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Galliker – ein Hoch auf die Tradition

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Schweizerisch
  • Ambiente Rustikal

Ein Restaurant, das im Jahr 2013 auf einen Internet-Auftritt verzichtet? Was wie ein Anachronismus aus längst vergangenen Zeiten erscheint, ist in diesem Fall Programm. Immerhin hatte man seit 1681 Gelegenheit, sich an das graue Gebäude an der Luzerner Schützenstrasse zu gewöhnen, in dem die Familie Galliker ihre Gäste seit vier Generationen bewirtet – und gut bürgerlich verwöhnt.

Glück und Pech liegen bekanntlich nahe beieinander. Glücklich, wer am Wochenende einen freien Tisch erhält. Pech, wer dafür einen der Pot-au-feu-freien Tage wählt. Die Hausspezialität wird immer dienstags, donnerstags und samstags serviert; wahlweise als Portion oder für Heisshungrige im Topf.

Die Wahl fällt uns so noch schwerer. Nicht wegen mangelnder Auswahl oder einer überladenen Karte. Etwas Mühe bereitet uns die Kombination aus Vorspeise und Hauptgang. Doch weil ein Pastetli beim Galliker-Besuch fast ebenso dazu gehört wie die Rösti als Begleiterin des Hauptgangs, gibt es statt Vitamine ein schlechtes Gewissen.

Dekorativer Minimalismus
Die Qualität der Speisen entschädigt dafür wie gewohnt. Das kleine Vorspeisen-Pastetli (11.50 Fr.) hätte für unseren Geschmack noch ein wenig stärker ausgebacken sein dürfen, an der Sauce gab es hingegen selbst für kritische Geister nichts zu mäkeln. Besonders gefallen aber hat uns der Verzicht auf die Dekoration: keine faden Tomatenschnitze, in die Sauce hängenden Peterli-Sträusschen oder Paprika-Verzierungen, nur etwas dezenter Schnittlauch. Ganz so, wie man sich das zuhause gewohnt ist. Auch den Sonderwünschen der Begleitung, beim gemischten Salat das eine oder andere wegzulassen, ist die Küche perfekt nachgekommen.

Kalbssteak statt Stroganoff
Ein kleines Malheur dann beim Hauptgang: Anstelle des Bœuf Stroganoff – auch das eines der Galliker-Highlights – beglückte uns die Bedienung mit einem butterzarten Kalbssteak. Verrechnet wurde korrekterweise das günstigere Gericht mit 34 Fr., und so kamen wir darüber hinaus noch zu einer Sonderportion Vitamine (vier Saisongemüse). Die Rösti durfte hier ebenso wenig wie zu meiner Kalbsleber fehlen, die zart und mit einer angemessenen Portion fein gedämpften Zwiebeln serviert wurde. Wobei auch der Weissweinrisotto nicht zu verachten wäre, wie uns aus früheren Besuchen in bester Erinnerung ist.

Wer es im Gault Millau auf 13 Punkte bringt, weiss, was er seinen Gästen schuldig ist. Die Zusatzportion Rösti kam nicht nur bei uns gut an. Auch unsere Tischnachbarn – die langen Tische im vorderen Teil des Restaurants hat man nur selten für sich alleine – schafften trotz anfänglichen Bedenken den ganzen Teller.

Und wer danach beim gemütlichen Schwatz vor sich hin verdaut, kommt nur zu gerne ins Sinnieren. Einen Beitrag dazu leistet auch der authentische Innenraum. Viel dunkelbraunes Holz, Blümchenvorhänge und Stilbilder aus vergangenen Jahrhunderten. Markanter Mittelpunkt der Gaststube bildet das Buffet mit der über 90jährigen Registrierkasse im Zentrum, die jedoch nur noch dekorative Zwecke erfüllt. «Die Kasse ist leider nicht mehrwertsteuerfähig», erklärt Wirt Peter Galliker interessierten Gästen.

Nachhaltigkeit auf der Rechnung
Dabei könnten die Preise durchaus noch von früher stammen. CHF 4.60 für 1dl Merlot unterbieten selbst Tessiner Grottis nur noch selten. Und auch die Speisen schlagen ungewohnt moderat zu Buche. Eine Familie, die ein Lokal seit 1856 führt, ist eben nicht der kurzfristigen Gewinnmaximierung verpflichtet. Und einen eigenen Internet-Auftritt, auf den wir gerne verlinkt hätten, braucht es auch nicht. So gelingt es uns dann vielleicht mal wieder, kurzfristig einen letzten freien Platz reservieren zu können.

Preis/Leistung
Traditionelle Schweizer Gastronomie mit hoher Qualität und ohne Schnickschnack zu moderaten Preisen.
***** von *****

Service
Aufmerksam, rustikal und zum lokal passend. Abzug, da der falsche Hauptgang serviert wurde.
**** von *****

Online-Faktor
Internet? Wer braucht denn so was!
0 von *****

Galliker

Adresse:
Schützenstrasse 1
6003 Luzern

Telefon:


E-Mailadresse:


Öffnungszeiten:

Öffnungszeiten 
Diienstag - Samstag 10.30-00.30 Uhr

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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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