Corona-Tagebuch
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Das Kultur- und Alltagsleben geht trotz allem weiter

Mein Corona-Tagebuch: Heute Eila Bredehöft

Physical-Distancing bei der Galvanik-Sitzung. (Bild: zvg)

Liebes, liebes Corona-Tagebuch, Es ist kurz nach sechs Uhr früh und unsere beiden Jungs holen uns aus dem Bett. Sie sorgen ohne Erbarmen dafür, dass die Alltagsroutine in der Familie Bredehöft nicht ins Wanken gerät. Da sind wir aber froh, ist dies ja von den medialen Psychologen und Corona-Ratgebern empfohlen. Nicht aus dem alltäglichen Rhythmus […]

Liebes, liebes Corona-Tagebuch,

Es ist kurz nach sechs Uhr früh und unsere beiden Jungs holen uns aus dem Bett. Sie sorgen ohne Erbarmen dafür, dass die Alltagsroutine in der Familie Bredehöft nicht ins Wanken gerät.

Da sind wir aber froh, ist dies ja von den medialen Psychologen und Corona-Ratgebern empfohlen. Nicht aus dem alltäglichen Rhythmus geraten, check!

Immer im Takt bleiben

Nach dem Frühstück die mittlerweile tägliche Diskussion, wieso man aus dem Pyjama muss, wenn man das Haus gar nicht verlässt. Na, weil man ja trotzdem Schule hat, auch wenn jetzt halt zu Hause im Musikstudio bzw. Yoga- respektive jetzt Schulzimmer.

Langsam erweitern mein Mann und ich auch unsere Skills als Hometeacher. Heute ist er aber dran (insgeheim bin ich ganz erleichtert), da er als Tontechniker corona-arbeitslos ist und ich in die Galvanik muss.

Home Schooling gibt Routine und strukturiert den Alltag. (Bild: zvg) (Bild: zvg)

Trotz der etwas speziellen Zeit haben wir uns entschieden, uns mindestens einmal die Woche zur Teamsitzung zu treffen. Zum Glück ist die Galvanik so gross und jeder kann an seinem eigenen Bistrotisch mit brav zwei Metern Abstand zu den anderen sitzen. Es fühlt sich immer noch etwas surreal und merkwürdig an, so auf Abstand zu gehen.

Herrscht bei uns doch sonst eher das Gefühl einer grossen Familie, so ein sanftes Drücken zum Begrüssen gehört einfach dazu. Nun, jetzt halt auf Distanz. Und wir können uns ja glücklich schätzen, überhaupt aus unseren Wohnungen zu kommen und auch mal Menschen ausserhalb der Familie live zu sehen.

Protokoll geöffnet, und die ersten paar Traktanden (sie stehen fix auf der Vorlage) sind gleich wieder gestrichen: Letzte Veranstaltungen, nächste Veranstaltungen … Gibt nichts zu sagen!

Die Dinge anpacken, die liegen blieben

Dafür ist die Vorlage bei siebtens «Unterhalt» reichlich gefüllt. Haben wir uns doch entschieden, die veranstaltungsfreie Zeit zu nutzen und die Galvanik mal wieder ganz auf Vordermann zu bringen. Die Liste füllt mittlerweile ein paar Blätter.

Uns wird also sicher nicht langweilig. Auch wenn wir nicht unsere gesamten Arbeitszeiten füllen können. Wir hoffen noch auf die Bestätigung des Antrags auf Kurzarbeit.

Für diese Woche sind wir aber noch gut eingedeckt.

Und Schwupps, schon ist Mittag. Der fühlt sich zur Abwechslung mal wieder ganz normal an. Die einen kramen ihre gut gefüllten Tupperwares hervor und streiten sich um die eine elektrische Herdplatte; andere machen sich auf den Weg zur Tankstelle einmal über die Strasse.

Am Nachmittag wird dann fleissig geputzt und geschraubt. Wir hoffen, diese Krise dauert nicht zu lange, sonst bauen wir noch die ganze Galvanik um.

Ruhigere Zeiten in der Galvanik. (Bild: zvg)

Als Geschäftsleiterin zieht es mich auch immer wieder an meinen Computer. Gab es doch ganz überraschend einige Interviewanfragen und auch zahlreiche Partnerveranstalter müssen beruhigt und auf dem Laufenden gehalten werden.

Zur Autorin

Eila Bredehöft ist seit 2011 Geschäftsführerin der IG Galvanik Zug. Sie hat einen Bachelor in soziokultureller Animation und ist Mutter von zwei Söhnen.

Auch der Austausch mit den anderen Zuger Kulturhäusern ist zurzeit wichtiger denn je, gibt es doch nur schon Sicherheit, wenn man sich mit anderen austauschen kann, die in einer ähnlichen Situation stecken und sich mit den gleichen Themen befassen müssen.

Meine grösste Sorge betrifft unsere Freelancer, die nun alle ohne Job dastehen und dadurch nichts verdienen.

In der neuen Realität angekommen

Trotz allem bringt die Situation auch Positives zum Vorschein. Der alte Skype Account wurde reanimiert und mit Überraschung wurde festgestellt, dass eine Sitzung digital auch ganz gut funktioniert. Wir bewegen uns alle ein bisschen raus aus der Komfortzone und müssen gewisse (selbstgebaute) Barrieren überwinden.

Büroarbeiten fallen trotz Corona weiter an. (Bild: zvg)

Es ist schon kurz nach 18.00 Uhr und eigentlich würde bald die mittlerweile sehr geliebte Yogasession in unserem Multifunktionsraum beginnen. Ein wunderbarer Ausgleich nach einem Tag voller Gespräche und unzähliger Mails.

Geht nun leider auch nicht, aber zum Glück hat auch die Yogastunde ihren Weg ins Netz gefunden. Also schnell nach Hause und ab ins Schul-, äh nein, nun wieder Yogazimmer und Compi gestartet.

Danach super entspannt noch mal ordentlich die Kinder knuddeln und küssen, das darf man ja zum Glück noch; und dann heisst es für die zwei auch schon wieder ab ins Bett.

Zum Abschluss des Tages geniessen mein Mann und ich noch eine Tasse Tee auf dem Sofa und stellen fest: So schlimm ist ein Tag in der Zeit des Corona-Virus für uns ja gar nicht!

Die Kulturbetriebe bleiben vorerst geschlossen. (Bild: zvg)
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Im Corona-Tagebuch erzählen Zentralschweizer, wie sie den Shutdown erleben, welche Auswirkungen dieser auf ihr Privatleben und ihren Beruf haben und wie sie persönlich damit umgehen.
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