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Der Weg von der Universität in die Arbeitswelt

Ende gut – alles neu

Der Lebenslauf muss überarbeitet werden. (Bild: pixabay)

Am Ende des Studiums lösen nicht nur die Abschlussprüfungen Stress aus, sondern auch die Frage: Was mache ich danach? Theoretisch steht einem die Welt offen, doch der Weg zur ersten Stelle ist harte Arbeit – nicht nur an Bewerbungsunterlagen und Lebenslauf, sondern auch an sich selber.

Eine der grossen Fragen, die sich Studierende der Kulturwissenschaften ständig anhören müssen, lautet: Was wirst du machen, wenn dereinst das Studium vorbei ist? Ich bin diese Frage gewohnt, habe ich sie doch seit Beginn meines Studiums zigmal beantwortet – bei Gesprächen in verrauchten Schuppen der Luzerner Neustadt, während des Mittagessens bei meinem Studentenjob in den Katakomben des Bahnhofs oder auf Familienfeiern im Schwarzenberg. Nie wusste ich besser, was man mit meinem Studium alles machen kann, als zu jener Zeit, wo ich mir selber darüber keine Gedanken zu machen brauchte.

Theorie und Praxis

«Die Welt steht einem offen, wenn man Kulturwissenschaften studiert», pflegte ich stets zu sagen. «Uns braucht es überall: Journalismus, Marktforschung, Sponsoring, Werbung, kundenorientierte Weiterentwicklung von Produkten, Verlagsarbeiten und sogar im Bereich des Human Ressource.» Sicherlich hatte ich damit nie Unrecht.

Denn all das, was man unter Aufsicht der grossen Eule in der Unibibliothek in sich reinprügelt, all die Arbeiten, die man schreibt, und die Referate, die man vorbereitet: Sie dienen nicht nur dem Wissen, sondern sie lehren auch, wie man unter Zeitdruck arbeitet, wie man Hunderte von Seiten auf das Elementare runterbricht oder wie man um die Ecke denkt. Das sind alles Fähigkeiten, die fürs Arbeiten in den verschiedensten Bereichen wichtig sind und für Arbeitgeber sehr interessant sein können.

«Für welchen Job bringe ich überhaupt genügend Erfahrung mit?»

In der Theorie klingt das alles sehr plausibel und da ich dies nicht einfach so erzähle, sondern auch viele ehemalige Studierende kenne, die mir das bestätigen, glaube ich fest daran. Seit ich aber vor etwas mehr als zwei Monaten meine Masterarbeit abgegeben habe, muss ich diese Theorie in die Praxis umwandeln. Sprich: Ich muss mich auf Stellen bewerben, damit ich ab Mitte Februar nicht mit leeren Händen dastehe.

Plötzlich wird’s existenziell

Das zwingt mich dazu, mehr denn je, ganz lebensweltliche Fragen zu stellen. Womit will ich in Zukunft mein Brot verdienen? Wo möchte ich die nächsten Jahre verbringen? Für welchen Job bringe ich überhaupt genügend Erfahrung mit? Das ist alles gar nicht so leicht zu beantworten. Zumindest nicht auf den ersten Blick.

Wichtig war für mich, dass ich nicht nochmals etwas ganz Neues beginne. Es sollte etwas sein, zu dem ich einen Bezug aufgebaut habe. Für meine Entscheidung, in welche Richtung es gehen soll, kam mir meine eigene Laufbahn zu Hilfe. Als gelernter Elektroniker bin ich noch immer an technischen Aspekten der IT-Branche interessiert. Oftmals sitze ich zu Hause, probiere neue Programme aus oder versuche die Grenzen der technischen Möglichkeiten meiner Geräte auszuloten.

Zudem liebe ich es, zu schreiben. Es ist kein Zufall, dass ich seit Beginn dieses Blogs als Autor dabei bin: Mich in Worten auszudrücken, zu schauen, was sprachlich möglich ist, finde ich etwas unglaublich Schönes.

Die Liste wird kürzer

Somit kamen nicht mehr unendlich viele Stellenprofile infrage. Die Liste an Möglichkeiten hat sich verkleinert und konkretisiert. Human Ressource, Marktforschung und Verlagsarbeiten scheinen nicht ganz meins zu sein – vielleicht eher Marketing oder Journalismus? Auf den gängigen Jobportalen schaute ich mich um und fand einige interessante Stellen und auch Ausbildungsplätze, die mich ansprachen.

Womit ich aber weniger rechnete, war, dass in einem ähnlichen Bereich mindestens genauso viele Stellen ausgeschrieben waren, deren Anforderungen einigermassen mit meinem Profil übereinstimmten: Spezialist im Bereich Social Media oder Social Media Manager.

Ich überarbeitete also meine veralteten Bewerbungsunterlagen, stellte einen zeitgemässen Lebenslauf zusammen und bewarb mich auf alle Stellen, die im Bereich meiner Kompetenzen lagen und wo ich mir vorstellen konnte, mich langfristig damit zu beschäftigen.

«Trotz sehr guter Voraussetzungen aus der engeren Auswahl ausgeschieden.»

Absagen können motivierend wirken

Innert zwei Tagen füllte sich mein E-Mail-Konto mit Eingangsbestätigungen meiner Bewerbungen, in denen stand, dass die Unterlagen geprüft würden und ich mich einige Wochen gedulden solle. Einige Wochen später folgten die ersten Absagen: «Zu wenig Erfahrung», «geeignetere Kandidaten gefunden» oder «trotz sehr guter Voraussetzungen aus der engeren Auswahl ausgeschieden». Deprimiert hat mich das alleweil, doch ich schrieb weiter. Nach etwa zwei Dutzend Bewerbungen kamen die ersten Einladungen zu Vorstellungsgesprächen.

Es kristallisierte sich heraus, dass ich im Bereich Social Media wesentlich bessere Chancen hatte als im Journalismus. Obwohl ich bereits Erfahrung darin habe, las ich mich ins Thema ein. Ich verbrachte Abende damit, mir neue Tools anzuschauen und die Firmen, bei denen ich mich bewarb, auf ihre Social-Media-Kanäle hin zu untersuchen.

Ich befasste mich mit den neuesten Auswertungsmethoden und schaute unzählige YouTube-Tutorials an. All die Erkenntnisse flossen wieder in meine Bewerbungen ein und nach mehr als einem Monat erhielt ich die erste Einladung für eine zweite Runde.

Warten auf das Telefon

Die Freude war genauso gewaltig wie die Nervosität. Ich schaute mir die Firma an, ihre Leitziele, ihre Ideen und Anforderungen. Ich versuchte mir vorzustellen, in welchem Bereich ich Vorschläge einbringen könnte, was mir an ihrem Auftritt gefiel und was weniger. Als ich dann vom zweiten Gespräch nach Hause fuhr, war ich froh, dass es bei den anderen Jobs nicht geklappt hatte. Ich merkte, dass ich genau diese Stelle wollte. Den ganzen Nachmittag schaute ich nur noch aufs Mobiltelefon, konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren und als es endlich klingelte, rutschte mein Herz in die Hose.

Endlich, es hat geklappt! Ich habe die Theorie in die Praxis umgesetzt und kann ab nächstem März für eine Firma arbeiten, mit deren Leitbild ich mich identifizieren und hinter deren Ideen ich stehen kann. Der Stein, der mir vom Herzen fiel, war gigantisch. Somit kann ich mich nun vollends dem letzten Kapitel meiner Studienzeit widmen, mich auf die Prüfungen vorbereiten und meine letzten Arbeiten schreiben. Ich freue mich darauf: meine letzten Monate an der Uni!

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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