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Luzerner Studentin im Hamsterrad

Nach der LeEhre: In diesem Semester wird alles anders

Endlich Semesterferien – und was nun? (Bild: Chantal Hüsler)

Wenn die Lernphase und die Prüfungen erst einmal durch sind, kann man endlich all das erledigen, was vorher immer aufgeschoben wurde und die freie Zeit in vollen Zügen geniessen – oder? Unsere Campus-Bloggerin Chantal Hüsler schreibt, wie die Zeit nach der letzten Vorlesung tatsächlich abläuft.

Sir Winston Churchill sagte einst, man könne Menschen in drei Klassen einteilen, diejenigen, die sich zu Tode arbeiten, diejenigen, die sich zu Tode sorgen und diejenigen, die sich zu Tode langweilen. Und ich verkörpere alle drei Klassen. Nein, ich bin nicht schizophren, ich bin Studierende im Semesterbreak.

1. Phase: die Arbeit

Es begann Mitte Dezember. Die letzte Vorlesung war vorbei, und die dunklen Wolken der Lernphase zogen unheilverkündend auf. Der Sturm der Prüfungen nahte unaufhaltsam!

Die trägen letzten Vorlesungen wurden abgelöst von einem rasanten Countdown der Lerntage bis zu den Prüfungen. Tag und Nacht verloren an Bedeutung. Buchkapitel wurden zur Struktureinheit meiner Tage. Und am Ende jeder Zeile flammte der Traum von Freiheit auf.

2. Phase: die Sorge

Zu bald kam der Tag, an dem sich mein akademisches Fortkommen entscheiden würde, und mein Erfolg hing an einem seidenen Faden des Glücks. Mit Schweiss und Kaffee – sehr viel Kaffee – schwebte ich im Delirium der absoluten Konzentration über unzählige Fragen, im verzweifelten Versuch, sie alle zeitgerecht zu beantworten.

Dann, mit dem letzten Atemzug der finalen Prüfung, mit dem abschliessend hingekritzelten Wort kamen die Zweifel. Habe ich alles beantwortet? Gab es eine Rückseite der Prüfung? Habe ich etwas missverstanden? Hat meine Leistung gereicht?

3. Phase: die Langeweile

Die Zeit verging, und mit ihr die Sorgen. Ein Hauch von Resignation, eine Prise Erleichterung, dass es vorbei ist. Schleichend breitete sich eine postapokalyptische Langeweile aus.

Die Trümmer der Lernphase sind längst beseitigt. Die 20 Kaffeetassen stehen wieder fein säuberlich im Regal. Lose Blätter, die einst den Boden gesäumt hatten, sind ordentlich eingeheftet und die Trainerhosen sind zurück in den Schrank gewandert. Alle Zeugen im Kampf gegen die Zeit wurden akribisch beseitigt. Doch was nun?

Es blieben noch exakt 31 Tage, 14 Stunden und 23 Sekunden bis zum Beginn des Semesters, und die Inspiration hatte mich verlassen. Netflix zu schauen, ohne das ständige Pochen eines schlechten Gewissens war reizlos und meine Kollegen steckten allesamt noch mitten im Prüfungsstress. In einem Anflug von guten Vorsätzen putzte ich meine Wohnung – viermal in drei Tagen.

Es waren noch 16 Tage, 8 Stunden und 56 Sekunden bis zu Beginn des neuen Semesters. Das naive Ich des vergangenen Monats schrie entrüstet auf, als ich ein Buch aufschlug und begann, für das kommende Semester zu lernen.

Heute beginnt das neue Semester endlich und mit dem Beginn der effektiven Lehre ist die Semesterbreak-Leere vertrieben. In diesem Semester wird alles anders, sage ich mir. In diesem Semester werde ich vorbereitet sein. Eine Lüge, denn ich stecke längst wieder in Churchills prophezeitem Hamsterrad.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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