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Auf dem Hof der Schönbächlers in Rickenbach (LU)

Vaterschaftsurlaub: schlichtweg nicht möglich

Auf dem Hof der Familie Schönbächler leben nicht nur Weide-Schweine. (Bild: zvg)

Im Winter ist es meistens etwas ruhiger auf unserem Hof. Aber auch im Dezember gibt es Spitzenzeiten – und dieses Jahr speziell. Aktuell braucht die Betreuung des menschlichen und des tierischen Nachwuchses viel Aufmerksamkeit und eine gute Planung.

Mein Mann Toni und ich, Jasmin, bewirtschaften einen Betrieb mit 12,5 Hektaren Land in Rickenbach; das liegt am nördlichsten Zipfel des Kantons Luzern. Diese Fläche ist sogar für Schweizer Verhältnisse klein. Im Schnitt sind die Betriebe heute doppelt so gross. Toni übernahm den Hof bereits mit 20 Jahren. Unterdessen konnten wir deshalb schon viele Ideen umsetzen.

Wir haben uns auf den Direktverkauf von Fleisch spezialisiert. Bei uns leben 18 Mutterkühe, ein Stier, 60 Weide-Truthühner und 30 Weide-Schweine. Das Fleisch der Weide-Schweine und der Weide-Truthühner verkaufen wir direkt, ebenso einen Teil des Natura Beef unserer Mutterkühe. Uns sind Regionalität und Tierwohl sehr wichtig.

«Ferkelgeburtsstation» im benachbarten Aargau

Durch den Direktverkauf haben wir engen Kontakt zu unserer Kundschaft. Diesen nutzen wir auch, um die Bevölkerung über die Landwirtschaft zu informieren und darüber, wie wir die Produktion laufend verbessern.

Weiter haben wir einen Schweinestall im nahe gelegenen Wald, im Kanton Aargau, gepachtet. Da haben wir jeweils 20 Muttersäue, die aber nur während sieben Wochen bei uns sind. Sie kommen hochtragend, gebären ihre Ferkel und säugen diese rund vier Wochen. Dann verlassen sie uns bereits wieder. Wir sind also eine Art «Ferkelgeburtsstation».

Trinken macht müde, die neugeborenen Ferkel schlafen bei der Mutter. (Bild: zvg)

Ruhiger auf dem Hof, Action in der Stube

Im Dezember ist Vegetationsruhe, es fallen also keine Feldarbeiten an. Wir geniessen es, jetzt ein bisschen mehr Zeit für die Familie zu haben. Besonders in diesem Jahr, in dem wir am 19. November unsere vierte Tochter in die Arme schliessen durften! Wir waren etwas nervös, da der Geburtstermin genau auf jenen der Ferkel im Stall fiel. Unsere Tochter entschied sich dann zum Glück, eine Woche früher zur Welt zu kommen.

Zuwachs auch bei der Jungmannschaft im Haus Schönbächler. (Bild: zvg)

Toni machte den Stall während meiner Abwesenheit meist mit den Kindern zusammen. Und so hiess es auch am Tag meiner Heimkehr mit dem Baby: Stalldienst am Abend und am folgenden Morgen. Selbst wenn Toni nur das Nötigste machen würde, bräuchte das jeden Morgen und Abend zwei Stunden. Jetzt beginnt auch die intensive Phase im Schweinestall.

Die Mohren (so nennen wir die Muttersäue) sind «am Ferkeln». Dies bedeutet auch Nachtschichten bei den Schweinen. So müssen wir uns gut absprechen, wann ich Hilfe benötige. Oft höre ich: «Ach super, dein Mann ist Bauer, dann ist er ja immer zu Hause.» Er ist viel zu Hause, ja, aber er kann die Kinder nicht zu jeder Arbeit mitnehmen und ist meistens sieben Tage die Woche, morgens und abends weg.

Chaotische Zeiten mit viel Nachwuchs

Morgens um 6 Uhr geht Toni in den Schweinestall, um die Muttersäue zu füttern. In der Zeit, in der sie ihre Jungen bekommen, muss man sie gut beobachten. Während der Geburt benötigen sie Ruhe. Bei den Jungtieren wird eine Lampe installiert, um sie warmzuhalten. Sechs Mohren sind sehr nervös, bei ihnen geht die Geburt nächstens los. Vier haben ihre Ferkel bereits bekommen.

Das Verhalten der Tiere kann sich durch die Geburt stark ändern. Ein sehr ruhiges Tier kann jetzt plötzlich aggressiv oder nervös werden (Mutterinstinkt). So ist Fingerspitzengefühl gefragt beim Eintreten in die Bucht.

Danach geht es weiter auf den Heimbetrieb und zu den Kühen. Diese werden gefüttert und gemistet. Die Kühe können auch im Winter nach draussen auf den Laufhof. Weiter geht die Morgenrunde mit den Truthühnern und den Weideschweinen. Diese dürfen täglich auf die Weide, auch bei Schnee. Sie können aber auch jederzeit in ihre Hütte oder in den windgeschützten Unterstand. Hier werden täglich zweimal Futter und Wasser kontrolliert und aufgefüllt.

Unsere Truthühner sind auch bei Schnee draussen.

Jetzt gibt’s Frühstück

Während des Frühstücks besprechen wir unseren Tag und schon muss die Älteste in den Kindergarten. Heute bekomme ich etwas Unterstützung im Haushalt durch den Dienst Agrihome. Diesen nutze ich für einige Wochen nach der Geburt, um alles unter einen Hut zu bringen. Toni erledigt Reparaturarbeiten und hält die Maschinen instand. Gerne wird er von einer unserer Töchter bei seiner Arbeit begleitet.

Am Mittag ist das Zmittag parat. Dank einer grossen Gemüseernte dieses Jahr und eigenem Fleisch leben wir momentan aus der Tiefkühltruhe. So muss ich nicht oft ins Dorf, um Einkäufe zu erledigen. Gegen 16.00 Uhr geht Toni erneut in den Schweinestall, dann zu den Kühen und schliesslich noch zu den Truthühnern und den Weideschweinen. Obwohl es bereits 18.45 Uhr ist, haben wir noch nicht Feierabend.

Zusammen bringen wir die Kinder ins Bett und kuscheln noch etwas mit ihnen. Es folgt ein kurzer Besuch im Büro und zum Abschluss geht es nochmals in den Schweinestall. Toni mag die Arbeit am Abend: Im Stall herrscht Ruhe und auch er hat Zeit. Jetzt verabreicht er den neugeborenen Ferkeln ein Eisenpräparat, um ihre Gesundheit zu stärken.

Betriebsspiegel

Jasmin und Toni Schönbächler-Businger mit Nina, Eny, Finja und Majvi,
Feldenmoos, Rickenbach (LU)
Betriebsgrösse: 12.5 ha
Kulturen: Grasland, Urdinkel, 100 Hochstammbäume, Mais, 1.5 ha Wald
Tiere: Mutterkuhhaltung, Schweinezucht, Weide-Schweine, Weide-Truten und ein paar Hühner
Mitarbeitende: Betriebsleiterpaar
Label: IP-Suisse
Für weitere Infos www.schönbächlers.ch und wir sind auch auf Facebook, Instagram und Twitter

Alle Ferkel kommen abends in ihr Wärmenest. Damit hat auch Toni Feierabend. Die Kinder und ich sind bereits seit längerem im Bett. Mit vier kleinen Kindern gehören allerdings auch Nachtschichten dazu. Die intensive Zeit im Schweinestall dauert rund eine Woche. Danach reichen wieder zwei Besuche täglich aus. Und dann gibt es auch noch die ruhige Woche, in welcher der Stall fast leer ist und Toni nur einmal hingehen muss. Diese Woche geniessen wir immer besonders.

Damit beenden wir den Einblick in unseren Alltag. Wir hoffen, es war spannend für euch!

Beste Grüsse
Jasmin und Toni

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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