Corona-Tagebuch
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Fehlender Strassenlärm und das Gehirn auf Stand-by

Mein Corona-Tagebuch: Heute Valentin Gmür

Quarantäne-Tagebuch Polaroid-Bilder (Runde 2). (Bild: Valentin Gmür)

Mein liebes Corona-Tagebuch, Es ist Ostermontag – mein vierter freier Tag in Serie. Ostermontag – mein Gehirn maximal noch auf Stand-by. Ostermontag – und nichts ist, wie es mal war. Seit meinem letzten Beitrag an dieser Stelle haben wir uns mit der neuen Realität zu arrangieren versucht. Gesperrte Flaniermeilen, Bäckereien mit Zutrittsbeschränkungen oder Partys im […]

Mein liebes Corona-Tagebuch,

Es ist Ostermontag – mein vierter freier Tag in Serie. Ostermontag – mein Gehirn maximal noch auf Stand-by. Ostermontag – und nichts ist, wie es mal war.

Seit meinem letzten Beitrag an dieser Stelle haben wir uns mit der neuen Realität zu arrangieren versucht. Gesperrte Flaniermeilen, Bäckereien mit Zutrittsbeschränkungen oder Partys im Livestream – wir haben uns an den veränderten Alltag, die veränderte Normalität gewöhnt.

Auch haben wir uns als grösstenteils gehorsames Volk erwiesen und dank der Umsetzung der bundesrätlichen Massnahmen den unsichtbaren Widersacher zumindest vorerst ein wenig an seiner Verbreitung gehindert.

Trittbrettfahrer in der Krise

Doch kleine Erfolgsmeldungen rufen in unserem Land schnell einige der 8 Millionen Pandemieexperten auf den Plan: Der Schrei nach Exit-Strategien wird lauter, gewisse Kantone, Parteien und Unternehmen versuchen, sich in der Corona-Aufmerksamkeitsökonomie zu profilieren, statt das Zepter weiterhin dem Bundesrat und der Verwaltung zu überlassen.

Und überhaupt: Wenn ich sehe, dass plötzlich Hygienemasken-Start-ups wie Osterblumen aus dem Boden schiessen, wie Musiker (ganz altruistisch) Corona-Songs veröffentlichen oder wie Politiker von links bis rechts die Krise zu ihren ideologischen Gunsten zu missbrauchen versuchen – dann schnellt mein Puls aufgrund von Wut und Unverständnis in atmosphärische Höhen.

Langweilige Ruhe

Während die Fortsetzung des Ausnahmezustands öffentlich also intensivst debattiert wird, sieht meine persönliche neue Realität nur unwesentlich anders aus als noch vor zwei Wochen. Digitale Treffen mit Freunden und Familie langweilen mich vermehrt – wenn nichts läuft, hat man sich auch nichts zu erzählen.

So beschränken sich meine Highlights auf die Veröffentlichung der vierten Staffel von Haus des Geldes (kann bezüglich Spannung fast mit den wöchentlichen Bundesrats-Medienkonferenzen mithalten), des alphabetischen Ordnens meines Gewürzschranks (für einen Struktur-Nerd wie mich eine wahre Freude), Abenden zwischen Bloody Mary und Brownies sowie der ungewöhnlich-gespenstischen Ruhe auf meinem Zürichstrasse-Balkon (es hat auch Vorteile, wenn nicht alle zwei Minuten VBL-Busse durchrattern).

Alphabetisch geordneter Gewürzschrank (innerhalb der Farben). (Bild: Valentin Gmür)

Am Jubla-Lager dranbleiben

Und das Kantonslager? Weiterhin warten, bangen und hoffen. Dass wir 4’000 Kindern und Jugendlichen unvergessliche Abenteuer ermöglichen können. Abenteuer in Jungwacht Blauring – zwischen Freizeitspass und Lebensschule.

Die andauernde Planungsunsicherheit nagt zwar an der Substanz, doch wir machen weiter.

Zur Person

Valentin Gmür ist bei Emmi im Innovationsteam angestellt. Ausserdem co-präsidiert der 26-jährige Stadtluzerner das 80-köpfige Organisationskomitee des Kantonslagers 2020 von Jungwacht Blauring Luzern (www.kala2020.ch) im Ehrenamt.

Die Krise ertragen und das Risiko für die Schwachen senken

Die Ungewissheit ist zwar unangenehm, doch nach wie vor gilt: Wer – wie ich – nicht im Spitalbett liegt und ohne Beatmungsgerät auskommt, der soll nicht jammern. Seien wir also weiterhin solidarisch, nehmen wir Rücksicht.

Machen wir das Beste aus der Situation: Halten wir uns mit unorthodoxen Freizeitaktivitäten bei Laune, erfreuen wir uns an charismatischen Netflix-Figuren. Und träumen wir:

Von Apéros in der Gartenbar, Fussball auf dem Pausenplatz, Festen unter freiem Himmel. Das kommt bestimmt wieder. Es ist ja alles nur eine Phase.

«Es ist alles nur eine Phase» – im Hintergrund die Zürichstrasse. (Bild: Valentin Gmür)

Hier geht es zum ersten Tagebuch-Eintrag von Valentin Gmür.

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Im Corona-Tagebuch erzählen Zentralschweizer, wie sie den Shutdown erleben, welche Auswirkungen dieser auf ihr Privatleben und ihren Beruf haben und wie sie persönlich damit umgehen.
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