Diese Kostbarkeiten befinden sich in einem Zuger Museum
Wer hätte gedacht, dass sich im Depot des Museums Burg Zug ein kunsthandwerklicher Schatz verbirgt, der es in Bezug auf den Ideenreichtum der Zuger Bevölkerung von damals mit den sozialen Medien von heute aufnehmen kann? Flecht- und Schnitzarbeiten, Seiden und Perlenstickereien: Der Bestand an historischem Handwerk und Handarbeiten ist bemerkenswert.
Wenn wir im Depot mit diesen Objekten arbeiten, stellen wir immer wieder fest, dass diese Arbeiten, die über Jahrhunderte in Ateliers, Klöstern und in Heimarbeit produziert wurden, immer noch aktuell sind. Wir möchten hier eine kleine Auswahl an Kostbarkeiten ins Licht rücken, die nicht nur bezaubern, sondern auch inspirieren. Tüftlerinnen und flinke Hände dürfen sich gerne dazu anregen lassen, historische Handarbeitstechniken einmal selber auszuprobieren.
Geflochtene Liebesgabe
Solche Kleinode wie dieser Fingerring und der filigrane Anhänger sind im 18. Und 19. Jahrhundert unter anderem in Klöstern gefertigt und verkauft worden. Sie wurden als Freundschafts- oder Liebesgaben verschenkt. Der Fingerring weist einen Verschluss mit den eingravierten Initialen BE auf.
Auf den ersten Blick scheint es knifflig, so klein und dreidimensional zu flechten. Man muss auch gut hinschauen, um zu erkennen, dass es sich bei dem geflochtenen Material nicht um Pflanzenfasern wie Hanf oder Leinen, sondern um Haare handelt. Für solche Objekte wurden sowohl Menschen- als auch Pferdehaare verwendet.
Bestickte Herrenweste
Dieses fantastisch-exotische Federmotiv ist mit Gräten-, Knopf- und Stielstich gestickt. Es wurden sehr helle Farben verwendet, die sich nur geringfügig vom Seidenstoff unterscheiden. Ähnlich wie bei Damaststoffen entsteht die reizvolle Optik durch unterschiedliche Lichtbrechung der Materialien. Dunkle, kontrastierende Farben wurden sparsam eingesetzt.
Wir wissen nicht, wem diese Weste einst gehörte oder wer sie hergestellt hat. Die Weste ist aber sehr kostbar und wurde sicher von einer geübten Stickerin bestickt. Vom stilistischen Standpunkt aus beurteilt wird sie zwischen 1790 und 1800 datiert. Vermutlich stammt sie aus Frankreich, wo damals das Motiv der «mythischen Helden», wie wir es auf diesem gestickten Medaillon sehen, beliebt war.
Messstock mit Schnitzereien
Um Verzierungen und Zeichnungen in Holz zu verewigen, muss man kein Profi sein. Die Motive und Ornamente auf diesen Messstöcken sind nur oberflächlich eingeritzt worden. Die dreikantige Form des Gegenstandes wurde als Ornament wiederholt. Es werden drei Messstöcke, datiert zwischen 1690 und 1790, mit diesem Dreiecksmotiv im Depot des Museums aufbewahrt. Sie sind alle einerseits mit der Jahreszahl und dem Namen der Besitzerin gekennzeichnet und andererseits mit kleinen Bildern und Symbolzeichen versehen.
Dies sind einerseits repräsentative Darstellungen, die auf die Verwendung des Messstocks hinweisen: zum Beispiel Bügeleisen, Schere und Nadel, für die Verwendung im Rahmen des Schneiderhandwerks. Anderseits aber auch Darstellungen, die sich mehr auf persönliche Vorlieben des Eigentümers beziehen. Leicht zu übersehen, aber dennoch ein besonders hübsches Beispiel dafür ist der kleine Reiter, der von einem Kind eingeritzt worden sein könnte. Wir wissen es nicht, aber wir können uns vorstellen, dass dieser Messstock einmal das Geschenk eines Kindes an seinen Vater oder Onkel war.
Handgemachte Brautkronen und Jungfernkränze (ca. 1840)
Aus Wachspapier lassen sich Papiernelken herstellen und aus Flaschenglas durchscheinende Edelsteine imitieren - um nur zwei der vielen Handarbeitstechniken zu nennen, die bei diesem Objekt zur Anwendung kamen. Die Farben, Motive und Materialien auf dem sogenannten «Spängelichränzli» oder «Schäppeli» (Jungfernkranz) haben eine symbolische Bedeutung. Die Goldplättchen zum Beispiel sind kleine Symbole der Sonne und des Glücks. Diese «Flitter» sollen Dämonen und böse Geister fernhalten.
Wahrscheinlich wurden diese Brautkränze in kleinen Manufakturen hergestellt, zum Beispiel in den Ateliers von Klosterfrauen. Die Kostspieligkeit der Materialien hing vom Stand ab, aber eines war allen «Schäppeli» gemeinsam: Sie wurden von Mädchen und jungen Frauen an der ersten Kommunion getragen und bis zur eigenen Hochzeit auch an anderen Festlichkeiten.