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Wie ein Erdmanndli die Menzinger rettete

Der hohle Baum in Menzingen – Blick in die Zuger Sagenwelt

Lebt auch in diesem Baum ein kleines Erdmanndli? (Bild: mag)

In Menzingen soll einst ein riesiger Baum gestanden haben. In der Menzinger Sage «De hohli Baum» hält dieser alte Baum eine ganze Gemeinde auf Trab. Er wird zu einer grossen Gefahr für das Dorf und deren Bewohner. Er muss deshalb gefällt werden, nur ist das kein leichtes Unterfangen.

Bäume haben ihre Symbolik und ihre Magie seit Menschengedenken. Ihnen werden heilende Kräfte zugeschrieben und der Mensch hat den Baum zu jeder Zeit zu seinen vielfältigen Zwecken genutzt. Unzählig sind mittlerweile die Bücher, die von Bäumen handeln. Baumkulte spielten und spielen bis heute bei vielen Völkern eine wichtige Rolle. Von schamanischen Naturreligionen bis hin zu den Weltreligionen – in vielen Märchen, Sagen und Legenden sind sie ein wichtiges Element.

In der nordischen Mythologie ist es die Esche Yggdrasil, der Weltenbaum, die dem Gott Odin geweiht ist. In der Bibel ist es der Apfel vom Apfelbaum, der Eva zum Verhängnis wird, und Jesus ging zum Ölberg, um unter den Olivenbäumen zu beten. Auch die Römer und Griechen verehrten verschiedene Bäume. Und zu guter Letzt stellen wir uns doch jedes Jahr einen Weihnachtsbaum in die Stube.  

Lindenbäume

Unter Eichen wurde Gericht gehalten und geschworen. Lindenbäume stehen auf Dorfplätzen und unter ihnen hat man Frieden geschlossen. Sie gelten als Symbol der Kraft, Treue und Gerechtigkeit.    

Lindenbäume können mehrere hundert Jahre alt werden und mit der Zeit werden sie hohl. Das Alter der Linner Linde wird um die 800 Jahre geschätzt. Diese steht in der Nähe von Bözberg im Kanton Aargau. Auch im Kanton Zug stehen ein paar sehr stattliche, wenn auch nicht ganz so alte Lindenbäume. Eine solche ist die Dichterlinde auf dem Wanderweg zwischen Hasental und Schurtannen. In verschiedenen Sagen wird berichtet, wie Bäume von Feen oder dem kleinen Volk, den Erdmanndli, bewohnt werden. In nachfolgender Sage, die von einem hohlen Baum im Menzinger Dorf handelt, übernimmt ein Erdmännchen gar eine wichtige Aufgabe.

Dem Erdmanndli kommt in der Sage «De hohli Baum» eine zentrale Rolle zu.
Dem Erdmanndli kommt in der Sage «De hohli Baum» eine zentrale Rolle zu. (Bild: Illustration: Brigitt Andermatt)

De hohli Baum z Mänzige

Mitten im Menzinger Dorf stand einst ein riesiger Baum, dessen Äste waren riesengross. Seine Wurzeln wuchsen fast unter dem halben Dorf durch. Wenn der Wind in die Baumkrone blies, wiegten sich die Äste und die Häuser, die rund um den Baum standen, zitterten. Die Bewohner fanden dies alles andere als lustig und so hatte der Rat in Menzingen beschlossen, dass es wohl das Beste und zum Wohl der Menschen sei, diesen lästigen Baum zu fällen. Die Baumkrone war aber riesig gross und so hoch, dass die Bewohner fürchteten, dass beim Fällen die Häuser zu Schaden kommen würden.

So gaben die Dorfältesten den Rat, es wäre wohl gescheiter, zuerst die grössten Äste abzuschneiden. Weil der Baum unglaublich alt war, war er im Laufe der Jahre hohl geworden, sodass sich niemand auf den Baum traute, um diese Arbeit vorzunehmen. Die Leute standen ratlos auf dem Dorfplatz um den Baum herum und diskutierten und überlegten, wie sie das anpacken sollten. Gerade in diesem Augenblick lief ein Erdmanndli über den Dorfplatz.

Die Hilfe des Erdmanndlis

Die Bewohner hielten den Zwerg an und baten ihn, auf den Baum zu klettern und ihnen beim Schneiden der höchsten und grössten Äste zu helfen. Das Erdmanndli wollte den Dienst gerne verrichten und stieg, flink wie ein Wiesel, auf den Baum. Geschickt turnte es auf den grossen Ästen umher und schnitt dabei Ast für Ast ab. Als das Erdmanndli mit seiner Arbeit fertig war, ging es zu den Menzingern und bat um seinen wohlverdienten Lohn. Diese legten dem Erdmanndli die Münzen in die Hand, worauf dieses blitzschnell im hohlen Baumstamm verschwand. Seither wurde es nicht mehr gesehen.

Auf dem Dorfplatz in Menzingen steht heute keine Dorflinde mehr. Entlang den zahlreichen Wanderwegen rund um Menzingen gibt es jedoch einige wunderschöne Exemplare zu entdecken.

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Ob Hintergründe zu alten Gebäuden, Geschichten zu Plätzen, stadtbekannte Personen, bedeutende Ereignisse oder der Wandel von Stadtteilen – im «Damals»-Blog werden historische Veränderungen und Gegebenheiten thematisiert.
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