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Ein Abbruch ist nicht das Ende

Wie du merkst, dass du das falsche Studium gewählt hast

Wenn neues Wissen keine Freude mehr macht.

(Bild: pexels.com/pixabay)

Längst nicht alle sind mit ihrer Studienwahl glücklich. Trotzdem quälen sich einige durch ein mehrjähriges Studium, weil sie die Anzeichen verkennen. Abhilfe gibt’s von unserer Bloggerin: Wer sich in diesen Situationen wiederfindet, sollte die Wahl des Fachs vielleicht überdenken.

Nach der Matura – ich sass die meiste Zeit an der Grossverteiler-Kasse und überlegte, was ich überhaupt studieren wollte – wurden mir über das Buschtelefon interessante Neuigkeiten zugetragen. Eine meiner Mitschülerinnen hatte nach zwei Wochen im Jus-Studium auf dem Absatz kehrt gemacht und war nun auf dem Weg, Lehrerin zu werden. Seltsam fanden wir das, und die trotz Matura Unreifen unter uns hatten einigen Spott dafür übrig.

Glücklicher mit Wechsel?

Rückblickend finde ich es beeindruckend, wie schnell sie gemerkt hatte, dass sie am falschen Ort war und etwas anderes machen wollte und wie schnell sie diesen Wechsel vollzogen hat. Ein Freund von Freunden hat nach einem Semester Geisteswissenschaften in eine Schreinerlehre gewechselt und ist heute Holzbauingenieur. Ich glaube nicht, dass er seine Entscheidung je bereut hat. Andere schleppen sich jedoch trotz Alarmsignalen jahrelang durch ein ungeliebtes Studium.

Sie entwickeln Vermeidungstaktiken oder haben Angst davor, wie sie ihren Wechsel im Lebenslauf erklären können. Einige trauen sich nicht einmal, genau hinzusehen und die Anzeichen dafür zu erkennen. Manche Verhaltensweisen sollten einem jedoch zum Nachdenken anregen. Es folgt eine unvollständige Liste aus eigenen Erfahrungen und Erlebnissen aus meinem Freundeskreis.

Wenn das Studium gar nicht passt

  1. Am meisten Spass machen dir Rand- und Füllfächer (oder Social Credits!). Zum Beispiel, wenn du in deinen «freien Studienleistungen» plötzlich die Lust am Fotografieren, Wirtschaft oder interkultureller Kommunikation entdeckst. Oder du wolltest noch 5 Easy-Credits mit Rechtsmedizin machen und merkst, das fasziniert dich viel mehr, als das OR.
  2. Du packst deinen Stundenplan mit zahlreichen Hobbys voll, triffst vor allem Leute ausserhalb der Uni und kannst dich gar nicht wirklich mit den Leuten deines Fachs anfreunden. Deine Creditzahl pro Semester tendiert deshalb maximal gegen 15.
  3. Vielleicht verdienst du nebenbei was dazu in einem 08/15-Studijob. Und manches Mal fragst du dich, ob’s nicht schöner wäre, genau das einfach für den Rest deines Lebens zu machen, obwohl du weisst, dass du das im 100-Prozent-Pensum ziemlich schnell langweilig oder zu anstrengend fändest. Aber immer noch besser als dein Studium.
  4. Deine beste Begründung, weiterzustudieren, ist, dass du schon «so viel Zeit» investiert hast. Vielleicht hättest du mit deinen freien Studienleistungen auch mal Einführung in die Makroökonomie bei Prof. Lüchinger besuchen sollen, der dir dann «sunk costs» erklärt hätte.
  5. Während dem Semester bist du voll beschäftigt, doch in den Semesterferien kommst du ins Grübeln. Deine Kantikollegen erzählen dir voller Enthusiasmus von ihrem Studium, während du dich nur beschweren kannst: Die Fächer sind schlecht organisiert, die Vorlesungszeiten daneben und die Dozierenden haben eh keinen Plan.
  6. Überhaupt, die Dozierenden: Du verstehst nicht, was die von dir wollen, während das für andere total logisch scheint. Deine Kommilitoninnen scheinen in viel grösseren Schritten dazuzulernen und beschäftigen sich auch in der Freizeit am liebsten mit ihrem Studienfach, lesen Bücher, besuchen Ausstellungen oder Podien, schreiben Blogs oder reisen für ihre Seminararbeiten gar in andere Länder.

Falsches Fach, was nun?

Du hast bei einigen dieser Punkte die Augen zusammengekniffen, weil du nicht zugeben wolltest, dass dir die Erlebnisse bekannt vorkommen und es dir eigentlich schon seit drei Semestern so geht? Was nun?

Nimm dir die Zeit, darüber nachzudenken, was du willst und sei ehrlich zu dir selbst. Frag dich, ob du dein Studium trotzdem beenden kannst, weil du danach ohne Probleme was anschliessen und eine Nische besetzen kannst. Oder ob du eigentlich schon genau weisst, was du stattdessen machen möchtest und es sich lohnt, dich neu zu orientieren, all das Gelernte mitzunehmen, aber dein Traumfach zu studieren. Und wenn du es selbst nicht rauskriegst, geh zur Studien- oder Laufbahnberatung!

Es geht nicht darum, das Studium beim geringsten Widerstand aufzugeben. Grundlagen sind wichtig und manchmal muss man da einfach durch. Aber du solltest wissen, wofür du sie «durchsiechst». Dein Gefühl fürs Fach sollte doch noch überwiegend positiv sein. Wichtig ist, wie mir eine tolle HR-Fachfrau kürzlich erklärte, dass du weisst, was du willst. Ein Wechsel aus gutem Grund zeige Charakter und Selbstbewusstsein.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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