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Tierisches Treiben an der Uni Luzern

Welches Tier bin ich? Ein Semester im Zoo

Wenn sich das Zoommeeting zum Zoobesuch entwickelt.(Bild: adobe stock, bearbeitet)

Eine Scheibe trennt uns. Genauer gesagt zwei. Oder noch deutlicher ausgedrückt: Zwei Bildschirme, eine Internetverbindung und einige Kilometer. Was im letzten Lockdown als ödes Zoo(m)-Meeting begann, hat sich zu einem tierischen Treiben entwickelt.

Auf meinem Bildschirm gesellen sich meine Kommilitonen und Kommilitoninnen dicht nebeneinander. Sobald das Online-Seminar über die Software Zoom beginnt, ordnen sich ihre Videos in Reih und Glied an. Jeder und jede in seinem eigenen Kästchen. Manche sind gar eingesperrt in Quarantäne, andere machen ab und zu die Fliege und verschwinden von der Bildfläche.

Was zum Kuckuck?

Die Artenvielfalt im Seminar ist gross: Es gibt schlaue Füchse, die sich eifrig an den Diskussionen beteiligen wie auch stumme Fische, die mich mit grossen Augen anglotzen, ohne auch nur einmal ein Wort zu verlieren. Wieder andere tigern ständig in ihrem Zimmer herum, als wären sie von der Tarantel gestochen. Man könnte meinen, sie absolvieren nicht nur ein Uni-Seminar, sondern holen sich gleichzeitig auch noch den Weltmeistertitel im Multitasking.

Ich erkenne unter meinen Artgenossen auch die Bücherwürmer, die Vielfrasse, die grauen Mäuse und den Hahn im Korb. Bei den Pinguinen friert gelegentlich das Video ein, wenn die Internetverbindung stockt und der Partylöwe ist wohl eben erst aus seinem Nest gekrochen. Ein Bildschirm ist wie immer schwarz: Ich tippe auf einen nachtaktiven Zwerglori, der sich dahinter versteckt. Manchmal muss man eben Glück haben, dass man gewisse Tiere überhaupt zu Gesicht bekommt.

Was und wer steckt dahinter?

Die Zoom-Seminare gewähren mir Einblicke in die Bärenhöhlen und Aussengehege meiner Mitstudierenden. Manchmal kann ich gar ihr Rudel- und Balzverhalten beobachten. Doch woher kommt mein plötzliches Interesse an der Verhaltensbiologie? Wahrscheinlich liegt es einerseits an meiner Aufmerksamkeitsspanne, die der eines Goldfischs gleicht. Deshalb versuche ich mit dem Beobachten meiner Mitstudierenden, meine Konzentration irgendwie auf das Seminar zu lenken.   

Andererseits möchte ich nicht nur die Beiträge meiner Kolleginnen hören, sondern ich möchte sehen, welcher Frechdachs sich gerade kritisch gegenüber der Aussage meines Dozenten äussert oder wer sich im Online-Referat zum Affen macht. So lachen wir gemeinsam, rollen im Kollektiv mit den Augen oder stecken uns auch via Videokonferenz mit Gähnen an. Die nonverbale Kommunikation gelingt auch online – das nennt man dann wohl virtuelle Schwarmintelligenz.

Und welches Tier bin ich?

Letzthin hat sich mein Dozent erkundigt, ob ich gerade wie der Esel am Berg stehe oder was denn der Grund sei, weshalb ich so skeptisch in die Webcam schaue. Da hätte ich ihm am liebsten mit «Mein Name ist Hase!» geantwortet. Stattdessen erklärte ich ihm, dass das mein Adlerblick sei. (Schliesslich erfordert das Studieren meiner tierischen Gefährten höchste Konzentration.)

So passt zu mir wohl am besten ein Tier mit kritischer Visage, das sich gerne an seiner Herde orientiert und sich darauf freut, wieder mal die Sau rauszulassen. Ich denke, ich bin ein Wildschwein.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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