Von der Skisprungschanze ins Museum
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Ein Schneemann, der satte fünf Tonnen auf die Waage bringt, steht zurzeit im Burghof des Museums Burg Zug. Nachdenklich zeigt seine Nasenspitze in die Ferne, als wüsste auch er: «Schnee war gestern – in den Voralpen». Besonders beliebt war früher das Skispringen, auch auf dem Zugerberg in Unterägeri oder auf der Rigi standen einst Schanzen.
Nebst dem Klimawandel, der dem lokalen Schneemann einen Strich durch die Rechnung macht, thematisiert die Sonderausstellung insbesondere die Boomjahre des Wintersports, als sich Skifahren zum eigentlichen Volkssport entwickelte. Auch andere Disziplinen wie das Snowboarden, Schlitteln, Schlittschuh- und Langlaufen kommen nicht zu kurz.
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Mutig durch die Luft
Besonders eindrücklich sind Aufnahmen von einem Skisprung-Wettkampf auf dem Rigi-Rotstock um 1950. Unbehelmte Herren springen über die Schanzen, ihre Wollhosen flattern im Wind. Die Ski halten die Springer parallel und mit den Armen rudern sie wie Schmetterlingsschwimmer durch die Luft. Gebannt verfolgen die Zuschauer die gewagten Flüge von der Holztribüne aus. Fachmännisch beurteilen die Juroren die Sprünge.
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Der in den Filmausschnitten vorgeführte Stil wurde über Jahrzehnte hinweg praktiziert, obwohl der Schweizer Ingenieur Reinhard Straumann bereits in den Zwanzigerjahren die Aerodynamik beim Skispringen untersucht hatte. Er gilt als Begründer des sogenannten Fisch-Stils, bei dem die Arme am Körper angelegt werden.
Der Fisch-Stil setzte sich jedoch erst viel später durch. 1950 verwendete der Schweizer Skispringer Andreas Däscher diese Technik als Erster an einem internationalen Wettkampf. Der Schwede Jan Boklöv entdeckte in den Achtzigerjahren versehentlich, dass er mit angewinkelten Ski weiter springen konnte. Der heute weit verbreitete V-Stil war geboren.
Import aus Skandinavien
Skispringen stammt wie die anderen Lattendisziplinen aus Norwegen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als das Skispringen im Alpenraum Fuss zu fassen begann, fanden auch die Schweizerinnen und Schweizer Gefallen am Nervenkitzel. Zahlreiche Sprungschanzen wurden errichtet, nicht zuletzt im Voralpenraum. Nebst dem Rigi-Rotstock konnte man auch in Einsiedeln, auf dem Albispass und auf dem Uetliberg das Spektakel bestaunen.
Am Hünggigütsch auf dem Zugerberg soll es bereits 1911 eine Schanze gegeben haben. Schon 1933 sprang man am Nollen in Unterägeri über den Schanzentisch. Während die Springer auf den kleinen Schanzen zwischen 30 und 40 Meter weit flogen, erreichten sie auf dem Rigi-Rotstock gut 60 Meter.
Heute bestehen in der Region nur noch vier moderne Schanzen in Einsiedeln. Auf der grössten beträgt der Schanzenrekord 125,5 Meter. Den heutigen Weltrekord holte sich der Österreicher Stefan Kraft mit einem 253,5-Meter-Sprung.
Alles fährt Ski
Während die Profis immer weiter sprangen, vergnügten sich die Massen auf den Pisten. Die Sonderausstellung zeigt auf, wie die Skigebiete in den Voralpen dazu beitrugen, das Skifahren zu popularisieren. Auf den voralpinen Pisten versuchte sich manches Kind im Stemmbögeln, hierhin fuhren die Städter, ihre Bretter auf dem Autodach montiert, hier wurde in Skilagern und Skiclubs ein Volkssport eingeübt.
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Rege wurde dieser Volkssport von den zahlreichen Leihgeberinnen und -gebern aus der Region dokumentiert, welche dem Museum Objekte, Bild- und Filmmaterial zur Verfügung stellten. Nun kann man beim Betrachten einer SKA-Mütze oder eines Sessellift-Sitzes auch ausserhalb ihrer schneeweissen Umgebung in Erinnerungen ans Skifahren schwelgen.
Film- und Tonaufnahmen erlauben einen Blick in die Vergangenheit, als Skiausrüstungen improvisierter und Abfahrtstechniken anders daherkamen. Bilder von schwer mit Schnee behangenen Tannen sowie zugefrorenen Seen illustrieren die Wirkung dieses Elements zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als noch günstigere Temperaturen für Schneemänner herrschten.
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