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Der versilberte Ratsschatz

Diese vier vergoldeten Becher aus 1680/1690 sind die einzigen Erinnerungen, an den einst reichen Silberschatz des Zuger Rates. (Bild: zvg)

Die Wahlen in Zug sind vorbei, die Jubelrufe der Gewählten verstummt, die Wunden der Unterlegenen geleckt. In den Räten sitzt, wer das Stimmvolk überzeugen konnte. Früher war die Angelegenheit «Ratswahl» noch mit dem Schenken von Silber verbunden.

Die Wahlen in Zug sind vorbei, die Jubelrufe der Gewählten verstummt, die Wunden der Unterlegenen geleckt. In den Räten sitzt, wer das Stimmvolk überzeugen konnte. Zur Zeit des «Ancien Régimes» reichte eine Wahl durch die Bürger nicht, um sich tatsächlich auf einen Stuhl in der Gemeindeversammlung zu setzen: Von 1626 bis 1798 musste jeder gewählte «Ratfründt» einen silbernen Becher schenken.

Auf diese Weise häufte sich in den Räten der Stadt Zug, Baar, Menzingen und Ägeri ein beträchtlicher Bestand an Silbergeschirren an. Er diente den Kommunen neben der Repräsentation auch durchaus praktischen Zwecken: In Notzeiten wurde dieses Staatssilber ohne Zögern versilbert, sprich: verscherbelt.

Den geschuldeten Becher lieferten die Ratsherren aber nicht immer ohne weiteres ab. 1675 etwa mussten der Zuger Statthalter Brandenberg, der Bauherr Müller, der Vogt Stadlin und der Seckelmeister Wickart unter Androhung des Verlustes ihres Sitzes und sogar ihres Bürgerrechtes gemahnt werden, ihren Becher endlich abzugeben.

Freiwillig oder gemahnt: Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts sammelten sich im Zuger Rat über 40 Kilo Silber in Form von Bechern, Tellern und Platten an. Doch mit der Besetzung Zugs durch die Franzosen verlor die Stadt ihren stolzen Silberschatz. Obwohl eine Fluchtkiste und ein Nauen im Zugersee bereitstanden, gelang es den Räten nicht, das Silber nach Uri zu retten. Die ganze Pracht musste eingeschmolzen und als Tribut den französischen Truppen überlassen werden.

Indes entkamen ein paar wenige Becher dem Schmelztiegel. Diese werden, neben rund 200 weiteren Zuger Goldschmiedearbeiten, ab März 2015 in der Ausstellung «Zug ist Schmuck» des Museum Burg Zug zu bestaunen sein. Die Ausstellung widmet sich in einer umfassenden Schau der langen Tradition der Zuger Goldschmiedekunst. Sie zeigt nicht nur das Rats- und Kirchensilber vom 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, sondern sucht auch nach Anknüpfungspunkten der neueren Goldschmiedearbeiten an die einstigen Fertigkeiten und porträtiert die Schmuckkünstlerinnen und –künstler der Gegenwart. Doch das ist Thema eines nächsten Blogs.

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