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Anleitung zum organisierten Chaos

Man muss lernen, das «organisierte Chaos» zu lieben und es zu beherrschen. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Schweizerinnen verbrachten 2013 durchschnittlich etwa acht Stunden die Woche mit Aufräumarbeiten. Vergesst die Ordnung! Verschwendet eure Zeit auf der Erde nicht damit, Socken zu sortieren. Es geht auch anders. Dies ist eine Anleitung zum organisierten Chaos.

Gerade bin ich nach Luzern gezogen. Zumindest in die Nähe von Luzern in ein kleines Kaff, das den Namen Wolhusen trägt. Ich bin schon mehrfach umgezogen und mit jedem Umzug bietet sich erneut die Gelegenheit das Chaos zu reorganisieren. Zugegeben, meine Organisationsmethoden sind nicht sehr gewöhnlich. Irgendwann sortiere ich das mal. Diesen Satz hab ich schon oft laut gedacht. Dennoch stapeln sich Bücher, Artikel, Rechnungen und sonstiger Kram mit jedem Vorsatz nur weiter an. Es gibt viele Wege das Chaos zu besiegen. Meiner gehört nicht dazu! Viele sagen, Ordnung sei das halbe Leben. Wohl wahr, wenn man bedenkt, dass wir tatsächlich ein halbes Leben damit zubringen könnten, es zu organisieren. Andere meinen wiederum, das Genie beherrsche das Chaos. Ich praktiziere etwas dazwischen. Mein Stichwort heisst «organisiertes Chaos». Lerne das Chaos zu lieben und es zu beherrschen. Mit diesen Tipps:

1. Akzeptanz. Schau dir das Chaos genau an. Deine reglos herumliegenden Postkarten, die Briefumschläge, die du nie wegwirfst. Die Kassenbons, Merkzettel, Rechnungen, Bücher, Zeitschriften, das leere Notizpapier, noch mehr vollgesudeltes Papier… Schau dir alles genau und langsam an – nur so kannst du dir merken, wo was hingehört.

2. Verlust. Lerne zu verlieren. Fang damit an, regelmässig wichtige Briefe oder Rechnungen zu verlegen. Fortgeschrittene können beim Suchen auch gleich das ganze Chaos reorganisieren.

3. Lerne loszulassen. Die Quittung der Kopfhörer, die sich zwei Wochen nach dem Kauf als defekt erweisen, ist nicht mehr auffindbar. Das Chaos hat seine Geheimnisse, über welche wir nicht mehr wissen, als über schwarze Löcher. Lass los!

4. Gewinne auch mal. Auch wenn die Garantie der Kopfhörer weg ist, so findest du bestimmt wie aus dem Nichts den Kassenbon vom Ipod wieder. Und irgendwann findest du auch den Ipod wieder. Vorausgesetzt er ist noch nicht mit der Kopfhörergarantie durchgebrannt.

5. Trainiere. Zwischendurch wirst du dir vornehmen aufzuräumen. Tu das. Sei motiviert und nimm dir viel zu viel vor. Hör mitten im Aufräumprozess damit auf. Ich verspreche dir, so ergibt sich eine neue, wunderbare Unordnung. Sowieso hat sich dein Hirn schon zu sehr an die alte gewöhnt. Nun fängst du von vorne an zu lernen, wo die Sachen hingehören. Das ist wie Gehirn-Jogging für Faule.

6. Trenne zwischen «unwichtig» und «sehr unwichtig». Nur in Gedanken, versteht sich. Wortwörtlich würde das ja das halbe Leben beanspruchen.

7. Verleugne. Sag dir immer wieder selbst: «Irgendwann sortiere ich das mal.» Am besten einmal täglich vor dem Spiegel üben. Dann glaubst du auch bald selbst daran.

8. Wenn alle Stricke reissen, verbrenne alles und fang ein neues Chaos an.

Natürlich kannst du dir auch weiterhin vormachen, dass du eines Tages anders wirst. Dass du ein jedes Ding sofort nach Gebrauch versorgen wirst. Vielleicht fängst du gleich heute damit an. Vielleicht.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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