Bireweggen im Test: Der Billigste ist auch der Beste
Was wäre Luzern ohne sein kulinarisches Wahrzeichen, den «Lozärner Berewegge»? Wir haben uns fünf der herbstlichen Gebäcke gekauft, um herauszufinden, wo es den besten Bireweggen gibt.
Der Birewegge gehört wohl genauso zu Luzern wie die Kapellbrücke mit ihrem Wasserturm. Mit der «Bereweggen-Polka» hat das Gebäck sogar einen eigenen Song, durch den klar wird, wie unverzichtbar das Gebäck ist: «Bire-, Birewegge, Schmalz und Brot, passt zum Kaffi ganz famos» heisst es gleich zu Beginn des Stücks. Wir haben Schmalz, Brot und Kaffee jetzt mal weggelassen und uns in unserem Test ganz auf den Bireweggen konzentriert. Oder die Bireweggen, je nach Dialekt.
Zum Test angetreten sind sechs unserer acht anwesenden Redaktionsmitglieder, denn schon im Vorfeld zeigt sich: Bireweggen trifft nicht den Geschmack aller. Diejenigen, die getestet haben, waren aber umso enthusiastischer bei der Sache. Gekauft haben wir übrigens allesamt Bireweggen. Hier wird die Masse – typischerweise aus Birnen, Dörrzwetschgen, Feigen, Sultaninen und Baumnüssen – auf den Teig gestrichen und danach eingerollt. Anders beim Birnbrot, bei dem der Teig die Masse ummantelt. Doch auch diese «Canneloni»-Form ist uns im Test untergekommen.
Doch da sind wir nicht kleinlich, geschmeckt haben sie alle. Und, so viel sei schon verraten: Gute Bireweggen gibt es überall – aber am Ende kann es nur einen Sieger geben. Benotet wurden folgende Kriterien (mit Gewichtung in Klammern) auf einer Notenskala von 1 bis 6:
- Optik (10 Prozent)
- Duft (10 Prozent)
- Bissfestigkeit (20 Prozent)
- Geschmack (40 Prozent)
- Gesamteindruck (20 Prozent)
Die Birenweggen wurden alle am Morgen des Tests gekauft und den Testerinnen anonymisiert vorgesetzt. Daraus hat sich folgende Rangliste ergeben:
Platz 5: Heini
Gleich beim Fünftplatzierten zeigt sich: Bei Bireweggen gehen die Geschmäcker auch bei den Fans auseinander. Grundsätzlich ist man sich bei den Testern einig, dass der Heini-Birewegge eher weich ist. Doch hier hört die Einigkeit dann auch bereits wieder auf: Während die Einen dies mögen, finden die Anderen das überhaupt nicht angenehm. Jemand vermerkt, dass das Gebäck eher an einen Biber erinnere. War hier vielleicht gar ein Appenzeller am Werk?
Optisch ist der Bireweggen vielen zu dunkel geraten. Die Füllung kommt dafür gut an. Vor allem die Baumnüsse haben einige Fans unter den Testerinnen. Allerdings wird das Verhältnis von Teig und Füllung bemängelt. Hier hätte die Bäckerei etwas grosszügiger mit der Birnenfüllung sein dürfen. Am Ende sind es aber die niedrigen Noten bei der Optik, die dem Heini-Produkt die Note «Gut» kosten.
Note: 4.8
Preis: 10.50 Franken
Platz 4: Hänggi
Beim Viertplatzierten schlagen die Kritikerinnen ähnliche Töne an wie beim Heini-Birewegge. Eher weich, wenig Füllung, dafür überzeugt die Farbe. Der Geschmack wird als eher neutral beschrieben. Ausserdem sind gleich mehrere Tester überzeugt, dass die Füllung gleich schmeckt wie beim Birewegge der Bäckerei Hug. Wurde hier auf eine Fertigfüllung zurückgegriffen? Das ist zumindest die Vermutung unserer Testcrew.
Hervorstechen kann der Hänggi-Weggen beim Aussehen. «Schlanker als der Rest, aber schön gefaltet», steht auf einem der Testbögen stellvertretend. Unter dem Strich überzeugt der Hänggi-Birewegge mehrheitlich und hat auch einen neuen Fan gewonnen. So schreibt einer unserer Testesser: «Eine Genusssünde.»
Note: 5,0
Preis: 10.80 Franken
Platz 3: Hug
Optisch kann der Luzerner Birewegge der Bäckerei Hug nicht überzeugen. «Sieht aus, als wäre er überfahren worden», lautet einer der fieseren Kommentare. «Keine Schönheit, kein Graus, bin emotionslos», heisst es auf einem anderen Testbogen etwas neutraler.
Doch es zählen bekanntlich die inneren Werte – und diese gefallen. Selbst der zuvor harte Kritiker ist hier zufrieden: «Saftig, gut im Geschmack», schreibt er. Was für den Einen saftig ist, ist für den Anderen aber etwas zu buttrig-weich. Und so ergeben sich Noten an beiden Enden der Wertungsskala. Dass es schliesslich doch für eine Note 5 reicht, liegt daran, dass der Birewegge geschmacklich etwas mehr Fans als Kritiker hat. Und so schnappt sich das Gebäck von Hug ganz knapp vor Hänggi das Podest.
Note: 5,0
Preis: 8.90 Franken
Platz 2: Bachmann
Beim Bachmann-Birewegge ist sich unser Team bei der Optik so wenig einig wie bei keinem anderen im Test. Für die einen sieht er sehr generisch, ja fast schon maschinell hergestellt aus. Für die anderen ist er ein Paradebeispiel für einen Birewegge. Unsere selbsternannte Birewegge-Expertin aus Luzern schreibt: «So stelle ich mir einen Luzerner Birewegge vor.»
Beim Reinbeissen zeigt sich der Bachmann-Birewegge dann aber von einer eher spröden Seite: Der Teig scheint eher trocken zu sein und zerbricht schnell. Das kommt bei den meisten Testern nicht so gut an. Die Füllung überzeugt dafür viele. «Eine ideale Balance zwischen süss und säuerlich mit weihnachtlicher Note», schreibt eine Person. Hätte der Teig mehr überzeugt, Bachmann wäre wohl noch am Sieger vorbeigezogen. So bleibt es beim guten zweiten Platz.
Note: 5,3
Preis: 7.50 Franken
Platz 1: Macchi
Selbst beim Testsieger hat unser kritisches Team noch einiges zu mäkeln. Das fängt bereits beim Aussehen an: Unter einem typischen «Birewegge-Look» verstehen unsere Tester etwas anderes. «Unförmig», schreibt jemand, fährt dann aber etwas versöhnlicher fort: «Sieht zumindest hausgemacht aus.» Auch der Teig überzeugt nicht durchs Band. Mehrmals ist zu lesen, dass er «eine Spur zu weich» sei. Darunter leidet die Bissfestigkeit.
Boden gut macht er aber in der wichtigsten Kategorie: beim Geschmack. Das fängt bereits damit an, dass das Verhältnis von Teig und Füllung gut ausbalanciert ist. Und die Füllung? Hier gibt es viel Lob. «Würzig süs- und lecker», schreibt jemand. Auch bei den Teamkollegen überzeugt die Füllung fast ausnahmslos. Und unsere Birewegge-Expertin im Team bilanziert: «Sieht nicht wie eine Birewegge aus», vergibt dann aber beim Geschmack die Höchstnote. Und gerollt statt gefüllt ist er auch. Was will man mehr.
Note: 5,4
Preis: 7.40 Franken