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Einwintern auf dem Bröchli

Ein Tag im Leben von Andrea und Franz Iten in Oberwil

Franz und Andrea Iten auf ihrem Hof in Oberwil bei Zug. (Bild: zvg)

Vor den Toren der Stadt Zug gelegen und dank vielen Kleintieren, zieht der Hof von Andrea und Franz Iten immer viele Leute an. Doch jetzt ist zuerst einmal Einwintern angesagt, dafür gibt es noch so einiges zu erledigen.

Bereits sind wir im Spätherbst angelangt. Die Erntezeit ist abgeschlossen und nun geht es ans «einwintern». Frühmorgens, der Wecker klingelt. Ein erster Blick aus dem Fenster zeigt: ja, es ist November geworden. Nebel umschleicht den anbrechenden Tag.

Wir, mein Mann Franz und ich, Andrea, machen uns an die Arbeit. Unsere 25 Braunviehkühe wollen gemolken werden. Während sich Franz dieser Arbeit annimmt, füttere ich die hungrigen Damen, miste bei den Galtkühen aus und besorge unsere verschiedenen Kleintiere. Dazu zählen 16 Pfauen- und Kupferhalsziegen, beides Pro-Specie-Rara-Rassen.

Die Ziegen geniessen den schönen Herbsttag. (Bild: ait)

Viele Leute aus dem Dorf erfreuen sich an der heiteren Schar. Ziegen sind gewitzte Tiere und mit ihrem Charme wickeln sie manch einen um den Finger – auch uns! Nun geht’s weiter zu den Hühnern, Enten und Hasen. Bis alle versorgt sind, ist Franz fertig mit melken und wechselt gleich noch die Milch im Automaten beim Hofladen.

Wir betreiben einen kleinen Hofladen mit unseren Produkten. (Bild: ait)

Da es auf den Wiesen noch schön Gras hat, lassen wir die Kühe nach dem Frühstück auf die Weide. Wenn alles abgegrast ist, können wir nochmals Gülle ausbringen. Das wäre das Ziel, bevor der Winter kommt. Im Stall streut Franz nun mit Stroh und Kalk ein, so entsteht eine weiche Matratze und die Kühe können bequem liegen.

Meine Arbeit geht im Hofladen weiter: Ich putze gründlich und fülle die Lücken der verkauften Produkte auf. Dann verschiebe ich mich in meine «Verarbeitungsküche», um das Joghurt abzufüllen, das ich am Vortag gemacht habe. Es warten auch einige Kilo Äpfel auf mich, die ich zu Mus verarbeiten will.

Franz hat nun angefangen, die Maschinen, die er nicht mehr braucht «einzuwintern». Mähwerke, Motormäher, Kreiselheuer, Schwader sowie das Mulchgerät werden mit dem Hochdruckreiniger gewaschen, geschmiert und heute noch «eingeölt». Das Öl pflegt, hält alles geschmeidig und schützt vor Rost.  Allfällige kleinere Reparaturen erledigt Franz gleich selbst, sodass im Frühling wieder alles für den Einsatz parat ist.

Maschinen brauchen Pflege, damit sie lange einwandfrei funktionieren. (Bild: ait)

Heute nach dem Mittagessen kommt eine besonders wertvolle Lieferung: 60 junge Hühner ziehen in unseren Stall ein. Ein unüberhörbares Gegacker füllt den Raum! Zuvor haben wir alles ausgemistet und gereinigt, damit sie sich schnell wohlfühlen und schon bald Eier legen.

Wir haben eigentlich zwei Geflügelställe: Im einen sind die eben genannten Legehennen zu Hause und im anderen eine bunte Schar verschiedener Hühnerrassen: Zwerg-Wyandotten, Seidenhühner, Chabos, Vorwerk-Hühner und noch ein Holländer Zwerghuhn. Warum eigentlich so viele verschiedene Rassen und zahlreiche Kleintiere, die auch genügend Aufmerksamkeit erfordern?

Wir sind sehr nah am Dorf und auch an der Stadt gelegen. Viele Spaziergänger finden den Weg auf unseren Bauernhof, um unsere Vielfalt an Tieren zu sehen. Das macht uns Freude und regt auch immer wieder zu einem guten Gespräch an. Viele Leute wissen heutzutage nicht mehr viel über die Landwirtschaft und erfahren aus den Medien meistens nur negative Schlagzeilen.

Wir sehen uns als Vermittler und möchten der Bevölkerung die Landwirtschaft zeigen und erklären. Sie sieht uns beim Arbeiten, beobachtet unsere Tiere auf den Weiden, erlebt mit, wie die Früchte an den Bäumen reifen. Und sie kann die produzierten Lebensmittel frisch oder verarbeitet direkt von uns beziehen. Dies schafft Verständnis und Vertrauen. Hoppla, jetzt bin ich ein wenig abgeschweift.

Betriebsspiegel

Franz und Andrea Iten, Bröchli 5, 6317 Oberwil bei Zug
Betriebsgrösse: knapp 17 ha
Betriebszweige: Milchwirtschaft, Obstbau, Direktvermarktung
Tiere: Braunviehkühe und Kälber, Hühner, Ziegen, Enten, Hasen, Hofkatze Filu
Kulturen: Kunst- und Naturwiesen, Silomais, 150 Hochstamm-Bäume aller Art, Kirschen- und Apfel Niederstamm- Anlagen, Zwetschgen, Birnen, Pfirsiche, Pflaumen, Feigen, Trauben, Edelkastanien, Indianerbananen …
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar und Lehrling (er ist momentan in der Winterschule), in der Chriesi-Zeit: Erntehelfer aus der Familie und Nachbarschaft

Nach der Begrüssung unserer neuen gefiederten Mitbewohner gehen wir wieder den angefangenen Arbeiten nach. Bis die Kühe dann am späteren Nachmittag am Zaun stehen und uns zu verstehen geben, dass sie nun genug gefressen haben und es wohl wieder Zeit zum Melken ist. Danach legen sie sich zufrieden in ihr Strohbett. Nun ist auch für uns Feierabend! So, das war ein Tag im Leben von uns. Wir hoffen, es hat euch gefallen!

Liebe Grüsse vom Bröchli

Franz und Andrea Iten

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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