Corona-Tagebuch
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Ein langer Stillstand in der Galvanik Zug

Mein Corona-Tagebuch: Heute Eila Bredehöft

Kein schönes Bild: das Veranstaltungsprogramm des Zuger Kulturhauses. (Bild: zvg)

Liebes Corona-Tagebuch, Es ist Dienstag, der 21. April 2020, und ich stehe immer noch etwas unter Schock. Während die ersten Lockerungen vom Lockdown in greifbare Nähe rücken, kommt es für die Galvanik (und alle anderen Kulturhäuser, Clubs, Konzertlokale usw.) doch eher knüppeldick. Bis sicher 8. Juni bleibt das Haus geschlossen. Und wie es danach weitergeht, […]

Liebes Corona-Tagebuch,

Es ist Dienstag, der 21. April 2020, und ich stehe immer noch etwas unter Schock. Während die ersten Lockerungen vom Lockdown in greifbare Nähe rücken, kommt es für die Galvanik (und alle anderen Kulturhäuser, Clubs, Konzertlokale usw.) doch eher knüppeldick. Bis sicher 8. Juni bleibt das Haus geschlossen. Und wie es danach weitergeht, steht noch in den Sternen.

Ein halbes Jahr Stillstand

Es zeichnet sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ab, dass wir nicht mehr vor der Sommerpause öffnen werden. Unsere letzte offizielle Veranstaltung wäre am 13. Juni und danach würden wir eigentlich wie jedes Jahr in unsere zweimonatige Sommerpause gehen. Unsere letzte Veranstaltung war am 6. März, unser Start in die nächste Saison am 11. September, somit ist dann unser geliebtes altes Haus über 6 Monate leer, im Stillstand, ohne Events. So lange nichts los war hier zum letzten Mal nach dem Brand 2008. Da war aber eh ein Umbau geplant und somit alles trotz überraschendem Ereignis etwas abseh- und vor allem planbar.

Zur Autorin

Eila Bredehöft ist seit 2011 Geschäftsführerin der IG Galvanik Zug. Sie hat einen Bachelor in soziokultureller Animation und ist Mutter von zwei Söhnen.

Als das Team und ich erfahren haben, dass wir die Galvanik bis Ende April schliessen müssen, haben wir dies mit viel Fassung getragen; schnell war eine Liste mit Ersatzarbeiten aufgesetzt. Neue Farbe hier und da, alle Ecken, die es schon lange nicht mehr erlebt haben, rausgeputzt und dann dank Kurzarbeit auch noch etwas mehr Zeit für die Familie. Könnte alles schlimmer sein, alle gesund, und alle haben einen sicheren Arbeitsplatz.

Angst um Zukunft des Hauses und den eigenen Job

Mit der neuen Situation fällt es schon einiges schwerer, die Motivation weiter oben zu halten. Die zuvor gut absehbare Zeit hat sich enorm in die Länge gezogen und sicher sind wir uns jetzt mit gar nichts mehr. Werden wir im Herbst wirklich wieder öffnen können? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Wenn sich die Situation noch viel mehr in die Länge zieht, wie lange können wir das Haus dank Subventionen und Kurzarbeit halten?

Wie lange kriegen wir die Subventionen überhaupt noch, wenn das Haus geschlossen bleibt? Wie lange behalten wir unseren Job? Es stellen sich Fragen über Fragen, und Antworten sind zurzeit noch kaum in Sicht.

War man sich vor kurzem seines Lebens, seines Alltags, seines ganzen Seins komplett sicher, steht plötzlich alles auf wackligem Boden. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass unsere gesamte Welt so mir nichts, dir nichts auf den Kopf gestellt wird, und alles, was zuvor noch normal und selbstverständlich war, nicht mehr oder nur noch unter erschwerten Bedingungen möglich ist.

Der Stillstand geht weiter. (Bild: zvg) (Bild: zvg)

Ein befreundeter Musiker hat bis Ende Jahr keine Auftritte mehr, dem eigenen Mann wurden alle Aufträge als Tontechniker abgesagt und so geht es weiter und weiter. War es bisher schwer, aber dank viel Leidenschaft sehr erfüllend, mit Jobs in der Kultur seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ist es plötzlich fast unmöglich.

Wir wissen auch: Alles wird wohl wieder gut

Und doch ist mir sehr bewusst, dass wir hier ein gar nicht allzu schweres Los gezogen haben. Gibt es doch viele Länder, in denen die Menschen viel härter getroffen werden, viele sind krank, einige sterben und tausende verlieren ihre Arbeit. Kurzarbeit gibt es nicht und krankenversichert sind auch nicht alle. Wir können uns also trotz der ganzen Misere sehr glücklich schätzen, hier in der Schweiz zu leben und mit einem blauen Auge davonzukommen. Wir können darauf vertrauen, dass sich gekümmert wird, sei es in Form von Entschädigungen oder Unterstützungen. Und eigentlich wissen wir, es kommt früher oder später wieder alles gut.

Drum Kopf hoch, wir überstehen auch noch die zweite Etappe und freuen uns umso mehr auf die Zeit danach, die auch noch kommen wird.

Hier geht es zum letzten Tagebucheintrag von Eila Bredehöft:

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Im Corona-Tagebuch erzählen Zentralschweizer, wie sie den Shutdown erleben, welche Auswirkungen dieser auf ihr Privatleben und ihren Beruf haben und wie sie persönlich damit umgehen.
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