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Bestechungsversuch bei Baar endete fatal

Als verräterische Katholiken den Zürchern Hand boten

Gedenkkreuz bei der «Bühni» Deinikon.

Nach der blutigen Auseinandersetzung wurden die reformierten Zürcher besiegt. Die Zürcher geben sich jedoch nicht so schnell geschlagen. In einer Sage wird über einen Bestechungsversuch von 1531 berichtet, mit fatalen Folgen für die Beteiligten.

Es ist eine von vielen Geschichten rund um die Kappelerkriege, die vielleicht einen kleinen wahren Kern in sich birgt.

In Deinikon auf der «Bühni» steht ein grosses Kreuz, das an den zweiten Landfrieden erinnert. Ein Kreuz, das für die Spaltung des Glaubens zwischen Protestanten und Katholiken steht – und für den Frieden.

Ein Kreuz für den Glauben

Die Reformation nahm in Deutschland Anfang des 16. Jahrhunderts mit Martin Luther seinen Anfang. Die neue Glaubensrichtung fand schon bald auch in der Schweiz mit Huldrych Zwingli einen feurigen Verfechter der Reformation.

Wie Jonas Briner in seiner Forschungsarbeit «Milchsuppe oder Blutbad» schreibt, war Zwinglis Intention, den neuen Glauben in der gesamten Eidgenossenschaft zu verbreiten. Zwingli merkte bald, dass dies nicht auf friedlichem Weg zu bewerkstelligen war. In den alten Orten Uri, Schwyz, Luzern, Unterwalden und Zug stiess er auf mächtigen Widerstand.

Baar liegt an der Religionsgrenze

Die Kirchenrechte der Gemeinde Baar gehörten dem Kloster Kappel. 1526 konnte die Gemeinde Baar sämtliche Rechte und Einkünfte der Kirche St. Martin dem Kloster abkaufen und unabhängig werden. Gerade rechtzeitig, würde man aus heutiger Sicht sagen.

Zwischen den Zürchern und Bernern und den Innerschweizer Kantonen brodelte es mächtig, sodass am 10. Juni 1529 die protestantischen Zürcher und die katholischen Innerschweizer zwischen Baar und Kappel erstmals aufeinandertrafen. Der Glarner Landammann Hans Aebli konnte Schlimmeres verhindern und so wurde nach langen Verhandlungen am 26. Juni desselben Jahres der erste Landfrieden mit der bekannten Kappeler Milchsuppe beschlossen.

Zürcher geschlagen – Zwingli getötet und gevierteilt

Die Zürcher bemerkten bald, dass sich die katholische Innerschweiz nicht an die Abmachung hielt, und so kam es am 11. Oktober 1531 zur Schlacht bei Kappel. Die Zahlen variieren je nach Geschichtsschreibung. Rund 7'000 katholische Innerschweizer trafen an diesem Tag zwischen Baar und Kappel auf etwa 2'000 Zürcher. Unter ihnen war auch der Anführer Huldrych Zwingli. Die Innerschweizer nahmen Zwingli gefangen, der daraufhin getötet und gevierteilt wurde.

Die geschlagenen Reformierten formierten sich neu und zogen plündernd und brandschatzend Richtung Gubel, wo sie ihr Lager aufschlugen. In der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober wurden sie von einer zahlenmässig stark unterlegenen Gruppe katholischer Soldaten überfallen und besiegt. Am St. Othmarstag im Jahr 1531 wurde auf der «Bühni», einem kleinen Plateau in Deinikon, der zweite Landfrieden beschlossen.

Die Sage der wandelnden Verräter und der wilden Reiter in Deinikon

So hat sich das Volk erzählt, dass man von Zürich aus Delegierte nach Baar geschickt hat, mit der klaren Weisung, wenn es denn nicht anders möglich wäre und die katholischen Gewinner dieser Schlacht darauf beharren, man wieder zum alten Glauben zurückkehren wolle. Aber die Zürcher sollten alles versuchen und mit Geld nicht sparen, wenn es darum geht, dass sie beim neuen Glauben können. Ein paar katholische Delegierte liessen sich daraufhin bestechen, so konnte Zürich beim neuen Glauben bleiben.

Es dauerte aber nicht lange und der Verrat wurde aufgedeckt. Die Verräter wurden erwischt und hingerichtet. Dass diese Handlung noch ein Nachspiel haben würde, kann man sich denken. Die Bestochenen mussten ihren Verrat mit ihrer Seelenruhe für alle Zeit und Ewigkeit büssen.

Die üblen Verräter müssen für ihre Tat bis zum heutigen Tag als wilde Reiter für ihr Vergehen büssen. Auf einem genau bestimmten Weg jagen sie seither in Deinikon bei der «Bühni» herum. Und man muss vorsichtig sein, dass man sich ihnen nicht in den Weg stellt oder sie daran hindert, auf ihrem Weg zu reiten.

Deinikon.
Deinikon. (Bild: Maria Greco)

Betrete nicht den Geisterweg!

An einem schönen Tag wollte eine Bauersfrau, die in Deinikon wohnte, ihre Wäsche zum Trocknen draussen aufhängen. Sie spannte eine Wäscheleine über diesen Geisterweg, wohl in der Hoffnung, diese trockne dann schneller. Noch in derselben Nacht polterte und rumorte es, es war ein grauenhafter Lärm vor dem Haus. An Ruhe war nicht mehr zu denken, bis die Bauersleute die Wäscheleine wegnahmen.

Eine andere Geschichte erzählt von einer armen Bettelfrau, die bei der «Bühni» unterwegs war. Sie begegnete einem Mann, der es ziemlich eilig hatte. Er war in eine altertümliche Tracht gekleidet. Die Frau hat den Mann angesprochen und bettelte um etwas Brot oder ein Geldstück. Da habe sich der Mann vor ihren Augen in Luft aufgelöst.

Auf einem gemütlichen Spaziergang kann man diese geschichtsträchtigen Plätze und Gedenkstätten besuchen. Gewiss sollte man vorsichtig sein, nicht den Geisterweg zu betreten, wenn man von Baar zum Gedenkkreuz «Bühni» geht, weiter zum Milchsuppenstein, wo der erste Landfrieden beschlossen wurde, bis zum Kloster Kappel.

Wegweiser Milchsuppenstein Kappel
Wegweiser Milchsuppenstein Kappel. (Bild: Maria Greco)
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