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Die Zeit zwischen Studium und Arbeitsmarkt

Wenn dir die Bank ungefragt das Studentenkonto kündigt

Was ist «typisch Studi»?

(Bild: pixabay)

Man ist überall – aber nirgendwo richtig. Und unerbittlich wird einem in Erinnerung gerufen, dass es langsam Zeit für den Arbeitsmarkt ist. Unsere Bloggerin beschreibt, wie es sich anfühlt, zu studieren, ohne an der Uni zu sein. Und dabei die vorgesehene studentische Altersgrenze zu überschreiten.

Momentan befindet sich mein innerer Student in einer brenzligen Situation. Das neue Semester hat gerade erst begonnen, der grösste Teil der Kommilitonen besucht fleissig Vorlesungen und Seminare, gemeinsame Mensagänge am Mittag, der übliche Austausch über scheinbar nicht zu bewältigende Berge an anstehender Arbeit. Schliesslich der allabendliche Sprint auf den Zug, der den Uni-Tag abschliesst – und ich sitze zuhause.

Oder sonst wo, nur nicht in der Uni. Nicht, dass ich nicht mehr eingeschrieben wäre. Ich betrete das luzernische Uni-Gebäude nur nicht mehr allzu oft, was keineswegs auf eine Abneigung diesem gegenüber zurückzuführen ist – wer verzichtet schon freiwillig auf Seeblick beim Lernen? Vielmehr ist mein universitäres Fernbleiben damit zu erklären, dass alle notwendigen Credit Points erworben sind und «nur noch» die Abschlussarbeit ansteht.

Verloren zwischen Uni und Arbeitswelt

Natürlich könnten interessierte Studentinnen trotzdem noch weiterhin Veranstaltungen besuchen, um sich intellektuell herauszufordern und das Studentendasein noch etwas zu fristen. Das war ursprünglich auch mein Plan. Doch auch wenn ich es mag, Kämpfe gegen mich selber auszutragen: Neben der Masterarbeit und dem 40-Prozent-Nebenjob noch freiwillig Vorlesungen und Seminaren beizuwohnen – insbesondere dann, wenn zwischen der Uni und dem Wohnort einige Stunden Weg klaffen –, erscheint auch einer geübten Kämpferin wie mir etwas masochistisch. Und katapultiert mich in eine komplizierte Lage.

Denn während sich der gefühlte Rest der Welt unter der Woche entweder an der Uni befindet oder dort, wo das regelmässige Einkommen erworben wird, befinde ich mich irgendwo dazwischen. Hin- und herflanierend zwischen der eigenen Wohnung, Bibliotheken und Archiven, dem Arbeitsplatz und Orten, wo sich ein fleissig an der Masterarbeit schreibender Studierender nicht aufhalten sollte, fühle ich mich ein bisschen wie jemand, der nirgendwo so richtig zugehörig ist – weder an der Uni noch in der Arbeitswelt.

Welpen-Bonus ade!

Dieses Gefühl wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass das 25. Lebensjahr überschritten wurde. Von verschiedensten Seiten wird einem da unerbittlich in Erinnerung gerufen, dass es an der Zeit ist, sich auf eine Seite zu schlagen. Der tapsige Welpe, der man zu Studienbeginn war, soll nun den tollkühnen Sprung in die feste Arbeitswelt meistern, und zwar möglichst bald. Um den Druck zu steigern, werden Studentenkonten kurzerhand in Sparkonten (Haha!) umgewandelt und sämtliche Vergünstigungen gestrichen.

Für schon etwas gealterte Welpen, die jedoch noch nicht ganz ausgewachsen sind, ist nämlich kein Platz vorgesehen. Niemals in meiner Zeit als Studentin wurde mir deutlicher vor Augen geführt, dass das Studentendasein nun vorüber sein, und das Dasein als Arbeitstier beginnen sollte. Und auch wenn ich selbst froh bin, bald nicht mehr zwischen Stühlen und Bänken zu stehen – etwas geniesse ich diesen Zustand der Nichtzugehörigkeit auch. Denn er wird schneller vorbei sein, als mir lieb ist.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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