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Fertig studiert, ab zum Mittagessen!

Wo bei mir der Spass aufhört

Hungry + Angry = Hangry. Da hilft nur ein Snack. (Bild: Artem Labunsky/Unsplash)

Unsere Campus-Bloggerin Eliane Ruesch ist der Meinung: Manchmal muss es schnell gehen. Vor allem, wenn es ums Mittagessen geht. Denn ob Seminar oder Sitzung: Kurz vor Mittag wird es in jeder Veranstaltung brenzlig – und dann hört bei ihr der Spass definitiv auf.

Allem voraus: Ich ignoriere hier bewusst, dass schon gefühlt eine Ewigkeit das gemeinsame Mittagessen an der Universität, bei der Arbeit und so weiter erschwert ist. Zum Start deswegen ein kleines Gedicht von mir: «Pandemie, Panini, Panorama. Heute mal ohne Corona-Drama.»

Plätzchen vor Mätzchen

Wisst ihr, wo bei mir der Spass aufhört? Und zu welchem Zeitpunkt meine Aufnahmefähigkeit zu sinken beginnt? Man mir lieber nicht zu nahe kommt? Wenn ich so richtig hungrig bin.

Normalerweise bin ich die Erste, die für ein Spässchen zu haben ist. Ich lache nämlich viel zu gerne (und laut), um närrische Vorschläge meiner Freunde und Freundinnen auszuschlagen. Doch je nach körperlicher und/oder mentaler Anstrengung gibt es Tageszeiten, während denen ich meine grundsätzlich freundliche Natur schleichend verliere. Tief in mir erobert etwas Ursprüngliches das Kommando über mein Denkzentrum.

Wie gross ist unser Essens-Radius?

Kurz vor Mittag also beginnen meine Gedanken zu wandern. Sie ziehen Sieben-Meilen-Stiefel an und schreiten blitzschnell die Universität und ihre Umgebung ab. Allerlei Fragen tauchen in meinem Kopf auf: Wie viel Zeit bleibt für die Mittagspause? Wie weit kommt man da? Wo in diesem Radius gibt es überall Nahrung?

Ich beginne auszuschliessen, welche Mahlzeiten zu weit weg (Schnitzelbrot), zu teuer (Restaurants), zu schwer verdaulich (alles zwischen ¾ und einem ganzem Dürüm) oder zu langweilig (ein trockenes Fertigsandwich) sind und grenze die Auswahl für den geeigneten Mittagssnack ein. Doch plötzlich realisiere ich – ich sitze ja noch mitten im Seminar!  

Der rote Punkt ist die Universität. Rund herum eingezeichnet sind ein 200-, 500- und 800-Meter-Radius – je nach Dringlichkeit des Hungers. (Bild: calcmaps.com)

Hungry + Angry = Hangry

Wie eine alte Maske, deren oberste Pappschicht langsam abbröckelt, bröckelt in mir die Geduld, gefühlt ewige Diskussionen zu ertragen. Okay – je nach Thema kann ich meine Gedanken auch trotz sinkender Aufmerksamkeit und steigender Ungeduld im Zaum halten. Am besten geht das, wenn ich mitdiskutieren kann. Passiv zuhören ist schrecklich mit Hunger! Doch manchmal tritt auch das Worst-Case-Szenario ein: Ich verzichtete aufs (zu frühe) Frühstück und plötzlich kann man laut meinen Magen knurren hören.

Am Ende der Veranstaltung bewegen meine Mitstudierenden und ich uns endlich, doch mir ist inzwischen alles egal: Bewegungsradius, Auswahl des Take-aways... Meine ganze Konzentration geht dabei drauf, nicht meinen Hunger durch frustriertes Herumbrüllen auszudrücken. Ich klinke mich definitiv aus der Diskussion aus. Sogar wenn Entscheidungen rund ums Mittagessen zum Thema werden. Die Gespräche ergeben keinen Sinn mehr.

Das Raubtier in mir

Wenigstens sind wir nun draussen auf der aktiven Essenssuche. Doch wie können meine Mitstudierenden nur so zivilisiert miteinander reden? Wie kann man Prioritäten so falsch setzen? Haben die keinen Instinkt zur Selbsterhaltung, kein Bauchgefühl?

Ich erschnuppere jeden noch so zarten Duft in der Luft und frage mich, woher er kommt. Ob das Gericht dazu wohl käuflich ist? Ich starre wildfremden Menschen hinterher, die etwas Saftiges in den Händen halten. Ich beginne herumzuzappeln, krame das Portemonnaie hervor, damit mir nichts mehr im Wege steht.

Mein (zivilisiertes) «Ich» kehrt zurück

Und dann ist es endlich so weit. Ich habe mein Mittagessen in den Händen und spüre mit jedem Biss, wie sich mein inneres Tier zurückzieht. Die Konzentrationsfähigkeit kommt zurück und die Geduldsfäden bündeln sich wieder. Die Gefahr ist gebannt.

Auch mein Sinn für Humor kehrt zurück: Kennt ihr die Bilderstrecken mit glücklichen Frauen, die Salat essen? Was ich daran alles fragwürdig finde, hat in diesem Text keinen Platz. Aber gerade weil die Bilder so merkwürdig sind, finde ich die Serie grossartig. Und wer diesen Blogpost bis hier gelesen hat, ohne sich einen Snack zu holen, hat sich einen Lacher verdient. Darf ich vorstellen? Glückliche Salat-Frauen.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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