Kanchi Luzern: keine unvergessliche Reise nach Indien
Eben mal kurz nach Indien reisen ist derzeit etwas schwierig. Zumindest das traditionelle Essen kann man sich aber schmecken lassen – und muss dafür noch nicht mal die Stadt Luzern verlassen. Ob das Kanchi Indian Restaurant diesen Wunsch nach authentischer indischer Küche erfüllen kann?
Der betörende Duft nach Gewürzen lässt unser Herz beim Betreten des «Kanchi» höher schlagen und unseren Magen laut grummeln. Dass der Eingang altmodisch und nicht so einladend daherkommt, haben wir derweil schon beinahe verdrängt. Nachdem wir die Eingangstüre in einer Seitenstrasse passiert haben, müssen wir eine lange Treppe in den oberen Stock hochgehen und dann nochmals durch eine Türe treten.
Die Gewürzvitrinen an der Wand lenken elegant vom nicht sehr anmächeligen Teppich auf den Stufen ab. Unser Sesam für den Abend öffnet sich mit einem Glöggli von den Decken und sogleich wird man vom indischen Personal sehr freundlich in Empfang genommen.
Der beste Tisch im Separee
Wir rätseln, wohin wir wohl geführt werden, denn wir durchqueren den Raum, an welchem einige Tische mit grösstenteils indischen Gästen (was für ein gutes Zeichen!) besetzt sind und gehen Richtung Toilette. Aber dann biegen wir nach links ab und voilà, da hat es noch einen zweiten, kleineren Speiseraum, nur mit einem anderen Pärchen besetzt. Unser Tisch ist gleich neben dem Fenster, wunderbar. Angenehme indische Hintergrundmusik, indisches Personal, indische Einrichtung, alles sehr echt und authentisch … welcome to India!
Sofort wird uns Papadam – ein dünner frittierter Fladen aus Urdbohnenmehl – mit zwei verschiedenen Saucen serviert. Ein Plastikkrug (Glas wäre definitiv schöner, aber was soll's) mit Luzerner-Wasser und die Speisekarte werden uns ebenfalls gereicht.
Unser Kellner ist stets bemüht, uns die Hausempfehlungen nahezulegen, unsere vielen Fragen zum Menü freundlich zu beantworten und unsere Änderungswünsche zu erfüllen. Wir fühlen uns dadurch nicht zu anspruchsvoll – sehr angenehm und heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich.
Die 20-jährige Reise beginnt
Zum Apéro bestellen wir einen Mango-Lassi, ein erfrischendes Joghurtgetränk mit Mango, welches in einem hübschen Kupferbecher, aber – totales No-Go aus heutiger Sicht – mit einem Plastikröhrchen serviert wird. Gespannt warten wir ab, wie es mit unserer Bestellung weitergeht. In der Zwischenzeit erklärt uns der Kellner stolz, dass der Betrieb von zwei Geschäftspartnern geführt wird. Die Chefin («Madame», wie er so herzig sagt), eine Schweizerin, bringt die Zahlen zusammen und kümmert sich um das Büro. Der Chef, ein Inder, war vor 20 Jahren Koch und kreierte alle Rezepte, die noch heute verwendet werden. Jetzt ist er als Restaurantverantwortlicher für alles rund um die Lebensmittel zuständig.
Die Art der Speisekarte könnte innovativer und moderner sein, aber der Inhalt ist übersichtlich dargestellt und auch nicht überladen mit Angeboten. Es gibt ein sehr preiswertes, umfangreiches Menu aus insgesamt acht Tellern, das man mit oder ohne Fleisch bestellen kann. Dieses kostet weniger als 50 Franken pro Person.
Wir entscheiden uns aber dagegen und wählen zur Vorspeise das südindische Streetfood Meduwada: frittierte Gramlinsenkroketten. Diese schmecken leider lediglich wie frittiert und sonst nach nichts. Dazu gibt es Sambar und Kokosnuss-Chutney.
Traditionell serviert und von indischem Wein begleitet
Als Hauptgang gibt es einerseits Paneer Butter Masala und andererseits Vegetable Thali. Beides wird traditionell serviert; das Paneer in einem Kupferpfännchen auf einem kleinen Rechaud und das Thali in sechs kleinen Schälchen, die auf einem mit Bananenblatt dekorierten Kupfertablar daherkommen. Jeder einzelne Bissen ist wunderbar, ausgewogen und spannend in seiner Kombination und Konsistenz. Auch die dazu gereichten Beilagen – Naan (indisches Fladenbrot aus dem Tandoori-Ofen) und Reis – kann man nur loben. Die Platte ist nach dem Essen noch zu einem Drittel voll und da wir uns auf ein zweites Mal Kanchi-Genuss freuen wollen, bitten wir um eine Take-away-Box. Diese wird mit den Resten befüllt und uns übergeben.
Zum Essen wird uns ein Wein aus Indien empfohlen, welchen wir gerne probieren: ein vollmundiger Cuvee aus Cabernet und Syrah von Grover. Abgesehen vom indischen Wein – Weiss, Rosé und Rot – findet man auf der Weinkarte querbeet von allem etwas – aber nichts Besonderes, nichts Extravagantes und keinen Luzerner Wein. Der Espresso am Schluss könnte besser sein, heisser und stärker. Dafür gibt es zum Trost ein rotes Schokoladenherzchen dazu.
Fazit
Gutes Essen, nette Bedienung – aber kein unvergessliches Highlight. Auf der Toilette ist das Schild erwähnenswert, alles andere leider nicht im positiven Sinne.
Autor: Anuschka Stoffel, September 2021
Preis/Leistung
Moderate Preise. Die vegetarischen Vorspeisen liegen alle unter 10 Franken, jene mit Fleisch unter 15 Franken. Die Hauptgänge kosten zwischen 25 und 40 Franken. Die Desserts gibt's für weniger als 10 Franken.
**** von *****
Service
Sehr nette Bedienung und immer durch die gleiche Person, was wir persönlich sehr geschätzt haben. Da wir im Raum die einzigen Gäste waren und sich die Betreuungsfrequenz mit der Zeit verringerte, mussten wir für diese Verhältnisse etwas sehr lange warten.
**** von *****
Ambiente
Authentisch, Hintergrundmusik in angenehmer Lautstärke, Kerzen. Etwas zu grelles Licht und WC-Hygiene, die zu wünschen übriglässt.
*** von *****
Online-Faktor
Sehr kundenfreundlich und simpel, schnell zu finden. Ein Plus ist die Möglichkeit, bereits während der Tischreservation das Essen vorzubestellen, falls dies gewünscht ist. Dass das letzte Zeitfenster gemäss Onlinebuchung schon um 18:45 Uhr ist, kann man laut unserer Recherche offenbar ignorieren, man sollte einfach anrufen und die Reservierungszeit mitteilen. Leider nicht ganz durchdacht.
**** von *****
Coronahandling/-Umsetzung
Wie unterdessen Standard und üblich: bis zum Tisch für die Gäste Maskenpflicht, für das Personal immer. Mehr oder weniger eingehalten. Contact Tracing wurde nicht verlangt, allenfalls wegen der Onlinereservierung?
*** von *****
Kanchi Indian Restaurant
Adresse:Zürichstrasse 4 (Löwenplatz)
6004 Luzern
Telefon:
+41 41 410 67 08
E-Mail-Adresse:
Webseite:
https://luzern.kanchi.ch/
Öffnungszeiten:
Montag-Sonntag 11-14 Uhr mit Mittagsbuffet und abends à la carte 17-23 U