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Habsburger töteten bei St. Wolfgang 42 Zuger

Hünenberger Weiler: Wallfahrtsort und Kriegsschauplatz

Blick Richtung, Totenhald. (Bild: Maria Greco)

Das unscheinbare Kirchlein im beschaulichen Weiler St. Wolfgang in Hünenberg war einst ein beliebter Wallfahrtsort. Hier soll einst der Heilige Wolfgang für Wunder gewirkt haben. Zuvor aber wüteten hier die Habsburger an einem Heiligabend.

Wenn man den Weg vom Kloster Heiligkreuz bis zur St.-Wolfgang-Kirche bei der Wart in Hünenberg unter die Füsse nimmt, trifft man unbewusst auf sehr viel Geschichte.

Der kleine Weiler St. Wolfgang mit Kirche, einem Brunnen, dem Pfrundhaus, einem Gasthaus und ein paar Bauernhäusern bildet ein schönes Ensemble historischer Bauten inmitten einer ländlichen Idylle.  

Ein Weiler mit viel Geschichte

Wenn auch der Name Wart erstmals um 1392 urkundlich erwähnt wird, finden sich auch ältere historische Spuren. Nach einem habsburgischen Vergeltungszug, bei dem zahlreiche Höfe und Häuser in der Gegend niedergebrannt wurden, wollten sich die Zuger das ihnen geraubte Gut zurückholen. Bei der heutigen Totenhalde, unterhalb der Wart, deren Namen schon vorher bekannt war, als «Dottenhalden» oder «Tuotenhald», kam es an Heiligabend des Jahres 1388 zu einem Gefecht, bei dem 42 Zuger starben.   

Die Kirche St. Wolfgang wurde schliesslich um 1475 von Hans Felder d. Ä. gebaut. Dabei handelte es sich um denselben Baumeister, der schon beim Bau der Kirche St. Oswald in Zug und der Wasserkirche in Zürich mitgewirkt hatte.

Das Gasthaus ist Teil des Ensembles des kleinen Weilers St. Wolfgang.
Das Gasthaus ist Teil des kleinen Weilers St. Wolfgang. (Bild: Maria Greco)

Die Legende der St.-Wolfgangs-Kirche

Die Legende erzählt, dass der Heilige Wolfgang schon eine Weile im Kloster Einsiedeln gelebt hatte, bis er sich ins Zugerland begab. Daraufhin trugen sich einige Wunder zu. Über den Bau der Kirche wird aber Folgendes berichtet. Einst zog ein frommer Pilger durch die Gegend. Diesem kam zu Ohren, dass viele Jahre zuvor der Heilige Wolfgang ebenfalls in dieser Gegend war. Wie es der Zufall wollte, trug der fromme Pilger grade ein Bild des Heiligen Wolfgang auf sich. Dieses nagelte er an eine Tanne.

Daraufhin pilgerten immer mehr Leute zu diesem Bild und ersuchten mit Fürbitten um Hilfe für allerlei Notlagen. Diese Fürbitten wurden auch erhört. Der Platz wurde so zu einem Wallfahrtsort, woraufhin dort schon bald eine Kirche erbaut wurde.

Die alte verwitterte Wolfgangsglocke aus der Giesserei Füssli, steht heute neben der Kirche. Auf dieser ist, nebst Inschriften, auf der einen Seite ein Relief des Heiligen Wolfgang mit Zuger Wappen und auf der anderen Seite die Muttergottes mit Jesuskind abgebildet.

Wichtiger Handelsweg von Luzern nach Zürich

An den Wänden im Innern der Kirche sind zahlreiche, leider nicht mehr sehr gut erhaltene Fresken zu sehen. Auf einem dieser Bilder ist die besagte Legende gemalt. Es zeigt einen betenden Pilger vor einer Tanne. Das Chorgestühl, mit filigranen Schnitzereien und einer Figur des Kirchenpatrons, ist eine Kopie, dessen Original sich im Landesmuseum Zürich befindet.

Im 15. Jahrhundert führte hier ein wichtiger Handelsweg von Luzern nach Zürich vorbei. Im Laufe der Zeit entstanden daher zwei Herbergen. Eine davon ist das heutige Gasthaus Rössli. In der Nähe steht auch der Lindenplatz. Unter den Linden hat die Gemeinde dem Vogt den Treueeid geschworen. Der Weiler St. Wolfgang, mit der Kirche und vier Häusern, war bis 1934 eine Zuger Enklave.   

Verwendete Quellen

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