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Unseco-Welterbe-Tag

Das unsichtbare Welterbe

Die Fundstelle Zug Riedmatt während der Ausgrabung 2008. Auffällig sind die dicht stehenden Pfähle. (Bild: zvg. Museum für Urgeschichte(n))

Am Wochenende 11./12. Juni finden in der Schweiz die Unesco-Welterbe-Tage statt. In der Schweiz gibt es mittlerweile elf Welterbe-Stätten. Zu diesem Anlass weist das Museum für Urgeschichte(n) auf die Wichtigkeit hin, das «unsichtbare Welterbe» der Öffentlichkeit begreiflich zu machen.

Am Wochenende 11./12. Juni 2016 finden in der Schweiz die Unesco-Welterbe-Tage statt, und es darf gefeiert werden. In der Schweiz gibt es mittlerweile elf Welterbe-Stätten.

Dazu gehören so eindrückliche Natur- und Kulturdenkmäler wie die Zwillingsstädte La Chaux-de-Fonds und Le Locle, die drei Burgen von Bellinzona, die Region um den Aletschgletscher und – seit dem Jahr 2011 – die Pfahlbau-Fundstellen.

Dieses Welterbe wird als «Pfahlbauten rund um die Alpen» bezeichnet und umfasst 111 Fundstellen, die sich über Frankreich, Italien, Slowenien, Österreich, Deutschland und die Schweiz erstrecken.

Auch die Zentralschweiz hat seither Anteil am Unesco-Welterbe. Es umfasst unter anderen die Fundstellen Egolzwil, Hitzkirch/Seematt und Sursee/Halbinsel im Kanton Luzern sowie Oterswil/Insel Eielen, Riedmatt und Sumpf im Kanton Zug.

Was die Pfahlbau-Fundstellen so bedeutend macht

Die einzigartige Bedeutung der sogenannten Feuchtbodensiedlungen gegenüber anderen Fundstellen liegt zum einen in der aussergewöhnlich guten Erhaltung organischer Materialien wie Holz, Textilien, Geweih, Knochen und Pflanzenreste, die in den von Luftsauerstoff abgeschlossenen Kulturschichten die Jahrtausende überdauerten.

Zum anderen macht die Vollständigkeit diese Fundstellen zu einem archäologischen Eldorado. In ihrer Gesamtheit vermögen sie ein sehr lebendiges Bild der vergangenen Epoche (5000 bis 850 v. Chr.) zu vermitteln.

«Von den über 1000 Fundstellen konnte nur eine Auswahl von 111 als Weltkulturerbe geltend gemacht werden.»

Bedeutend für die Forschung waren folgende Eigenschaften:

1. Die erhaltenen organischen Materialien ermöglichen umfassende Kenntnisse über die Entstehung und Entwicklung von Ackerbau und Viehhaltung und die Geschichte der frühen Bauern im Zentrum Europas.

2. Die erhaltenen Hölzer ergeben Jahrringdatierungen, welche die Entwicklungen, Veränderungen und technologischen Fortschritte der verschiedenen Kulturgruppen exakt nachvollziehen lassen.

3. Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen ergeben wertvolle und aufschlussreiche Erkenntnisse zu Alltagsleben und Kultur.

4. Die zahlreichen und vielfältigen Fundgegenstände und Erkenntnisse ermöglichen, ein facettenreiches Bild der Vergangenheit zu rekonstruieren.

Ausgewähltes, aber unsichtbares Weltkulturerbe

Mit guten Gründen entschied die Unesco deshalb im Juni 2011, den Pfahlbauten rund um die Alpen das Label «Weltkulturerbe» zu verleihen. Von den über 1000 bekannten Fundstellen konnte allerdings nur eine Auswahl von 111 als Weltkulturerbe geltend gemacht werden.

Vor Ort ist von den Pfahlbaufundstellen kaum etwas zu sehen, denn die Fundschichten liegen unter Wasser oder in der Erde. Es ist deshalb nicht möglich, das «Denkmal» vor Ort zu präsentieren. Bestenfalls stehen dort Informationstafeln. Ein unsichtbares Welterbe also, was es schwierig macht, dieses ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. 

Die Aufgaben der Museen

Eine Reise zurück zu den Pfahlbauern ermöglichen nun die lokalen und regionalen Museen und Freizeitparks. In der Region Zentralschweiz stellen folgende Museen Pfahlbaufunde aus und liefern zahlreiche Hintergrundinformationen: Historisches Museum Luzern, Archäologisches Museum Schötz, Museum Burghalde in Lenzburg und das Museum für Urgeschichte(n) in Zug.

Ähnlich anschaulich und informativ sind die rekonstruierte Pfahlbausiedlung mit Lehrpfad im Wauwilermoos und die Steinzeitwerkstatt Boniswil.

Museumsbesuche sind an Regentagen sicherlich attraktiv, ermöglichen aber kaum so eindrückliche Erlebnisse wie andere Unesco-Welterbe-Stätten: Dank einer imposanten Bergwelt und eindrücklichen Bauwerken mit Tunnels und Brücken ist eine Fahrt mit der Rhätischen Bahn ein Spektakel. Ebenso fantastisch sind Wanderungen rund um den Aletschgletscher mit seinem imposanten Panorama und den Bergen Eiger, Mönch und Jungfrau.

«Ein unsichtbares Welterbe also, was es schwierig macht, dieses ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.»

Spannende und unterhaltsame Vermittlung

Alle Kulturinstitutionen, welche Pfahlbaufunde präsentieren, sind sich der Tatsache bewusst, dass es heute nicht genügt, nur Funde anschaulich auszustellen. Ein Museumsbesuch soll, wie die Fahrt mit der Rhätischen Bahn oder eine Wanderung in der Region des Aletschgletschers, zu einem sinnlichen Erlebnis für die ganze Familie werden.

Die Museen organisieren deshalb immer mehr spektakuläre Anlässe, Veranstaltungen mit spannenden Mitmachangeboten und Workshops. Sie bieten die Möglichkeit, dass sich Kinder und Erwachsene aktiv mit der Kultur der Pfahlbauten auseinandersetzen und sie – im doppelten Sinne – auch begreifen können.

Indem die Besucherinnen und Besucher selber ausprobieren und werken, «begreifen» sie die damaligen handwerklichen Fähigkeiten und können sogar noch ein Andenken mit nach Hause nehmen. So erfahren sie nicht nur eine Menge über die archäologischen Funde, sondern auch vieles über das damalige Leben der Menschen am See.

Zuger Anlässe am Welterbe-Tag vom Sonntag, 12. Juni 2016, 14–17 Uhr

Landsgemeindeplatz in Zug

Am Infostand stellen das Amt für Denkmalpflege und Archäologie und das Museum für Urgeschichte(n) die Zuger Pfahlbau-Fundstellen und das Unesco-Welterbe vor. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Handwerk und Techniken der Pfahlbauer auszuprobieren.

Museum für Urgeschichte(n)

Führungen im Museum präsentieren die Originalfunde aus den Pfahlbaufundstellen. Sie starten um 14, 15 und 16 Uhr und dauern 45 Minuten.

Museumsführungen zum Unesco-Welterbe Pfahlbauten, auf Wunsch mit passendem Apéro, werden für Gruppen auf Anfrage auch an anderen Daten angeboten (Information: Tel. 041 728 28 80).

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Ob Hintergründe zu alten Gebäuden, Geschichten zu Plätzen, stadtbekannte Personen, bedeutende Ereignisse oder der Wandel von Stadtteilen – im «Damals»-Blog werden historische Veränderungen und Gegebenheiten thematisiert.
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