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Besser Esser: 4 Tage Sauerkraut?

Essen muss man, auch wenn man lernen muss und Arbeiten schreiben oder wenn man Boden für den Ausgang braucht. Bloss was, wenn das Budget nicht jeden Abend fürs Restaurant reicht und man Teigwaren nicht mehr schmecken kann? Hier eine kleine Anleitung um kreativ zu sein.

Obwohl alleine zu essen, nicht unbedingt so spannend und bereichernd ist, wie in der Gesellschaft von Freunden und Mitbewohnern, gibt es zumindest in meinem Studierendenleben haufenweise solcher Mahlzeiten. Dabei kann die Anwesenheit von Literatur, Fernseher oder Laptop irgendwann nicht mehr die Langweile von Spaghetti Napoli aus Hartweizengries mit Fertigsauce überdecken und die Mahlzeit wird zum Pflichtprogramm, das nur noch dem reinen Überleben dient.

Dabei könnte Essen auch in trauter Einsamkeit zu einem Erlebnis werden, das vielleicht nicht alle Sinne anspricht, zumindest aber nicht allen widerspricht. Wer jetzt Angst hat, hierfür bräuchte es ungeheure Menge an Arbeit, Geld und Können, der liegt völlig falsch. Auch mit wenig Aufwand und nur ein bisschen Weitsicht werden die sonst so trockenen Mahlzeiten zu abwechslungsreichen Dinnern, die so vielseitig nähren, dass genügend Energie für das Lernen und die Prüfungen bleibt und trotzdem ausreichend Boden für die nächste Party geschaffen wird. Wie das geht, möchte ich an einem typischen Wintergericht aufzeigen.

Warum aber immer Teigwaren?

Das erste Kredo lautet: Lass dich inspirieren. Dafür laufe ich meist ganze fünf Minuten planlos durch die Migros oder den Coop, bis mich irgendetwas anlächelt. Das ist manchmal leichter und manchmal schwieriger und oft bin ich nahe dran, der Versuchung zu unterliegen und die Barilla Sauce im Aktionspack mit den Teigwaren zu kaufen, was hin und wieder auch geschieht. Aber wenn ich dann im Winter an das Sauerkraut laufe und drei Meter weiter zugleich der Rollschinken Aktion ist, dann werde ich kreativ.

Schnell kombiniere ich, dass sich die beiden Sachen in derselben Pfanne im Beutel kochen lassen, also kann man genauso gut noch einen Beutel Rotkraut, der direkt neben dem Sauerkraut hängt, dazutun (alles wird im heissen Wasser gekocht, mit unterschiedlichen Zeiten, also einfach ein Beutel nach dem anderen in die grosse Pfanne mit heissem Wasser werfen).

Da so noch Platz auf dem Herd ist, versuche ich mich an Rosenkohl, so kann ich während der Kochzeit von Rollschinken, Sauerkraut und Rotkohl noch irgendetwas anderes tun. Dann brauche ich nur noch Kartoffeln, um Bratkartoffeln zu machen. Auch die gehen leicht in der Bratpfanne, während alles andere von alleine kocht. Jetzt braucht es noch Zwiebeln. Butter, Zucker, Salz und Senf sollten zuhause noch vorhanden sein.

Die Menge ist kein Problem

Die Papiertüte füllt sich umgehend an der Kasse des Supermarktes am Helvetiaplatz und schlussendlich gebe ich 25 Franken für die Zutaten aus und auch das Gewicht der Taschen könnte darauf schliessen lassen, ich hätte viel zu viel gekauft. Das aber gerade ist der Fehler. Hungrig einzukaufen macht durchaus Sinn, denn ein gutes Menü kann mehrmals in fast komplett andere Menüs (etwas übertrieben) umgewandelt werden und sollte das viermal gelingen, kostet mich die Mahlzeit noch etwas mehr als 6 Franken.

Das Umwandeln ist nämlich der Trick der ganzen Sache, das hat schon meine Mutter gesagt. Sauerkraut und Rotkohl braucht es nur so viel auf dem Teller, wie man gerade essen mag, der Rest bleibt in den Beuteln und wird verschlossen in den Kühlschrank gelegt. Für alles andere gibt es Tupperware oder äquivalentes Geschirr, so dass ich einen Tag später dasselbe Menu einfach in der Bratpfanne aufwärmen kann. Das geht dann noch ungefähr zehn Minuten und trotzdem verändert sich der Geschmack und ich würde mit Witwe Bolte aus Max und Moritz sogar sagen, er wird «fast» besser.

Das Beste kommt zum Schluss oder: Der Gratin

Dieses Prozedere liesse sich jetzt Tag für Tag wiederholen, aber etwas weniger langweilig ist es, wenn man aus dem Übrigen nochmal was Neues macht. Dazu geeignet ist die Gratinform. Praktisch alle Reste lassen sich in irgendeiner Art und Weise im Ofen nochmals überbacken und in ein nochmal anderes Menü verwandeln. Das gilt auch für mein Sauerkrautgericht.

Als Erstes schneide ich den restlichen Rollschinken in dünne Tranchen. Danach wickle ich das Sauer- und Rotkraut, sowie den übrigen Rosenkohl in die Schinkentranchen und lege Luzerner Rahmkäse darauf. Die restlichen Kartoffeln lege ich daneben in die Gratinform. Jetzt muss das Ganze noch 20 Minuten bei 200 Grad in den Ofen und fertig ist das nächste Menü.

Nochmals anbraten

Trotz dem dritten Menü in Folge, habe ich noch immer Reste, die nochmals für eine volle Mahlzeit reichen. Dafür kann ich entweder die Gratinform nochmals mit etwas Käse zusätzlich in den Ofen werfen oder aber, ich wärme die Schinkenrollen in der Bratpfanne mit den Kartoffeln nochmals auf. Doch die weitaus bessere Lösung scheint mir in dem Moment eine SMS an meinen Mitbewohner, dass es noch Essen im Kühlschrank habe.

Ich gehe dann um die Ecke, esse einen Kebab, trink ein Bier und hoffe, dass es, wenn ich nach Hause komme, kein Sauerkraut mehr im Kühlschrank hat.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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