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Luzern: andere Hochschule, aber im selben Gebäude

Das sind die Unterschiede von Uni und PH Luzern

In diesem Schuljahr ist das Unterrichtsheft giftgrün. (Bild: Corinne Huwyler)

Studenten der pädagogischen Hochschule malen Mandalas, Studentinnen an der Universität lernen Dinge, die die Welt nicht braucht: Vorurteile gibt es zur Genüge. Worin unterscheiden sich die beiden Luzerner Hochschulen wirklich? Bloggerin Corinne Huwyler hat an beiden studiert.

Am Anfang war dieses Unterrichtsheft. Meine Lehrerin in der dritten und vierten Primarklasse besass so eines, unifarben, gebunden und liniert. Eine Woche auf einer Doppelseite. Nebst der Tatsache, dass ich gerne zur Schule ging, war dieses Unterrichtsheft ein Grund, weshalb ich Lehrerin werden wollte. Noch heute bestelle ich diese Agenda für jedes neue Schuljahr und bin gespannt auf die Farbe, die fast jedes Jahr wechselt. Es sind die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen.

Entscheidung nach der Matura

Obwohl ich dann gegen Ende des Gymnasiums fand, Lehrerin sei jetzt doch ein wahnsinnig langweiliger Berufswunsch, entschied ich mich schliesslich für die Pädagogische Hochschule in Luzern. Ich hätte auch gerne Germanistik oder Geschichte studiert, aber fand, ich brauchte jetzt erstmal einen «Grundberuf». Und das ist schon mal ein erster, ziemlich offensichtlicher Unterschied zwischen PH und Universität: Die pädagogische Hochschule ist eine Berufsausbildung, das Ziel ist klar und vorgegeben.

An der Uni sind sowohl das Studium als auch die spätere Berufstätigkeit offener. Ich mochte die Sicherheit der PH. Die Idee, eines Tages ein Geschichtsstudium an einer Universität zu absolvieren, blieb aber in meinem Hinterkopf. Und so begann ich, nach einigen Jahren Vollzeitarbeit, berufsbegleitend an der Uni zu studieren. Dank der Kooperation zwischen der PH und der Uni Luzern musste ich nicht ganz von vorne beginnen, wurden mir doch einige Dinge aus der Lehrerinnenausbildung angerechnet.

Stundenpläne

An der PH ist aber nicht nur das Ziel vorgegeben. Mehrheitlich ist auch klar, auf welchem Weg man es erreichen wird. Fürs Studium der Sekundarstufe kann man zwar vier Fächer, die man später unterrichten möchte, auswählen. Welche Module man dafür in welchem Semester absolvieren muss, wird aber von der PH bestimmt.

Ganz anders an der Uni: Es gibt zwar gewisse Seminare und Vorlesungen, die je nach Studiengang besucht werden müssen, hingegen kann man den Zeitpunkt genauso wie die Ergänzung durch weitere Veranstaltungen weitgehend selbst bestimmen.

Seminare, Vorlesungen, Praktika

Auch inhaltlich unterscheiden sich die beiden Studiengänge: Seminare und Vorlesungen der Universität bieten eine grosse inhaltliche Tiefe zu spezifischen Themen wie beispielsweise der Wahrnehmung erneuerbarer Energien in der Schweiz. An der PH wird man in den gewählten Fächern inhaltlich und didaktisch breit ausgebildet. Zudem – und hier bestätigt sich das Vorurteil leider teilweise – besteht ein Teil der Ausbildung auch aus dem Abarbeiten von Leistungsnachweisen, deren Sinn sich einem nicht immer erschliesst.

Nicht umsonst gibt es den Witz, dass PH-Studierende im Dunkeln leuchten, weil sie so oft reflektieren. Auf der anderen Seite merkt man bei den Praktika schnell, ob einem der spätere Beruf gefällt und man dafür geeignet ist. Die praktischen Erfahrungen bezüglich des universitären Studiengangs werden hingegen nicht von der Ausbildungsstätte organisiert und man muss auch ein bisschen Glück haben, bereits während des Studiums etwas Passendes zu finden.

Freunde finden

Aufgrund des durchgeplanten Studiengangs hat man während des ganzen PH-Studiengangs mit mehr oder weniger den gleichen Leuten zu tun. Noch heute habe ich viele Freundinnen aus dieser Zeit. An der Uni scheint es mir aufgrund der immer wieder wechselnden Gruppenzusammensetzungen schwieriger, neue Kontakte zu knüpfen.

Dies könnte in meinem Fall aber auch daran liegen, dass ich nur Teilzeit studiere und es da ja auch noch dieses Virus gibt, das neue Kontakte nicht gerade erleichtert. An der Uni schätze ich aber dafür die Tatsache, dass sie mir altersdurchmischter erscheint als die PH. Der interessierte Pensionär studiert hier genauso wie die Zwanzigjährige, die kürzlich die Matura absolviert hat.

Ich bereue nichts!

Manchmal frage ich mich, ob der umgekehrte Weg nicht besser gewesen wäre, weil die Praktika nach einem Universitätsstudium in jüngeren Jahren vielleicht einfacher zu absolvieren gewesen wären. Dann schaue ich mein unifarbenes Unterrichtsheft an und weiss: Es ist schon gut so, wie es ist.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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