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Die Planung auf dem Bauernhof geht früh los

So lege ich im Winter den Grundstein für eine reiche Ernte

Die Planung für den Gemüseanbau geht auf dem Hof Murmatt schon früh los. (Bild: Hof Murmatt)

Wenn draussen noch frostige Temperaturen herrschen, steckt Anita Z'Rotz schon mitten in der Gartenplanung. Welche Herausforderungen es dabei gibt, erzählt sie dir in ihrem ersten Blogbeitrag für zentralplus.

Ich sitze am Laptop und schaue hinaus. Die Bäume sind noch kahl, der Boden ist gefroren und nicht weit oberhalb unseres Hofs in Ennetmoos zieht sich die Schneefallgrenze am Stanserhorn entlang. Die Luft ist klirrend kalt – der Frühling scheint noch weit entfernt.

Doch der Winter ist nicht nur eine Zeit der Stille, sondern auch der Erneuerung. So wie die Pflanzen ihre Energie in den Wurzeln speichern, um im Frühjahr voller Kraft neu auszutreiben, brauchen auch wir diese Phase der Regeneration. Die Natur zeigt uns, dass Wachstum Pausen benötigt – eine wertvolle Lektion, die auch für uns gilt.

Hof Murmatt Berg
Schneefallgrenze am Pilatus. (Bild: Hof Murmatt)

Ich schätze die ruhige Zeit nach der intensiven Gartensaison. Mein Mann Martin geht in den Wintermonaten seinem Nebenerwerb als Zimmermann nach. Er mag es, zur Abwechslung mal ausführende Kraft zu sein und das zu tun, was sein Chef geplant hat. Den Rest vom Jahr liegen die Verantwortung und die Entscheidungen bei ihm. Er geniesst diese Abwechslung und ausserdem ist sein Nebenerwerb für unseren kleinen Hof ein wichtiger Zustupf. Obwohl es für ihn sehr lange, anstrengende Tage sind – für ihn ist der Winterjob seine Art der Regeneration.

Frisches Gemüse vom Hof direkt vor die Haustür

Bei mir verschiebt sich die Arbeit von draussen ins Haus und ins Büro. Ich nutze die ruhige Phase, um alle die Dinge nachzuholen, die während der Gartensaison liegengeblieben sind. Schränke und Schubladen ausmisten, Kinderkleider aussortieren, Wohnung umstellen, Verbrauchsmaterial bestellen, Papierkram. Doch all das muss jetzt warten – jetzt steht erst einmal die Gartenplanung an.

Seit 2021 betreiben Martin und ich ein Gemüseabo. Von Anfang Mai bis Ende November beliefern wir wöchentlich rund 70 Haushalte in unserem Dorf und der Nachbargemeinde mit frischem Gemüse und Salat aus unserem grossen Garten. Zu Beginn des Jahres schliessen wir die Verträge mit unseren Abonnenten ab – diese geben uns Planungssicherheit für die gesamte Saison. Im Gegenzug erhalten unsere Kundinnen hochwertige, saisonale Produkte direkt vor die Haustür geliefert.

Eine kluge Planung sorgt für volle Gemüsekörbe

Damit unsere Gemüsekörbe über die gesamte Saison hinweg gut und abwechslungsreich gefüllt sind, ist die frühe Planungsphase entscheidend. Eine spezielle Software für kleine Gemüsebetriebe unterstützt mich dabei enorm. Trotzdem verlasse ich mich zusätzlich auf meine Notizen aus dem Vorjahr und meine gesammelten Erfahrungen. Ich erinnere mich beispielsweise, dass wir im letzten Frühjahr wegen der anhaltenden Kälte und des vielen Regens bis Juni Schwierigkeiten hatten, genügend Gemüse für die Körbe zusammenzustellen. Im Sommer hingegen hatten wir eine wahre Zucchettischwemme (der Klassiker) und die Bohnenernte war so üppig, dass wir kaum mit dem Pflücken hinterherkamen.

Aus Fehlern lernen: Was wächst dieses Jahr?

Um besser auf solche Herausforderungen vorbereitet zu sein, passe ich meinen Anbauplan gezielt an. Für das Frühjahr setze ich verstärkt auf schnell wachsende Kulturen wie Spinat, Mairübchen, Asiasalate, Radieschen, Kohlrabi und Kräuter. Bei den Bohnen halte ich mich dieses Jahr etwas zurück – das Pflücken ist enorm aufwendig, und die Mengen aus dem letzten Jahr haben uns fast überfordert.

Doch der Winter ist nicht nur die Zeit der Analyse, sondern auch eine Phase des kreativen Nachdenkens. Welche neuen Kulturen könnten unser Sortiment bereichern? Wie kann ich den Anbau noch effizienter gestalten? In diesen ruhigen Wochen spriessen oft die besten Ideen – so wie die Samen unter der Schneedecke bereits darauf warten, mit den ersten warmen Sonnenstrahlen zu keimen.

Hof Murmatt Gemüse
Noch ist im Garten auf dem Hof Murmatt nicht viel los. Das wird sich schon bald ändern. (Bild: Hof Murmatt)

Unsere Kunden wissen, dass sie mit einem Gemüseabo auf saisonale Schwankungen eingestellt sein müssen. Dennoch kann ich durch vorausschauende Planung viele Engpässe vermeiden und eine möglichst ausgeglichene Ernte sicherstellen. Der wichtigste Faktor bleibt jedoch unberechenbar: das Wetter.

Der Startschuss fällt mit der Jungpflanzenbestellung

Sobald alle Kulturen durchgeplant und auf die verfügbaren (virtuellen) Beete verteilt sind, geht es an die Bestellung der Jungpflanzen. Allerspätestens im Februar bestelle ich unseren Bedarf für die ganze Saison bei unserem Jungpflanzenproduzenten.

Hof Murmatt Wintertunnel
Anfang März kommen die ersten Setzlinge an. Im Laufe des Jahres werden mehrere Tausend folgen. (Bild: Hof Murmatt)

Ab Anfang März kommen dann alle zwei Wochen kistenweise Setzlinge bei uns an. Jede einzelne Pflanze wird in mühevoller Handarbeit in die Erde gesetzt – eine Aufgabe, die sich über Monate bis in den November hinzieht. Letztes Jahr waren es rund 55'000 Setzlinge, darunter allein 250 Tomatenpflanzen.

Die Natur hat das letzte Wort

Eine gute Planung ist das A und O, doch die eigentliche Herausforderung beginnt erst mit dem Wachstum der Pflanzen. Trotz aller Vorbereitung bleibt der Garten jedes Jahr ein kleines Abenteuer. Wie wird das Wetter? Werden die Ernten reich ausfallen? Welche Überraschungen hält die Natur für uns bereit? Diese Fragen machen das Gärtnern so spannend – und genau deshalb liebe ich es so sehr.

Nun geniesse ich aber noch den Rest des Winters, denn auch die Musse soll nicht zu kurz kommen. Skifahren mit den Kindern, Theater- und Konzertbesuche, gemütliche Filmabende zu Hause – genau für diese Dinge bleibt jetzt noch Zeit. Ich sammle Energie, lasse neue Ideen keimen und freue mich darauf, bald wieder mit den Händen in der Erde zu wühlen. Denn eines ist sicher: Der Frühling kommt bestimmt.

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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