Wie 632 siegreiche Zuger ein Massaker anrichteten
Bei der Schlacht am Gubel standen sich die stark unterlegenen Zuger Katholiken einer Überzahl an protestantischen Soldaten gegenüber. Doch die Zuger gewannen nicht nur überraschend, sondern richteten ein regelrechtes Massaker an.
Der Volksmund sagt, dass in jeder Sage oder Legende ein Körnchen Wahrheit steckt. So wird man auch in der Legende um die Altstadtmadonna und die Schlacht am Gubel auf das eine oder andere Körnchen stossen. In diesen Tagen jährt sich die Schlacht am Gubel zum 493. Mal.
Die Legende der Altstadtmadonna
Mit den Reformationskriegen war die Stadt Zug ständig bedroht. Die Stadt hatte zwar wohl dicke Ringmauern, aber der Feind lauerte wie ein Wolf und er war nahe. Deshalb mussten die Menschen wachsam bleiben. Sie wussten aber, dass die Altstadtmadonna die Menschen in Zug und darüber hinaus gut beschützt.
Es war in der Nacht vom 23. auf den 24. im Weinmonat, damit ist der Oktober gemeint, im Jahr 1531. Eine kleine Streitschar katholischer Soldaten unter dem Kommando von Christian Iten zog aus Ägeri und Menzingen Richtung Gubel. Die Reformierten standen dort an der Grenze ins Zugerland und das mussten die katholischen Männer mit aller Kraft verhindern. Damit ihnen das auch gut gelingt, hielt die Altstadtmadonna eine schützende Hand über diese Männer. In der Stadt trug man den Nachtwächtern auf, ihre Rundgänge bei den Türmen zu verstärken und besonders gut Wache zu halten.
Als zu später Stunde ein Wächter auf seinem Rundgang vom Zytturm zur Linde am Graben unterwegs war, sah er, wie eine dunkle Gestalt am Boden lag. Als er sich ihr näherte, bemerkte er, dass es ein Weibsbild war. Er näherte sich der Gestalt am Boden und fuhr sie mit groben Worten an: «Stand uf du Flungg, mach das d furt chunnsch!» Und genau in diesem Moment ging ein heller Lichtstrahl unter dem Umhang hervor und die Frau, die dastand in einem hellen Strahlenkleid, war die Altstadtmadonna.
Der Wächter erschrak bei diesem Anblick so stark, dass er ohnmächtig wurde. Als er sich wieder etwas erholt hatte, verkündete ihm die Madonna, dass die Männer am Gubel die Schlacht gewonnen hätten. Der Wächter schämte sich und hatte Angst, dass die Muttergottes ihm nun die Leviten lesen würde, weil er sie so grob angefahren hatte, aber sie machte ihm deswegen keine Vorwürfe.
Daraufhin begleitete er sie ehrfürchtig zurück zur Kapelle. Dort hat er ungläubig beobachtet, wie sie durch die dicken Kirchenmauern schwebte. Auf dem hohen Altar ging sie wieder an ihr Plätzchen zurück und wurde wieder zur hölzernen Statue. Am andern Tag sah man, dass der Saum ihres Kleides noch etwas schmutzig war von diesem nächtlichen Ausflug.
Der Standort der Liebfrauenkapelle
Die Altstadtmadonna befindet sich in der ältesten Kirche der Stadt Zug. Die Kirche wurde 1266 erstmals urkundlich erwähnt. Die Liebfrauenkapelle, oder «Kapelle unserer Lieben Frau», wie sie richtig heisst, steht am südlichen Ende der Altstadt und ist an die alte Stadtmauer gebaut.
Die Schlacht am Gubel
Die Legende und die Realität weisen ein paar übereinstimmende Schnittpunkte auf. Nach der ersten Niederlage am 11. Oktober bei Kappel, wo Ulrich Zwingli tödlich verwundet wurde, startete das protestantische Heer zur Gegenoffensive. Die reformierten Zürcher und Berner zogen über Sihlbrugg nach Neuheim und Menzingen, wo sie beim Gubel in Menzingen ihr Lager aufschlugen. Offensichtlich versammelten sich die katholischen Innerschweizer vorher in Mittenägeri zum Gebet. Ein zweites Mal kamen sie zum Gebet in der Fürschwandkapelle in Menzingen zusammen.
Über die am Gefecht beteiligten Männer gibt es keine absolut belegten Zahlen. Es wird aber berichtet, dass das Heer der Reformierten um die 5000 Mann stark war. Die kleine Streitschar der angreifenden Katholiken unter dem Kommando von Christian Iten war indes um ein Vielfaches kleiner. Es wird von 632 Männern berichtet, die vorwiegend aus der Gegend um Ägeri und Menzingen stammten.
Um zwei Uhr nachts konnten die katholischen Soldaten mit einem nächtlichen Überraschungsangriff die reformierten Gegner überrumpeln. Die Verluste auf der reformierten Seite betrugen etwa 800 Mann, auf der katholischen Seite wird der Verlust mit 87 Männern angegeben. Die Schlacht, so wird unter anderem auf der Website der Gemeinde Oberägeri berichtet, war «eher ein Überfall mit anschliessendem Massaker». Aber sie festigte die konfessionellen Verhältnisse der Eidgenossenschaft. Nach der Niederlage am Gubel wurde am 20. November 1531 der zweite Landfrieden beschlossen.
- Eigene Recherche
- Buch «Zuger Sage» von Maria Greco
- Eintrag «Die Schlacht auf dem Gubel entscheidet den ersten eidgenössischen Religionskrieg» auf der offiziellen Website von Oberägeri