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Der Vier-Punkte-Plan

Schreiben, auch mit Blockade

Schreibblockade trotz Überfluss an Informationen

(Bild: Peter Limacher)

Das Kämpfen mit Texten ist oft schwierig. Helfen können kleine Tricks. Eine Runde am Rotsee oder die Aussicht auf ein Bier.

Ich sitze vor meiner Arbeit. Der Computer summt und beim besten Willen kommt mir nicht in Sinn, wie ich das nur formulieren soll. Ich stehe auf, geh nach draussen und trink einen Kaffee im Lichtsaal der Mensa.

Zurück in der ZHB geht es mir nicht besser als zuvor. Ich schaue aus dem Fenster, sehe den See, das Casino und die Hofkirche. Ich staune, wie schön Luzern ist, sehe förmlich, wie die Uhr sich im Zeitraffer dreht, und noch immer ist kein Satz geschrieben.

Schreibblockade nennt man das, habe ich mir sagen lassen. Ich kannte dieses Phänomen, schon bevor ich es zum ersten Mal erlebt habe. «Das ist dann, wenn du vor deiner Arbeit sitzt und du nicht mehr weiterweisst», haben sie gesagt.

«Wenn du einen Satz schreibst und ihn vor dem Ende wieder löscht oder wenn jedes Wort falsch klingt, aus dem Kontext gerissen, als hätte kein Wort der Welt irgendwas mit dem zu tun, was du eigentlich sagen willst.»

Schreibblockaden eben. Inzwischen kenne ich sie nicht nur vom Hörensagen, sondern sie sind zum festen Bestandteil meines Lebens geworden.

Wie ein schlechter Running Gag kommen sie immer dann, wenn sie am wenigsten passen. Dann, wenn die Arbeit schon fertig sein müsste oder wenn man den Schlaf am nötigsten hätte, aber noch einen Text für die Sitzung am nächsten Morgen braucht.

«Fängt man rechtzeitig an, kann bei allfälliger Einfallslosigkeit die Zeit anders genutzt werden.»

Gar nicht erst in den Stress kommen

Was aber kann man dagegen tun? So einfach ist es nicht. Oder doch? Über meine Zeit im Studium hinweg habe ich mir einige Tricks angewöhnt, um diesem Übel entgegenzuwirken.

Dabei ist das Beste, wenn man gar nicht erst in die Situation kommt, wo man gestresst ist. Fängt man rechtzeitig mit den Arbeiten an, kann bei allfälliger Einfallslosigkeit die Zeit anders genutzt werden. Am besten man geht nach draussen, schnappt sich das Fahrrad, fährt an den Rotsee und läuft so schnell es geht einmal um den ganzen See. Ist man zurück, kommen die Ideen meistens schon.

Genauso gut kann man auch einfach mal Feierabend machen, im Stadtkino einen Klassiker schauen oder bei einem Bier vor dem KKL mit Freunden über den Tag reden, der eigentlich arbeitstechnisch rein gar nichts gebracht hat.

Geht man rechtzeitig ins Bett, schläft genug und kommt entspannt zur Uni, ist am nächsten Tag meist alles besser.

Das Problem bei dieser Taktik ist aber wahrscheinlich genauso wohlbekannt, wie die Schreibblockade selber. Dass man genügend Zeit hat, nicht unter Druck steht und weitermachen kann, wenn sich die Blockade von selber gelöst hat, ist eher selten.

«Mir hilft es dann meistens, wenn ich mir eine gehörige Portion Selbstvertrauen einrede.»

Selbstvertrauen und der Vier-Punkte-Plan

Die meisten Studierenden, die ich kenne, warten nicht bis zur Schreibblockade, bis sie ihr Bier nehmen, sich mit Freunden treffen oder in der Bar 58 versumpfen. Und auch viele meiner Schreibblockaden entstanden, weil ich aus eben diesen Gründen unter Druck war. Was dann?

Mir hilft es dann meistens, wenn ich mir eine gehörige Portion Selbstvertrauen einrede: Ich kann das, ich kenne das Thema und ich weiss ja eigentlich schon, was ich sagen will!

Also schliesse ich den Browser, die Bücher und leg das Smartphone zur Seite. Ich notiere mir punktuell, was ich etwa sagen will, und versuche das, so gut es geht, in Sätzen zu verbinden. Dabei beachte ich vier Punkte:

  1. verspreche ich mir ein Bier im Pub, wenn ich mit allem fertig bin.
  2. lasse ich Sätze, die mir nicht gefallen, einfach mal stehen. Ich kann die auch später noch verbessern, wenn sie mich dann immer noch stören. 

  3. lasse ich es einfach offen, wenn ich irgendwas nicht genau weiss. Falls es irgendwann noch von Belang sein sollte, kann ich es ja ganz am Ende recherchieren. Tue ich es jetzt, verliere ich mich dabei im Internet oder in den Artikeln und Büchern.
  4. schreibe ich Zitate noch nicht in den Text. Denn immer, wenn ich ein Zitat nachschlage, vergesse ich wieder, was ich eigentlich über das Zitat hinweg sagen wollte. Also einfach Platz frei lassen und am Schluss einfüllen. Meistens weiss ich ja sinngemäss, was ich zitieren wollte.

«Zufrieden bin ich mit dem Text eigentlich nie.»

Endspurt 


Halte ich mich an diese Regeln, komm ich meist relativ schnell voran und ich erhalte einen Text, an dem ich arbeiten kann. Erst dann mache ich mich über die Sätze her, die mir nicht gefallen.

Das ist so wesentlich einfacher, weil ich bereits weiss, was als Nächstes kommt. Dann fülle ich die fehlenden Zitate ein und erst am Schluss recherchiere ich noch, falls ich mir irgendwo nicht sicher bin. 


Zufrieden werde ich mit dem Text nicht sein, das bin ich eigentlich nie und das ist der Moment, wo Punkt eins ins Spiel kommt. Irgendwann erinnere ich mich daran, dass ich mir ein Bier im Pub versprochen hab. Dann speichere ich die Arbeit, klapp den Laptop zu und zieh die Baselstrasse entlang.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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