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Ein Tag auf dem Bauernhof «Iten Letzi» in Zug

Kartoffeln ernten in der Stadt

Unser Team des Bauernhofs «Iten Letzi» in Zug. (Bild: zvg)

Der Landwirtschaftsbetrieb «Iten Letzi» von Roger Iten gehört zur Stadt Zug. In der grünen Lunge an der Lorze, direkt am Stadtrand, sind wir umgeben von Wiesen- und Weideland mit über 150 Hochstammbäumen, Getreidefeldern und Wald. Die Nähe zur Stadt und der urbanen Bevölkerung ist Herausforderung und Chance zugleich.

Die Chance nutzen wir beispielsweise mit unserem 2015 neu erbauten, modern gestalteten Hofladen. Dort bieten wir ein grosses und vielseitiges Sortiment an schmackhaften und frischen Landwirtschafts- und Verarbeitungsprodukten an. Auch Fleisch von unseren eigenen Tieren kann man dort kaufen. Wir beliefern auch Restaurants, Bäckereien, Shops und neu auch Privathaushalte.

Unser Angebot ist saisonabhängig. (Bild: zvg)

Die Herausforderung ist, dass wir vor den Augen und neben den Balkonen der Bevölkerung produzieren. Hier ist besondere Sensibilität gefragt, auch was besonders laute oder geruchsintensive Arbeiten anbelangt. Wir führen unseren IP Suisse-Betrieb besonders ökologisch, unsere Kühe und Hühner haben freien Auslauf.

Unsere Hühner geniessen den freien Auslauf. (Bild: zvg)

5000 Kartoffelsorten

Aktuell steht bei uns die Kartoffelernte an. Es ist Ende August und daher ein eher früher Termin für unsere späten Kartoffelsorten Bintje und Charlotte. Zu verdanken ist dies dem warmen und genügend feuchten Frühlingswetter. Bei mehr als 5000 verschiedenen Kartoffelsorten, die es heutzutage gibt, ist die Frage des Erntezeitpunktes nicht mehr so leicht zu beantworten.

Je nachdem, wann sie gepflanzt wurden und um welche Sorte es sich handelt, kann man frühestens im Juni/Juli und spätestens im Oktober ernten. Dabei wird zwischen frühen, mittelfrühen und späten Sorten unterschieden.

Kartoffelernter im Einsatz. (Bild: zvg)

Wir bauen die Sorten Agata (frühe Sorte), Bintje und Charlotte (späte Lagersorten) an. Kartoffeln wachsen in Erddämmen, damit sie möglichst ideale Voraussetzungen haben, um viele unterirdische Knollen zu bilden und damit sie vor Nässe geschützt sind. Seit Kurzem verzichten wir auf Herbizide. Das heisst, wir setzen keine Pflanzenschutzmittel gegen Unkraut mehr ein.

Betriebsspiegel des Iten Letzi-Hofs
  • 60 ha Nutzfläche mit: Silo -und Körnermais, Kartoffeln, UrDinkel, Weizen, Naturwiesen, Kunstwiesen und extensiven Wiesen mit Qualitätsstufe 2.
  • 90 Milchkühe (Brown Swiss), 25 Jungkühe, 2 x 3000 Freiland Legehennen (Lohmann Tradition), 180 Hochstammbäume, bediente Direktvermarktung mit Hofcafe, Lieferservice im Kanton Zug, Luzern und Zürich.
  • Arbeitskräfte: Roger Iten und Team (15 bis 20 Angestellten je nach Saison)

Stattdessen fahren wir zwei- bis dreimal mit einer Hacke über unser Feld. Die Hacke ist eine, vom Traktor gezogene, mechanisch angetriebene Maschine, die Unkraut während der Durchfahrt ausreisst, ohne die Kartoffelpflanze zu beschädigen.

Erntereif

Solange die Blätter und Stängel grün sind, wachsen die Knollen und lagern Stärke ein. Mit der Zeit beginnen die Kartoffelpflanzen natürlicherweise zu welken.  Erst jetzt bilden die Knollen eine dickere Schale aus. Je dunkler die Schale ist, desto reifer ist die Kartoffel. Eine robuste Schale ist die Voraussetzung dafür, dass man die Kartoffeln gut lagern kann.

Frühkartoffeln mit der hauchdünnen Schale sind entsprechend für den Sofortkonsum bestimmt. Um sicherzustellen, wann unsere Kartoffeln erntereif sind, machen wir mehrere Probegrabungen. Das erste Mal rund 70 Tage nach der Pflanzung. Je Sorte variiert der Zeitraum von der Pflanzung bis zur Ernte zwischen 100 und 170 Tagen.

Hier ernten wir Frühkartoffeln, bei denen das Kraut noch grün ist. (Bild: zvg)

Zuger Kartoffeln

Sobald unsere Kartoffeln reif für die Ernte sind, kontaktieren wir einen unserer Berufskollegen. Er besitzt eine grosse Kartoffelerntemaschine, mit der er bei vielen Landwirten in der Region die Kartoffeln erntet. Diese Maschine gräbt alles bis unterhalb des Dammes, in dem die Kartoffeln wachsen, aus und lädt es auf ein Förderband.

Auf diesem werden die Kartoffeln von der Erde, Steinen und dem restlichen Pflanzenmaterial getrennt. Übrig bleiben die Kartoffeln aus Zuger Erde. Direkt auf der Maschine sortieren wir die Kartoffeln aus. Dazu brauchen wir zwei bis drei Leute. Alles, was nicht geniessbar ist, weil beschädigt oder von Schädlingen angeknabbert, wird sofort aussortiert.

Zum Aussortieren braucht es einige Hände. (Bild: zvg)

Wir hoffen, dass wir mit diesem kurzen Einblick in unsere Kartoffelernte, den Gluscht auf regionale Härdöpfel wecken und ein paar neue Erkenntnisse vermitteln konnten. Gerne machen wir bei Interesse auch Hofführungen vor Ort.

Marc Fehlmann und das übrige Team von Iten Letzi

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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