Corona-Tagebuch
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Wie eine Mobilitätsberaterin den Shutdown erlebt

Mein Corona-Tagebuch: Heute Sarah Troxler

Schaukelstuhl statt hetzen von einem Termin zum anderen: Das Corona-Virus verändert den Alltag massiv. (Bild: zvg)

Mein liebes Corona-Tagebuch, Aufstehen, joggen, duschen, auf den Zug hetzen, Laptop auspacken und erste Tasks bearbeiten, umsteigen, Kaffee holen, weiterarbeiten. Im Büro die ersten Bilas, Teammeeting, gemeinsames Zmittag, Kundenbesuch am Nachmittag, nach Hause kommen, umziehen und an die Musikprobe: So sieht ein «normaler» Tag bei mir aus. Vollgestopft mit Terminen und To-dos, durchgeplant und organisiert. […]

Mein liebes Corona-Tagebuch,

Aufstehen, joggen, duschen, auf den Zug hetzen, Laptop auspacken und erste Tasks bearbeiten, umsteigen, Kaffee holen, weiterarbeiten. Im Büro die ersten Bilas, Teammeeting, gemeinsames Zmittag, Kundenbesuch am Nachmittag, nach Hause kommen, umziehen und an die Musikprobe:

So sieht ein «normaler» Tag bei mir aus. Vollgestopft mit Terminen und To-dos, durchgeplant und organisiert. Ich liebe diesen Drive, war schon immer unternehmungslustig und umtriebig – geschäftlich und privat. Und plötzlich steht alles still. Man darf nicht mehr ins Büro, tauscht sich mit dem Team und den Kunden virtuell aus und musiziert – wenn überhaupt noch – alleine daheim.

Die Situation ist für viele Menschen neu und herausfordernd, doch sie bietet auch enorm viele Chancen. 

Geschäftlich

Mit meinem Team beraten wir Firmen rund ums Thema Mobilität. Hierbei geht es auch um das Wie und Wann beziehungsweise, ob überhaupt an den Arbeitsplatz gependelt wird. Flexible Arbeitszeitmodelle sind also zentral. Oft hören wir von Arbeitgebern, dass Homeoffice bei ihnen nicht möglich ist. In den meisten Fällen fehlt es nicht an der notwendigen Infrastruktur, sondern der Kultur.

Aktuell sind viele Unternehmen gefordert, Homeoffice zu ermöglichen, damit ihre Mitarbeitenden zumindest ansatzweise operativ tätig sein können. Ich hoffe, dass auch nach dieser Krise Firmen ihren Arbeitnehmenden flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen, wo es sinnvoll ist.

Damit verbessern wir nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern nutzen auch unsere top Verkehrsinfrastruktur intelligenter über den ganzen Tag verteilt.

Privat

Als Digital Native nutze ich technische Errungenschaften wie Teams, Skype oder soziale Medien. Damit sehe und höre ich meine Freunde weiterhin. Doch was macht mein 85-jähriges Grossmuetti? Damit auch sie den Kontakt zur Aussenwelt aufrechterhalten kann, wird munter telefoniert.

Zur Autorin

Sarah Troxler hat ihren dreissigsten Geburtstag einen Tag vor dem Veranstaltungsverbot noch feiern dürfen. Die Luzernerin arbeitet als Mobilitätsberaterin bei der SBB. Zu ihren Aufgaben zählt unter anderem, Firmen für die Flexibilisierung der Arbeitszeiten zu gewinnen. Deshalb beobachtet sie die aktuelle Entwicklung hin zum Homeoffice mit grossem Interesse.

So erzählt sie mir mit weinerlicher Stimme am Telefon, dass auch Cousine Petra angerufen hat, Cousine Martina ihr ins Gewissen geredet hätte, sie sollen daheim bleiben «ond dine Papi brengt mer de morn d’Ichöif». Mit dem Sprung aus dem Hamsterrad steht plötzlich Zeit zur Verfügung, sich mit liebevollen Menschen vertiefter auszutauschen.

Persönlich

Abends einfach gemütlich in den Schaukelstuhl sitzen und ein Buch lesen oder eine Netflix-Serie schauen? Etwas gemeinsam aus einem Rezeptbuch kochen? Keine Ahnung, wann ich solche Dinge zum letzten Mal gemacht habe. Wenn wir die Zeit mit diesen wenigen Menschen geniessen können, die uns physisch umgeben dürfen, dann wissen wir: Hier bin ich daheim.

Wie mit der gewonnen Zeit umgegangen werden soll, kann in diesen Tagen ausprobiert werden. (Bild: zvg)

Seien wir also dankbar, für all das, was wir haben. Im Moment brauchen wir keine Greta, die uns für unsere First-World-Problems, wie den neusten SUV fahren oder dreimal jährlich in die Ferien fliegen zu können, scheltet.

Vermutlich macht derzeit jeder Mensch eine Persönlichkeitsentwicklung durch, die uns als Gesellschaft auch nach Covid weiterbringt. Besinnen wir uns auf das Wesentliche, denn eigentlich brauchen wir doch so wenig zum Glücklichsein. 

Der gestrige Tagebuch-Eintrag: Mira Hochstrasser und Mario Waldispühl

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Im Corona-Tagebuch erzählen Zentralschweizer, wie sie den Shutdown erleben, welche Auswirkungen dieser auf ihr Privatleben und ihren Beruf haben und wie sie persönlich damit umgehen.
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