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Die Uni und ihre Regeln

Hauptsache, die Uni glänzt

Universität Luzern

Unsere Uni in Luzern ist noch jung. Umso mehr gäbe es von studentischer Seite aus zu tun.

Unsere Uni in Luzern ist noch jung. Umso mehr gäbe es von studentischer Seite aus zu tun.

Viele Dinge, welche die Fachschaften gerne machen würden, sind nicht realisierbar, weil die Verwaltung sich oft mit wenig überzeugenden Argumenten dagegen stellt. Das habe ich in meiner Zeit als Präsidentin der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fachschaft «kuso» leider mehr als einmal zu spüren bekommen. Dieser Umstand war auch mit ein Grund, dass meine Motivation schwand und ich nun mein Amt weitergegeben habe. 

Wo kein Wille ist, ist auch kein Weg

Einige Beispiele (die Liste liesse sich beliebig erweitern): Flyern und Ticketverkauf im Foyer sind nur mit Bewilligung und unter Auflagen möglich, farbenfrohere Gestaltung des hässlichen langen Ganges im Untergeschoss geht nicht, Veranstaltungen im Unigebäude sind generell sehr schwierig. Die Begründungen sind teilweise schwer nachvollziehbar. Etwa beim 2014 angedachten Flohmarkt.

Seitens der Uni hiess es damals, ein solcher Anlass sei nicht möglich, weil a) «Flohmarkt-Anfragen», welche nicht in direktem Zusammenhang mit dem Studium stünden, auch in der Vergangenheit nicht bewilligt worden seien.

Weil b) die Uni nicht der Ort für einen Flohmarkt sei. Und weil c) die Hörsäle und die allgemeinen Räume für solche Aktionen grundsätzlich nicht zur Verfügung stehen würden («Hygiene, Sauberkeit, Verschleiss… wenn jeder mitnehmen kann was er will»).

An diesem Beispiel wird deutlich, dass die Unileitung schlicht nicht gewillt ist, solche bunten Aktionen an unserer Uni zu tolerieren. Bunt ist nur bei der Farbe an den Wänden und den (bereits etwas verschlissenen) Lounge Sesseln im Lichthof erlaubt. Nicht aber seitens der Studierenden.

«Die Begründungen sind teilweise schwer nachvollziehbar.»

Aber keinen kümmert’s

Vor einigen Jahren war es noch schlimmer – einiges, was wir heute dürfen, war früher ebenfalls verboten. Was mir aber auffällt: Die Studierenden kümmert es kaum. Nur einigen wenige sind bereit, sich dafür zu engagieren. Dass sich was ändert, ist dann aber noch eine andere Sache. Liegt es daran, dass die Uni schlichtweg zu wenig Studierende hat? Je grösser die Masse, je höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich einige einsetzen? Oder identifiziert man sich zu wenig mit der Uni? Natürlich verstehe ich auch die Gegenseite  – es handelt sich um ein neues Gebäude, das die Unileitung möglichst lange schön erhalten möchte. Aber für was ist denn eine Uni genau da? Um schön zu sein?

Andere Unis, andere Sitten

Wenn ich unsere Uni mit Bern, Basel oder Zürich vergleiche, dünkt es mich, bei uns sei alles etwas strenger. Es beginnt im Kleinen – etwa damit, dass wir in den Hörsälen unter keinen Umständen essen dürfen – weil: «Luzern glänzt – auch an der Uni», so steht’s in jedem Hörsaal auf Klebern geschrieben. Solche Regeln erhöhen die Sterilität und prägen die ganze Atmosphäre. Von einer «Nacht der Forschung», wie es sie an der Uni Bern seit Jahren gibt, an der sämtliche Türen für die ganze Bevölkerung offenstehen, traue ich in Luzern nicht einmal zu träumen. Gleichzeitig sind viele altehrwürdige Unigebäude viel schützenswerter, als es dasjenige der Uni Luzern.

Anno 1903 etwa erfüllten sich Kanton und Universität in Bern einen Traum: ein neues Hauptgebäude, hoch über der Stadt. «Trotz Sparzwang gelang das Kunststück, einen Bildungstempel zu realisieren, der den Namen noch heute wohl verdient.» So steht es auf der Website der Uni Bern.

Es ist gerade diese Geschichtsträchtigkeit, die eine gewisse Autorität ausstrahlt, welche automatisch dafür sorgt, dass alle, die dort täglich ein- und ausgehen, Sorge zum Gebäude tragen. Ein Joghurt im Hörsaal zu essen, ist kein Problem. Es versteht sich von selbst, dass dabei nicht gekleckert wird.

 «An anderen Unis ist das längst Alltag, in Luzern hat es ein wenig länger gedauert.»

Verhungern über Mittag

Ab nächstem Semester wird endlich auch an der Uni Luzern über Mittag unterrichtet. So soll der riesige Ansturm auf die Mensa besser verteilt werden. An anderen Unis ist das längst Alltag, in Luzern hat es ein wenig länger gedauert. Andernorts ist es aber auch normal, dass Studis im Hörsaal während der Vorlesung ein Sandwich reinschieben, wenn sie über Mittag keine Pause haben. Das wiederum wird bei uns nicht möglich sein.

Ich könnte noch viele andere Kleinigkeiten aufzählen, die zum Grossen und Ganzen beitragen. Aber eben: Wenn es nur eine kleine Minderheit stört, gibt es auch keinen Grund, dass etwas geändert werden muss. Vielleicht ist es sogar das, was die Uni Luzern ausmacht: Viele arbeiten nebenbei, pendeln aus einer anderen Stadt herbei und kommen wirklich nur hin, um etwas zu lernen und wieder zu gehen.

Womöglich werden Sauberkeit und klare Regeln von einer Mehrheit sehr geschätzt. Oder es liegt einfach am Faktor Zeit. Ich bin gespannt, wie es hier aussehen wird, wenn ich in zehn Jahren wieder mal vorbeischaue. 

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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