratene Fisch stammte aus dem gerade einmal zehn Kilometer entfernten Sempachersee, da blieb in der Küche offenbar kaum Zeit, die letzten Gräten zu entfernen.
Serviert wurden die beiden recht grossen Filets mit Kapern und Tomatencoulis, jedoch ohne den ansonsten fast schon obligaten Zitronenschnitz. Dieser wurde viel passender beim Zitronenrisotto eingesetzt, eine würzige, eher etwas säurebetonte Stärkebeilage, ganz auf der Linie dieser nicht langweiligen Küche. Und der Knoblauch? Dieser fand sich im dazu servierten Blattspinat, auch dieser wurde frisch zubereitet und hatte so noch einen schönen Biss.
Tiramisu im Glas
Abgerundet wurde der Abend mit einem hausgemachten Tiramisu, das hier im Glas serviert wird. Der daneben drapierte Schlagrahmgipfel wäre weniger nötig gewesen, das geschmacklich eher etwas zurückhaltende Tiramisu sorgte durch seinen grosszügigen Mascarponeeinsatz bereits für ausreichend Fett auf dem Teller. Für den Kaffeegeschmack wäre eher ein dazu bestellter Espresso zuständig.
Fazit unseres Tests: Den Mutigen gehört die Welt, man versucht etwas und bringt die Gerichte mit viel Pep auf den Tisch – hier kommt nicht so schnell Langeweile auf. Die Pizza hat definitiv Wiederholungspotenzial.
Bewertung
Preis-Leistung
**** von *****
Die Auswahl ist gross: Schweizer und italienische Spezialitäten, dazu gegen 30 Pizzas sowie eine Spezialitätenkarte. Angeboten werden unter anderem hausgemachte Pasta, Cordon bleu (36.50 Franken), Burger, Zürcher Geschnetzeltes oder Kalbsleber und Schweinsbratwurst mit Rösti (23.80 Franken), ausserdem zwei Fischgerichte und verschiedene Spiesse, die vor den Gästen flambiert werden. Dazu kommen mehrere vegetarische Gerichte und eine Auswahl an Vorspeisen.
Mittags stehen zwei Menüs mit Suppe oder Salat ab 19.80 Franken sowie Pizzas auf der Karte. Die Portionen sind nicht zu klein, die Preise attraktiv, sieht man von auffälligen 11.50 Franken für eine Suppe oder einen Blattsalat sowie 28 Franken für Penne Bolognese ab. Unsere Pizza kostete 21.80 Franken, der Fisch 34.50 Franken und das Vorspeisentatar 24.50 Franken.
Die Weinkarte bietet schwergewichtig Gewächse aus Italien und Europa (ohne Frankreich) an, darunter je vier Weiss- und vier Rotweine. Der für 9 Franken je Deziliter ausgeschenkte Picàie Rosso hat uns gut gefallen, neun Jahre alte Weine sind sonst eher selten im Offenausschank zu finden. Sympathisch: Wasser zum Wein in der gleichen Menge ist kostenlos, sonst wird für Hahnenwasser ein bescheidener Betrag verlangt.
Ambiente
**** von *****
Von aussen ein unscheinbarer Bau, trumpft das Innere mit einer modernen Einrichtung mit bequemen Stühlen und gehobenem Interieur auf. Gedeckte Farben, moderne Lampen (immerhin heisst «Lux» übersetzt auch «Licht») und ein dunkler Holzboden stellen zusammen mit hochwertiger Tischware den Wohlfühlfaktor sicher. Ein guter Tischabstand sorgt dafür, dass es auch bei vielen Gästen nicht zu laut wird. Trotz 120 Plätzen je im Lokal und auf der Terrasse lohnt sich die Reservation.
Service
**** von *****
Das Restaurant war an diesem Abend voll besetzt, die Wartezeit blieb dennoch im vertretbaren Rahmen. Der Empfang war freundlich, die Bedienung aufmerksam. Pfeffer und Salzmühle standen bereits auf dem Tisch, das Chiliöl kam ungefragt vor der Pizza.
Online-Faktor
**** von *****
Stilvoller Webauftritt mit allen Karten und sehr ansprechenden Bildern. Das Mittagsmenü kann per E-Mail zugestellt werden. Praktisch: Auch die Herkunft der Lebensmittel ist auf der im Kosovo programmierten Seite online abrufbar. Die Onlinereservation hat in unserem Fall sehr gut funktioniert, ein Lageplan ist ebenfalls vorhanden. Einzig das Team wird nicht vorgestellt.
Lux Emmen
Adresse:Neuenkirchstrasse 3
6020 Emmenbrücke
Telefon:
041 280 63 73
E-Mail-Adresse:
[email protected]
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10.00 bis 23.00 Uhr
Samstag: 09.00 bis 23 .00 Uhr Sonntag: 10.00 bis 22.00 Uhr