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Tragisches Ende der Zuger Hexe Lisi Bossi

Als Lisi Bossi die Rigi in die Luft sprengen wollte

Die verurteilten Hexen wurden neben der Schutzengelkapelle gerichtet. (Bild: Maria Greco)

Die Zuger Hexe Lisi Bossi soll an manchem Unglück schuld gewesen sein. Unter anderem soll sie das Kloster Einsiedeln angezündet oder versucht haben, die Rigi in die Luft zu sprengen. Hinter den Erzählungen über Elisabeth Bossard, wie sie mit bürgerlichem Namen hiess, verbirgt sich eine tragische Geschichte.

Die Hexe Lisi Bossi war eine stadtbekannte Zuger Hexe. So steht es im Zuger Sagenbuch, so wurde es überliefert. Die kurzen, haarsträubenden Geschichten bringen die Leser zum Schmunzeln. Hinter dieser Hexe verbirgt sich jedoch eine lange und tragische Geschichte.

Einmal hat die Zuger Hexe Lisi Bossi, so wurde es erzählt, das Kloster Engelberg angezündet.  

Brand im Engelberger Kloster – ein Hexenwerk

Ein paar Klosterschüler spielten mit Feuerraketen. Dummerweise schossen sie eine dieser Raketen ins Kloster, das daraufhin Feuer fing. Das Feuer frass sich schnell durch die Holzbalken. Als die Klosterschüler dies bemerkt hatten, sprangen sie schnell zum Glockenturm und wollten die Glocken läuten. Aber die Glockenstränge liessen sich nicht ziehen, weil sie bereits vom Feuer versengt waren. Nur eine einzige Glocke liess sich noch läuten.

Die Leute im Dorf bemerkten lange nicht, was eigentlich los war. Und danach war es zu spät. An diesem Unglück – und so manchem mehr – soll die Hexe Lisi Bossi Schuld tragen. Sie habe die Raketen mithilfe von Zauberei derart umgelenkt, dass sie ins Kloster schlugen und dieses Feuer fing. Sie hat die Glocken, bis auf die eine kleine, mit einem «dunklem Zauber» belegt, sodass sie stumm blieben.

Die Hexe Lisi Bossi am Luzerner Markt

Die Hexe Lisi Bossi konnte aber noch viel mehr. Wenn sie am Kochen war und ihr gewisse Zutaten fehlten, schaffte sie es, diese auch von weit her zu holen. Und das, obwohl das Feuer im Herd bereits brannte und der Topf mit der Fleischsuppe bereits kochte. So flog sie einmal wie ein kleines Vögelchen zum Kamin raus ins weit entfernte Elsass, um den fehlenden Schnittlauch zu besorgen. Ein andermal schmolz die Butter bereits in der Pfanne, als sie auf ihrem Hexenbesen nach Basel flog, um die fehlenden Zwiebeln zu holen.

Auf ihrem Stecklein flog sie gerne in die Rheinstadt. Einmal flog sie auf ihrem Besen auch an den Luzerner Markt. Manchmal schaukelte sie auch nur gemütlich in einer Nussschale auf dem Zugersee umher.

Die berühmte Zuger Hexe Lisi Bossi in ihrer Nussschale.
Die berühmte Zuger Hexe Lisi Bossi in ihrer Nussschale. (Bild: Brigitt Andermatt)

Der Versuch, die Rigi in die Luft zu sprengen

Eine ganz dreiste Geschichte sei hier noch erzählt, da wollte Lisi Bossi die Rigi in die Luft sprengen.

Sie hatte in den ganzen Berg Stecknadeln hineingesteckt. Die Stecknadeln explodierten daraufhin. Die Leute in Arth seien wegen des Donnergrollens aus dem Schlaf geweckt worden und konnten gerade noch rechtzeitig in der Kirche die Glocken Sturm läuten lassen. Das Glockengeläut vertrieb die Zuger Hexe, sodass sie schnell von der Rigi verschwand. Dank dieses Glockengeläutes blieb Arth von einem grossen Unglück verschont.

Hexenverfolgungen – eine brutale Realität

Was sich als unterhaltsame Geschichten liest, war in der Realität alles andere als lustig. In einem früheren zentralplus-Artikel wurde bereits ausführlich über die Hexenprozesse im Kanton Zug berichtet.

Die aus den oben geschilderten Geschichten bekannte Zuger Hexe Lisi Bossi hiess mit richtigem Namen Elisabeth Bossard (70). Sie wurde am 12. September 1737 hingerichtet. Sie war die Tante der vier Töchter des Zuger Stadttorwärters Beat Jakob Bossard (1664–1738), Katharina (34), Anna Maria (37), Teresa (40) und Margreth (42). Diese waren ebenfalls alle Opfer im letzten grossen Zuger Hexenprozess von 1737/1738.

20 Personen aus Zug und Luzern hingerichtet

Auslöser dieses Prozesses war die 16-jährige Katharina Kalbacher, die sich mit ihrer Selbstanzeige beim Zuger Ammann, im August 1737, der Hexerei bezichtigte und daraufhin einen schauerlichen Prozess auslöste. Im Laufe des Verfahrens zog sie rund 20 weitere Personen aus den Kantonen Zug und Luzern mit hinein. Die Opfer wurden über mehrere Wochen schwer gefoltert und schliesslich hingerichtet. Ausführlichere Informationen zum Thema finden sich auch auf der Website von Chamapedia.

Gedenktafel für die verurteilten und hingerichteten Menschen.
Gedenktafel für die verurteilten und hingerichteten Menschen. (Bild: Maria Greco)
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