Frühling auf dem Hof: Wenn die Kühe plötzlich tanzen
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Auf dem Hof Vogelsang tanzen im Frühling nicht nur die Kühe, auch der Garten erwacht aus dem Winterschlaf. Die Jahreszeit erinnert uns daran, wie viel Arbeit, aber auch Freude im einfachen Leben steckt.
Am vergangenen Samstag war es endlich so weit, unsere Kühe durften das erste Mal in diesem Jahr auf die Weide. Ein Moment, auf den wir uns jedes Jahr freuen. Sobald sich das Tor öffnet, stürmen sie hinaus, springen ausgelassen umher und reiben ihre Köpfe genüsslich im frischen Gras. Es ist ein Bild voller Lebensfreude – fast wie Kinder, die nach einem langen Winter wieder draussen spielen dürfen.
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Warum können sie nicht den ganzen Winter über auf der Wiese bleiben? Ganz einfach, der Boden braucht Zeit zur Regeneration. Würden die Kühe auch in den nassen, kalten Monaten draussen weiden, würde die Grasnarbe zu sehr leiden. Die Vegetationsruhe ist essenziell, damit im Frühjahr wieder saftige Weiden entstehen können. Dennoch haben unsere Kühe das ganze Jahr über Auslauf auf ihrem befestigten Laufhof – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Thomas hat in den Tagen vor dem ersten Weidegang alle Zäune kontrolliert und repariert, damit die Kühe sicher auf die Wiese können.
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Teamevent auf dem Hof
Letzten Freitag durfte ich ein Leitungsteam auf dem Hof Vogelsang begrüssen. Auf dem Programm standen eine Hofführung, ein gemeinsames Mittagessen und eine Runde Lamatrekking. Von Anfang an war es ein offener, wertschätzender Austausch mit der Gruppe – Begegnungen wie diese sind für mich immer eine grosse Bereicherung.
Während der Hofführung kam eine Teilnehmerin auf mich zu und meinte: «Ja, aber so wie du macht das doch niemand! Du bist eine Ausnahme in der Landwirtschaft!» Ich hätte es als Kompliment verstehen können, doch es löste in mir andere Gefühle aus. Warum hält sich das Bild vom Landwirt als rückständiger Umweltverschmutzer so hartnäckig? Dabei leisten wir tagtäglich viel mehr für die Umwelt, als oft wahrgenommen wird.
Landwirtschaft ist mehr als Mist und Gülle
Ja, wir haben mit Mist und Gülle zu tun – das gehört zur Landwirtschaft dazu. Aber es bedeutet nicht, dass unsere Höfe ungepflegt sind. Wir kümmern uns täglich um unsere Tiere, reinigen die Ställe und halten den Nährstoffkreislauf in Balance. Einmal im Jahr muss jeder Betrieb eine detaillierte Nährstoffbilanz erstellen, die genau festhält, welche Nährstoffe auf den Betrieb kommen und welche ihn verlassen.
Dieser Kreislauf ist ein essenzieller Bestandteil unserer Arbeit und muss eingehalten werden, damit wir den ökologischen Leistungsnachweis erfüllen. Er ist Grundvoraussetzung, dass wir überhaupt Direktzahlungen erhalten, und wird regelmässig von einer unabhängigen Kontrollorganisation überprüft.
Trotzdem wird in den Medien oft ein anderes Bild vermittelt. Viele Beiträge über Landwirtschaft sind sehr negativ behaftet. Verstösse gegen das Umweltschutz- oder Tierschutzgesetz einzelner schwarzer Schafe wird über Jahrzehnte durch die Medien gezogen. Immer und immer wieder die gleichen Bilder. Doch wo bleiben die positiven Geschichten? Landwirtschaft bedeutet auch Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Verantwortung für Boden, Tiere und Umwelt. Diese Aspekte sollten viel stärker in den Fokus rücken – umso dankbarer bin ich, mit diesem Blog ein realistisches Bild mitgestalten zu dürfen.
Der Garten erwacht
Nicht nur die Weidesaison hat begonnen, auch unser Garten erwacht langsam aus dem Winterschlaf. Diese Woche haben Katharina und Thomas gemeinsam den Garten aufgeräumt, gelockert und für die neue Saison vorbereitet. Fein säuberlich wurde Lamadung als natürlicher Superdünger für unser Gemüse eingearbeitet. Das Unkraut war in diesem Jahr besonders hartnäckig, aber die Mühe lohnt sich: Später im Jahr werden wir mit frischen, selbst angebauten Lebensmitteln belohnt.
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Selbstversorgung klingt romantisch, bedeutet aber vor allem eines: Arbeit. Doch wer einmal sein eigenes Gemüse geerntet hat, weiss, wie wertvoll jede einzelne Karotte ist. Genau das wollen wir in unseren Workshops vermitteln. Hier erleben die Teilnehmer hautnah, was es heisst, Lebensmittel selbst herzustellen. Eine Gruppe versorgt die Hühner, sammelt die Eier ein und stellt daraus frische Pasta her. Eine andere arbeitet im Garten, jätet, pflanzt und bereitet einen frischen Salat zu. Am Mittag sitzen alle zusammen und geniessen ein einfaches, aber von Grund auf selbst gemachtes Essen. Alle sind müde, alle zufrieden – ein Eindruck, der nachhaltig bestehen bleibt. Gute Nahrung braucht Zeit, viel Arbeit und Wertschätzung für die Natur.
Mit dem Frühling beginnt eine intensive, aber wunderschöne Zeit auf dem Hof. Die Natur erwacht, das Gras wächst, die Kühe geniessen ihre Weidezeit – und auch wir spüren, wie die Energie zurückkehrt.