Die Rückkehr des Elefanten in Luzern
Kennen Sie ihn noch, den Heliomalt-Elefanten? Während vieler Jahre lächelte das fröhliche Tier von einer Fassade am Luzerner Kreuzstutz und wurde zur grafischen Ikone. Nun kehrt er zurück – wenn auch nur für einen Abend. Anlass ist der 100. Geburtstag seines Schöpfers Celestino Piatti. UntergRundgängerin Judith Schubiger blickt zurück.
Niemand kann ganz genau sagen, wie lange die Heliomalt-Werbung an der Baselstrasse 82 tatsächlich existierte, aber eines ist klar: Generationen von Kindern riefen bei der Zug- oder Autofahrt, wenn das Stadtzentrum nahte: «Lueg, de Elifant!» Recherchen haben ergeben, dass die Werbung gut 30 Jahre existierte, von 1965 bis ca. 1996. Irgendwann verschwand sie sang- und klanglos und wurde durch eine Werbung einer Kaffeerösterei ersetzt.
Seit vielen Jahren ist nur noch eine weisse Fläche zu sehen. Viele Luzernerinnen denken mit etwas Wehmut an das behäbige Tier zurück, wenn sie den Kreisel am Kreuzstutz passieren und ihr Blick auf die weisse Fläche wandert.
Eine Verjüngungskur für den Elefanten
Schon in den 1950er-Jahren warb die Schweizerische Milch-Gesellschaft mit Elefanten für ihr Malzgetränk: An der «Buure-Landi» 1954 in Luzern zogen zwei mit der Aufschrift «Heliomalt gibt Kraft für zwei» geschmückte Elefanten durch das Ausstellungsgelände auf der Allmend. Später erhielt der Schweizer Grafiker Celestino Piatti (1922–2007) den Auftrag, ein Elefanten-Plakat für Heliomalt zu entwerfen. 1965 sollte dieses aufgefrischt werden und Piatti schrieb dazu:
«Mit Freude habe ich den Auftrag angenommen, das nun bereits mit einem ehrwürdigen Alter bedeckte Elefantenplakat für Heliomalt mit einer neuen Schriftlösung zu versuchen. Gleichzeitig habe ich auch das Elefäntli einer Verjüngungskur unterzogen, die ihm meiner Meinung nach sehr gutgetan hat. [...] Der Elefant hat einen Zahn bekommen, und er schwingt munter sein Schwänzlein, anstatt es traurig hängen zu lassen. Kopf und Körper und Beine sind besser proportioniert, und er wirkt wesentlich kräftiger und gesünder.»
Dieser optimierte Elefant schmückte schliesslich die Hausfassade am Kreuzstutz und hat sich über die Jahre hinweg in das kollektive Gedächtnis der Luzerner eingeschrieben.
Werbung, Bücher, Briefmarken
Dass sich die Schweizerische Milchgesellschaft für Celestino Piatti als Gestalter entschied, ist wenig überraschend. Er war schon in den 1950er-Jahren ein angesehener Grafiker. In seinen fast 70 Jahren Schaffenszeit produzierte er ein eindrückliches und umfangreiches Werk aus Werbegrafiken für allerlei Produkte, Bilderbüchern, Briefmarken aber auch politischen Plakaten. Grosse Bekanntheit erlangte er mit über 6’000 Cover-Illustrationen für den Deutschen Taschenbuchverlag (dtv).
In einer Basler Zeitung wurde Piatti kürzlich als «Jahrhundert-Designer» geadelt, ihm wäre die Bezeichnung «Handwerker» wohl lieber gewesen, denn als solcher verstand er sich zeitlebens.
Am 5. Januar 2022 hätte Celestino Piatti seinen 100. Geburtstag feiern können. Dies ist für den Verein «Celestino Piatti – das visuelle Erbe» Anlass, Piattis Werk mit Publikationen und Veranstaltungen in verschiedenen Städten zu würdigen. In Luzern wird der Heliomalt-Elefant wieder zum Leben erweckt. In Begleitung von vielen weiteren Piatti-Tieren wird er als Licht-Projektion den Kreuzstutz beleben und uns zumindest einen kurzen Blick zurück in die Vergangenheit dieses Ortes gewähren (siehe Box).
Veranstaltungen zum Thema
«Die Rückkehr einer grafischen Ikone»
Freitag, 19. November 2021, 18.30 Uhr
Rund 30 Jahre hat sich der Heliomalt-Elefant von Celestino Piatti in die Herzen der Luzerner gelächelt. Mit einer Lichtinstallation der Vereine UntergRundgang und «Celestino Piatti – das visuelle Erbe» kommt er nun, in farbenfroher Begleitung anderer Piatti-Tiere, für zwei Stunden zurück.
- Treffpunkt: Kreisel Kreuzstutz (Kultursäule)
- Öffentliche Veranstaltung draussen, ohne Anmeldung
Spezial-UntergRundgang zu Celestino Piatti
Samstag, 20. November 2021, 14.30 Uhr
- Mit aufmerksamen Augen durchs Quartier, an der Schnittstelle von Kunst und Geschichte.
- Treffpunkt: Kreisel Kreuzstutz (Kultursäule)
- Dauer: etwa 2 Stunden. Kosten: Fr. 15.–/10.–
Politische Bilder. Die engagierte Plakatkunst von Hans Erni und Celestino Piatti
Sonntag, 21. November 2021, 11.00 Uhr
Für das Frauenstimmrecht und gegen eine menschenunwürdige Einwanderungspolitik, für den Tier- und Umweltschutz, gegen Atomkraftwerke – die beiden Ausnahme-Plakatgrafiker haben ihre Kunst oft in den Dienst politischer Initiativen gestellt, ein Kampf, ausgetragen mit Form und Farbe.
Im Gespräch wird dieses Engagement an ausgewählten Beispielen designgeschichtlich und historisch beleuchtet. Heinz Stahlhut im Gespräch mit Claudio Miozzari und Barbara Piatti.
- Hans Erni Museum, im Verkehrshaus Luzern
- Eintritt Fr. 16.–/12.–
- Covid-Zertifikat erforderlich
Familie Fasel, 13.11.2021, 08:03 Uhr Wofür Leute alles Zeit und Geld haben, es ist erstaunlich. Es gäbe so viel wichtigere Themen, die unsere Aufmerksamkeit verdient hätten.
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