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Über die Routine im Studenten-Leben

Wenn Spontaneität im Alltag zu unerwünschten Konsequenzen führt

Routinen gehören zum Leben der Studenten. Seien es persönliche kleine Tagesrituale oder die perfekt festgelegte Abfolge von Arbeitsschritten. Für manche wirken Routinen festgefahren und deren Durchbrechen gilt als Befreiungsschlag. Für andere hingegen zieht die Störung der fein säuberlich erarbeiteten Abläufe Konsequenzen nach sich.

Das Studium ist sehr viel selbstbestimmter und unregelmässiger, als es die meisten aus der Schule oder der Arbeitswelt kennen. Eine kurze Zeit mit Seminaren und Vorlesungen, die den Tag strukturieren, und danach eine lange Pause, in der eventuell ein Nebenjob oder Hobby Stützpfeiler bilden. Der Rest ist frei gestaltbarer Raum. Eine Freiheit, die von mir nicht immer nur begrüsst wird.         

Ruhe und Ordnung

Routinen haben für mich persönlich etwas Beruhigendes. Routinen bringen Ordnung in mein Chaos. (Oder versuchen es zumindest.) Ich muss am Anfang der Woche genau wissen, was ich wann an welchem Tag zu tun habe – am besten nach Minuten eingeteilt –, oder ich verliere mich in unwichtigen Aufgaben und prokrastiniere, bis mich mein schlechtes Gewissen Panik schieben lässt. So ist die Zeit während des Semesters sehr viel angenehmer als die Semesterferien, da ich genau vorgegebene Tage habe und meine Abläufe quasi eingehalten werden müssen. In Kombination mit selbst aufgezwungenen und nicht veränderbaren Arbeitsschritten entsteht so eine halbwegs produktive Studentin.     

Aber auch abseits der Uni gibt es Rituale, die ich wohl mein ganzes Leben beibehalten werde. Mein Morgenritual beispielsweise, das minutiös eingehalten werden muss, oder ich mutiere zum übel gelaunten Zombie. Hat hierbei nicht mal (nur) mit Eitelkeit zu tun, denn erst nach ca. 1,5 Stunden bin ich umgänglich genug, um unter Menschen gelassen zu werden. Ein Dienst an der Menschheit sozusagen.             

Und wenn es am Montagabend keine Pasta gibt, ist quasi die ganze Woche gelaufen! (Danke hierbei an meine Eltern für mein wohl ältestes Ritual, das ich gerne unter dem Deckmantel der Tradition verkaufe. Damit es nicht ganz so sehr nach Zwangsstörung klingt.)

Es lebe das Chaos?

Natürlich ist mir bewusst, dass ich durch meine Routinen etwas festgefahren bin und meine spontaneren Zeitgenossen ihre liebe Mühe haben, kurzfristig einen Termin mit mir zu finden (sorry an dieser Stelle). Das Durchbrechen von Routinen hat schliesslich durchaus Positives an sich. Neue Perspektiven und Denkanstösse können daraus entstehen, weil man Aufgaben plötzlich anders angehen muss. Man merkt plötzlich, dass sich die bisher sakrosankten Abläufe doch noch ein wenig optimieren liessen oder dass man auch ohne «seinen» Arbeitsplatz einen Essay zustande bringt. Man macht neue Erfahrungen, lernt dazu und ja, irgendwie klingt das Ganze ein bisschen nach Freiheit. In der Theorie zumindest.

Das Durchbrechen von Abläufen, die sich über Wochen, Monate oder gar Jahre nicht verändert haben, kann allerdings auch Gefahren mit sich bringen. Hier ein Beispiel aus meinem persönlichen Fundus gesammelter Ungeschicktheiten, das übrigens auch die Inspiration für diesen Artikel lieferte: Zu Beginn des Semesters fand ich mich im Lichthof der Uni wieder und entschloss mich, auf einer der Sitzgelegenheiten Platz zu nehmen. Gewohnt schwungvoll und nichts ahnend, weil die grünen Dinger ja schon ewig aus weichem Schaumstoff sind. Mein gefühlter Steissbeinbruch belehrte mich dann eines Besseren. Neuerdings setzt die Uni wohl auf Titan-Marmor-Verbindung mit Diamantschicht.

Zeit für einen Bruch

Kein Beispiel mit unglaublicher Tragweite, ist mir klar. Aber Spoiler: Ich liebe es, zu übertreiben. Und manchmal (ach, wem mach ich was vor … immer) spinnt sich mein Kopf Szenarien zusammen, was bei einem Weglassen bestimmter Rituale alles Schreckliches passieren könnte. Nach einer Selbstanalyse und dem Eingeständnis, dass auch auf die Minute geplante To-Do-Listen ihre Fehler haben (oh nein, ich liege schon 10 Minuten hinter meinem Zeitplan, dann bring ich heute eh nichts mehr zu Papier!), kam die Erkenntnis, dass es wohl doch Zeit ist für einen Bruch.   

Meine Angst vor (imaginären) Konsequenzen gepaart mit einigen schlechten Erfahrungen halten mich momentan zwar noch etwas zurück, aber ich habe mir fest vorgenommen, spontaner an mein Studium heranzugehen. Und falls es nicht klappt, werden die gewohnten Abläufe vielleicht doch wieder vom Dachboden meines Gehirns geholt.                 
Dann wäre mein spirit animal erneut (Achtung, schlechter Witz!) das Gewohnheitstier.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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