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Schleim, schleim

Nicht jeder kann die Feinheiten gleich gut übermitteln und lehren. (Bild: AURA )

Um es vorneweg zu nehmen: Dieser Text wird erst nach Abschluss der Klausuren veröffentlicht und hat keine Auswirkungen auf meine Prüfungsresultate.

Es gibt sie noch. Die guten Dozierenden, und mit «gut» meine ich nicht diejenigen, die laut Qualitätsumfragen die besten Ränge besetzen. Ich spreche von inspirierenden, geduldigen und menschlichen Wissenschaflterinnen und Lehrern. Dieses Jahr konnte ich gleich mehrere davon an der Uni Luzern kennenlernen.

Immer schon hagelt es Kritik am universitären System. Am Bologna-System, an der Präsenz-Pflicht, am Auswendiglernen. Zeitschriften berichten von geplatzten Reform-Träumen, Studierende kritisieren die Anwesenheitspflicht und Unternehmen sind nicht selten enttäuscht vom gebildeten Nachwuchs. Auch an Dozierenden wird regelmässig Kritik geäussert. Nicht nur in unserem Campus-Blog. So berechtigt die Kritik teilweise auch sein mag und so sehr ich mich selbst als kritische Stimme sehe, die lobenswerten Ereignisse des Studierendenlebens möchte ich euch dennoch nicht vorenthalten.

Bildung nach Rezept

Tatsache ist, dass an der Uni zwar viel gelesen, aber weniger nachgedacht wird. Zumindest auf der Bachelorstufe ist «Selbstdenken» im Sinne von Schopenhauer kaum erwünscht. In Essays soll richtig zitiert, bei Vorträgen korrekt verwiesen und an Prüfungen überzeugend wiedergegeben werden. Sich selbst zu entfalten steht auf dieser Stufe (noch) nicht auf dem Programm. Und ein (richtig zitierter) Ausdruck wie «krass polentamässig» wird als zu journalistisch erachtet und landet prompt auf der nicht Nachmachen-Liste. (Ja, das war ich!)

Schnulziges Geschmeichel

Doch dann gibt es diese Dozierenden, die an Robin Williams im «Club der toten Dichter» erinnern. Dozierende, die dir in einfachen und klaren Worten erklären können, was eine (Hypo-)These oder Fragestellung ausmacht, ohne dich ständig nur auf die Guidelines zu verweisen. Dozierende, die dich dazu ermutigen, deinen Weg zu gehen, auch wenn der Essay unüblich geschrieben ist. Dozierende, die dich dazu bringen einen Sachverhalt weiter- und durchzudenken. Dozierende, die dir ihre geheimen Zitier- und Recherchetipps verraten. Dozierende, die in der falschesten aller Antworten noch einen Funken Wahrheit finden, ebendiesen auffangen und ein Feuer damit entfachen. Kompetente und motivierende Dozierende. Ja, sogar Dozierende, für die du montagmorgens gerne aufstehst, um pünktlich da zu sein und zu hören, welchen genialen Vergleich sie denn heute anstellen. Dozierende, die im Laufe der Zeit etwas von sich preisgeben, sich dadurch verwundbar, aber auch nahbar machen.

So mühsam die ganze Punktesammlerei auch manchmal sein mag, diese Lehrenden sind es, die das Ganze erträglich machen. Ob sie uns nun auf Exkursionen entsenden, statt nur von den besagten Institutionen zu schwafeln oder uns mit einer schwierigen Aufgabe ins kalte Wasser schmeissen, spielt keine Rolle. Nur die Leidenschaft für ihr Fach sollte sichtbar sein und noch wichtiger: die Fähigkeit (und der Wille) zu begeistern.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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